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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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schützen wird. Während die Soldaten sich in die Büsche schlagen, lassen wir – unter ›wir‹ verstehe ich die Mitglieder der Expedition, Mademoiselle Mornas, den Hauptmann, Monsieur de Saint-Bérain und Ihren gehorsamen Diener – uns auf einer freundlichen Lichtung nieder. Ich biete meiner Gefährtin ein Kissen an, doch Hauptmann Marcenay und Monsieur Barsac sind mir bereits zuvorgekommen und haben jeder einen Faltstuhl herbeigebracht. Peinliche Verlegenheit! Mademoiselle Mornas weiß nicht, welchen sie wählen soll. Schon sehen der Hauptmann und der Leiter der Expedition einander etwas schief an. Mademoiselle Mornas stellt indessen den Frieden zwischen ihnen wieder her, indem sie sich auf mein am Boden liegendes Kissen setzt. Die beiden Schwerenöter werfen mir böse Blicke zu.
    Monsieur Baudrières sitzt abseits auf einem kleinen Grashaufen inmitten einer Gruppe, die aus denen besteht, die ich die ›Neutralen‹ nenne. Es sind die Abgesandten der mehr oder weniger zuständigen Ministerien, die Herren Heyrieux, Quirieu und Poncin.
    Dieser letztere, der beachtlichste der drei, hatte sich seit unserem Aufbruch unaufhörlich Notizen gemacht. Ich weiß allerdings nicht, was für welche es, zum Kuckuck, waren. Wenn er eine weniger ›offizielle‹ Persönlichkeit wäre, so würde ich anzudeuten wagen, daß er aufs erstaunlichste den Typ des Monsieur Prud’homme verkörperte, aber seine Bedeutung liegt mir ›mit dem Gewicht eines Stiers auf der Zunge‹, wie der alte Homer es ausgedrückt haben würde. Was für eine Stirn! Mit einer solchen Stirn ist man entweder fabelhaft gescheit oder unbeschreiblich dumm. Dazwischen gibt es nichts. In welche dieser beiden Kategorien gehört wohl Monsieur Poncin? Näherer Umgang mit ihm lehrt es mich bestimmt.
    Dr. Châtonnay und Monsieur Tassin, die ich mit jenen Zwergpapageien vergleichen möchte, die man ›Inséparables‹ (Unzertrennliche) nennt, richten sich unter einem Feigenbaum häuslich ein. Sie breiten auf dem Boden ihre Karten aus. Ich kann nur in ihrem Interesse hoffen, daß das nicht ihre einzige Nahrung sein soll!
    Moriliré, der ganz entschieden ein findiger Bursche ist, läßt mitten in unserer Gruppe einen Tisch aufstellen und sodann eine Bank, auf die ich mich so setze, daß auch für Monsieur de Saint-Bérain Platz bleibt.
    Monsieur de Saint-Bérain jedoch ist gar nicht da. Er ist auch nicht anderswo. Monsieur de Saint-Bérain ist niemals da!
    Moriliré stellt einen Feldherd auf. Mit Hilfe von Tschoumouki und Tongané wird er für uns kochen, denn es ist beschlossen worden, die aus Europa mitgebrachten Konserven und sonstigen Vorräte so wenig wie möglich anzugreifen, sie vielmehr für die, wie man hofft, seltenen Fälle aufzusparen, in denen nicht das Land selbst uns in ausreichender Menge frische Lebensmittel liefert.
    Moriliré hat in Konakry Fleisch gekauft. Er zeigt es uns.
    »Ich werden machen gutes Ragout aus sadé (Lammfleisch), zart wie ein kleines Kind«, sagt er.
    Zart wie ein kleines Kind! Bei diesem Vergleich überläuft es uns kalt. Sollte Moriliré schon einmal Menschenfleisch gekostet haben? Wir fragen ihn. Er antwortet heuchlerisch, er selber habe es nie gegessen, doch habe er seinen Wohlgeschmack rühmen hören. Hmhm! …
    Unser erstes Mahl erinnert in keiner Weise an die Menüs des Café Anglais, ist aber deshalb nicht weniger ausgezeichnet. Man sage selbst: Gegrillte Hammelkoteletts mit Hirsebrei und Schibutter, Salat aus Palmenmark, Maiskuchen, Feigen, Bananen und Kokosnüsse. Als Getränk gibt es klares Wasser aus einer Quelle, die zu unseren Füßen fließt, und für Liebhaber dieses Getränkes Palmwein.
    Diesen verschiedenen Gerichten ging eine Vorspeise voraus, die unser Küchenchef nicht vorgesehen hatte. Aber greifen wir nicht vor, wie es in wohlangelegten Romanen heißt.
    Während Moriliré und seine beiden Gehilfen die angekündigte Mahlzeit für uns vorbereiten, gibt uns Dr. Châtonnay, der sich wieder zu uns gesellt hat, zu diesem Thema Erklärungen ab, die ich als technische Erläuterungen qualifizieren möchte.
    »Über das Lamm«, sagt er, »brauche ich nicht sprechen, Sie wissen da so gut Bescheid wie ich. Die Hirse, die dazu gereicht werden soll, ist wie der Weizen eine Getreideart. Mit Karite-oder Schibutter vermischt – der Baum, der sie liefert, trägt beide Namen – ergibt es eine ganz annehmbare Masse, vorausgesetzt, daß die Butter frisch ist. Diese Butter wird aus einer nuß- oder kastanienähnlichen Frucht

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