Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
nicht die Art von einheimischen Scherzreden austauschen, mit denen ihre Vorgänger nicht geizten. Im Grunde spricht das natürlich für ihre gute Disziplin.
Die beiden Unteroffiziere folgen im allgemeinen unserem Zug, wenn sie nicht gerade die Reihe der Schützen kontrollieren. Sie sprechen mit niemandem außer mit ihren Leuten, denen sie von Zeit zu Zeit kurze und sofort ausgeführte Befehle erteilen. Man muß anerkennen, daß unsere Begleitmannschaft zwar zahlenmäßig nicht stark ist, aber doch wenigstens unter straffem Kommando steht.
Leutnant Lacour nimmt an der Tete ungefähr die Stelle ein, die vormals Hauptmann Marcenay innehatte, das heißt die an Monsieur Barsacs Seite. Ich stelle fest, daß Mademoiselle Mornas jetzt etwas weiter hinten rangiert. Gemeinsam mit Saint-Bérain folgt sie Dr. Châtonnay und Monsieur Poncin. Mademoiselle Mornas sieht nicht so aus, als ob sie die Gesellschaft des Leutnants besonders schätzte.
Gegen diesen ist jedoch im Grunde nichts einzuwenden. Wenn er wenig spricht, so handelt er andererseits. Sicherlich spielt seine energische Haltung keine geringe Rolle bei dem befriedigenden Resultat der beiden letzten Reisetage.
Nein, es ist nichts gegen ihn einzuwenden, und doch …
Aber das ist bei mir wohl tatsächlich eine fixe Idee. Das Geheimnis, von dem ich mich umgeben fühle, die ungewöhnlichen Fakten, die ich festgestellt habe, müssen meinen Verstand verwirrt haben, so daß ich – zweifellos allzusehr – geneigt bin, rundum Verrat zu wittern.
Immerhin gibt es für meine Vorbehalte doch eine Motivation.
Es war heute morgen gegen neun Uhr. Wir zogen gerade durch einen vollkommen verlassenen Ort, der nur aus wenigen Behausungen bestand, als wir aus einer von ihnen stöhnende Laute vernahmen. Auf Befehl von Monsieur Barsac macht unsere Kolonne halt, und Dr. Châtonnay, begleitet von Leutnant Lacour und zwei Schützen, dringt in die Hütte ein, aus der die Klagetöne kommen. Natürlich heftet die Presse in meiner Gestalt sich an ihre Fersen.
In dem Raum, den wir betreten, bietet sich unseren Blicken ein trauriges Schauspiel dar. Wir finden zwei Tote und einen Verwundeten vor. Zu unserem Entsetzen sehen wir, daß die beiden Leichen, ein Mann und eine Frau, grauenhaft verstümmelt sind. Wer hat diese armen Leute getötet und verletzt? Wer hat sich dieser Verstümmelungen schuldig gemacht?
Dr. Châtonnay nimmt sich zunächst des Verwundeten an. Da es in der Hütte zu dunkel ist, tragen auf seinen Befehl zwei Schützen den Armen ins Freie. Es ist ein älterer Neger. Er ist an der Schulter getroffen, an der eine furchtbare Wunde klafft. Die Schlüsselbeinknochen liegen vollkommen frei. Ich frage mich, was für eine Waffe solch eine fürchterliche Verletzung hervorrufen kann.
Der Doktor reinigt die Wunde und entfernt aus ihr zahlreiche Bleifragmente. Darauf zieht und näht er die Fleischteile wieder zusammen, versorgt die Wunde und verbindet sie sorgfältig mit Material, das Leutnant Lacour ihm zureicht. Während der ganzen Zeit der Operation stößt der Patient unaufhörlich Jammerlaute aus. Er scheint weniger Schmerzen zu verspüren, nachdem ihm der Verband angelegt worden ist.
Der Doktor aber scheint sorgenvoll. Er tritt noch einmal in die Hütte und sieht sich die beiden Leichen genauer an. Als er wieder herauskommt, wirkt er noch beunruhigter. Er tritt zu dem Verwundeten und verhört ihn, wobei Tongané den Dolmetscher macht.
Aus dem Bericht des armen Negers geht hervor, daß sechs Tage zuvor, am 11. demgemäß, also drei Tage bevor unsere Eskorte ausgewechselt worden war, der kleine Flecken von einer Gruppe von Schwarzen, befehligt von zwei Weißen, angegriffen wurde. Die Einwohner sind alsbald in den Busch geflüchtet mit Ausnahme – da sie keine Zeit mehr fanden, sich in Sicherheit zu bringen – des Mannes und der Frau, deren Leichen wir vorgefunden haben. Der Verwundete war bei den anderen, wurde jedoch unglücklicherweise auf der Flucht von einer Kugel in die Schulter getroffen. Gleichwohl fand er noch genügend Kraft, um sich im Busch zu verstecken und auf diese Weise den Angreifern zu entgehen. Als diese sich entfernt hatten, brachten seine Gefährten ihn zwar in das Dorf zurück, liefen dann jedoch alle wieder davon, als sie einen anderen Trupp ausgerechnet von der Seite her, nach der der andere sich entfernt hatte, nahen sahen.
Das ist seine Erzählung, die wir natürlich nicht ohne Besorgnis vernehmen. Es kann für uns ja tatsächlich nicht angenehm sein zu
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