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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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während er das Geldstück, das ich ihm schenke, im Fluge erhascht und in einen der Pistolenhalfter an der Satteltasche steckt.
    Gleich darauf drückt seine Miene Erstaunen aus. Aus den Tiefen, in die er das Goldstück versenkt hat, kehrt seine Hand mit einer dicken Papierrolle zurück, das heißt mit etwas, was bei Negern eine Seltenheit ist. Ich stoße einen Schrei aus und reiße Tongané die Rolle, die ich nur allzugut wiedererkenne, aus den Händen.
    Meine Artikel! Wahrhaftig meine Artikel! Meine so bedeutenden Artikel sind demnach im Pistolenhalfter dieses Schelms Tchoumouki steckengeblieben! Ich sehe sie mir genauer an. Ach! Es sind alle, vom fünften an, inklusive! Welch strenges Urteil wird man nicht in der ›Expansion française‹ über mich fällen! Ich bin entehrt, ich habe für immer mein Ansehen eingebüßt!
    Während ich mich mit so trüben Gedanken beschäftige, traben wir mit unseren Pferden immer weiter vom Lager fort. Wir mögen etwa sechs Kilometer von ihm entfernt sein, als ich plötzlich haltmache. Ich habe soeben etwas Sonderbares entdeckt.
    Am Rande des Weges zeichnet sich eine sechs bis sieben Meter breite, etwa fünfzig Meter lange Spur mitten im Busch deutlich ab. Das Gras ist hier plattgedrückt, geknickt, vielfach sogar wie mit einer gigantischen Sichel förmlich abrasiert. In diesem kahlen Teil aber – und das vor allem zieht meine Aufmerksamkeit auf sich – erkennt man deutlich zwei parallele Fahrrinnen, ähnlich denen, die wir in Kankan angetroffen haben, am einen Ende acht bis zehn Zentimeter tief und unmerklich flacher zum anderen Ende hin. Diesmal liegt der tiefere Teil im Osten.
    Unwillkürlich stelle ich in Gedanken eine Verbindung zwischen dieser Doppelspur und dem gestern abend vernommenen Brummgeräusch her. Auch in Kankan hatte ich ja dieses seltsame Dröhnen gehört, bevor ich auf dem Boden diese unerklärlichen Rinnen entdeckte.
    Welche Verbindung besteht zwischen diesen beiden Phänomenen – dem Brummen und der doppelten Wagenspur – und dem ›Kéniélala‹ von Kankan? Ich kann keine erkennen. Dennoch muß es eine solche Verbindung geben, da beim Betrachten dieser rätselhaften Bodenfurchen mein Unterbewußtsein ganz von sich aus das unerfreuliche Bild des Negerzauberers heraufbeschwört.
     

    Man erkennt deutlich zwei parallele Fahrrinnen.
     
    Zudem kommt diese Gewißheit mir plötzlich in dem Augenblick, in dem nach zwei Voraussagen gerade auch die dritte sich bewahrheitet hat!
    Da aber befällt mich, wie ich da so allein mit meinem schwarzen Gefährten mich in dieser unendlichen Einöde befinde, ein Frösteln – das zweite seit gestern –, –, das mir eiskalt den Rücken hinunterläuft, und einen Augenblick lang überkommt mich bei dem Gedanken an das Geheimnis, das mich umgibt, nun doch so etwas wie Furcht.
    Das ist natürlich etwas ganz Wunderbares, zumal unter den bestehenden Voraussetzungen. Leider hält dieser Zustand nicht an, denn ich habe keine sehr gute Veranlagung für Angstgefühle. Mein schwacher Punkt ist die Neugier. Daher wälze ich denn auch in meinem Innern, während wir zu unseren Zelten zurückstreben, unermüdlich die aufreizenden Probleme, die sich mir stellen, und versteife mich eigensinnig darauf, für sie eine Lösung zu finden. Diese Anstrengung nimmt mich derart in Anspruch, daß ich nichts von dem wahrnehme, was um mich her geschieht.
    Als wir beim Lager ankommen, schrecke ich zusammen. Ohne jede Einleitung hat Tongané plötzlich zu mir gesagt:
    »›Toulatigui‹ (Leutnant) nichts gut. Schmutziges Affengesicht.«
    Ich antworte ihm, während meine Gedanken nicht bei der Sache sind, was für mich als Entschuldigung gelten mag:
    »Das kann man wohl sagen! …«
    17. Februar. – Wir haben heute einen tüchtigen Tagesmarsch hinter uns, und einen noch größeren haben wir gestern zurückgelegt. Fünfzig Kilometer in zwei Tagen. Tchoumouki ist nicht wieder aufgetaucht – dieser Gauner! Man merkt es. Unter der alleinigen Leitung von Tongané vollbringen Eseltreiber und Träger wahre Wunder und marschieren mit dem Höchstmaß an Schwung, dessen sie überhaupt fähig sind.
    Während dieser zwei Tage lassen die Befürchtungen, die ich hegte, offen gestanden etwas nach. Die Begleitmannschaft hat sich in korrekter Weise ihrer Aufgabe entledigt, die ja im übrigen nicht schwierig ist. Die zwanzig Mann umgeben in zwei Reihen unseren Zug, so wie auch die von Hauptmann Marcenay es taten. Es fällt mir nur auf, daß sie mit unseren Schwarzen

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