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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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verflüchtigt, sich während der Nacht gleichsam in Luft aufgelöst und mit ihr auch ausnahmslos alle Träger und Eseltreiber.
    Ist das hinlänglich klar? Leutnant Lacour, seine beiden Sergeanten und seine zwanzig Mann haben sich nicht nur auf einen kleinen morgendlichen Gesundheitsspaziergang begeben, um zum Mittagessen wieder bei uns zu erscheinen. Sie sind abgezogen, end-gül-tig ab-ge-zo-gen.
    Wir befinden uns nunmehr allein im Busch mit unseren Pferden, unseren persönlichen Waffen, sechsunddreißig Eseln, Verpflegung für fünf Tage und Tongané.
    Gut, gut! Ich war ja auf Abenteuer erpicht!
XI.
Was nun?
    Als die Teilnehmer der Expedition Barsac, die am Abend zuvor in Kadou angekommen waren, beim Erwachen am 18. Februar feststellen mußten, daß ihre militärische Bedeckung und ihr gesamtes Personal verschwunden waren, herrschte allgemeine Bestürzung. Diese zweifache Desertion, vor allem die der Eskorte, war so ungewöhnlich, daß sie sie lange Zeit hindurch noch nicht als endgültig hingenommen hätten, wäre ihnen nicht alsbald der Beweis erbracht worden, daß Soldaten und Bedienstete ohne den Gedanken an Rückkehr aufgebrochen waren.
    Amédée Florence, der als erster am Morgen sein Zelt verlassen hatte, war es, der seine Gefährten alsbald alarmierte. Alle, Malik einbegriffen, die die Nacht im Zelt von Jane Mornas verbracht hatte, waren sofort auf dem Plan. Wie gewöhnlich in solchen Fällen gab es zunächst eine ziemlich verworrene Diskussion. Es wurden mehr Überraschungsrufe als Überlegungen ausgetauscht. Bevor man daran dachte, Vorkehrungen für die Zukunft zu treffen, überließ man sich dem Staunen über die gegenwärtige Situation.
    Während sie diese diskutierten, erhob sich plötzlich ein Stöhnen im nahen Unterholz und machte ihnen klar, daß sie nicht allein waren, wie sie vermutet hatten. Saint-Bérain, Amédée Florence und Dr. Châtonnay eilten zu der Stelle, von der die Laute zu kommen schienen, und entdeckten Tongané, gefesselt, geknebelt und, schlimmer noch, mit einer langen Wunde an der linken Flanke.
    Nachdem Tongané von seinen Fesseln befreit, wieder zum Leben erweckt und verbunden worden war, wurde er verhört. Teils in seinem gewohnten französischen Kauderwelsch, teils auf Bambara, das in diesem Fall Mademoiselle Mornas übersetzte, erzählte Tongané, was er von den nächtlichen Vorgängen wußte.
    Der heimliche Aufbruch hatte zwischen ein und zwei Uhr morgens stattgefunden. Zu diesem Zeitpunkt hatte Tongané, durch ungewöhnliche Geräusche, die den Europäern in ihren Zelten entgangen waren, geweckt, zu seinem großen Erstaunen die zwanzig Schützen sämtlich im Sattel und bereits ein Stück vom Lager entfernt, wahrgenommen, während das schwarze Personal unter Anleitung von Leutnant Lacour und den beiden Sergeanten irgend etwas vorzunehmen schienen, was er bei der herrschenden Dunkelheit nicht genau erkennen konnte. Von Neugier getrieben und im übrigen von keinerlei Mißtrauen erfüllt, war Tongané aufgestanden und hatte in der Absicht, die Sache zu erkunden, seine Schritte zu den Trägern und Eseltreibern gelenkt. Er war indessen nicht bis zu ihnen vorgedrungen. Auf halbem Wege hatten sich zwei Männer auf ihn gestürzt, der eine hatte ihn an der Kehle gepackt, ohne ihm Zeit zu lassen, auch nur einen Schrei auszustoßen. Im Nu war er zu Boden geworfen, geknebelt und gebunden. Bevor er hinfiel, hatte er jedoch noch sehen können, daß die Schwarzen, Träger wie Eseltreiber, dabei waren, zahlreiche Ballen aufzuladen, die sie aus anderen ausgewählt hatten. Tongané war also außer Gefecht gesetzt, und seine Angreifer wollten sich gerade entfernen, als sie von einer dritten Person angeredet wurden, die niemand anderes war als Leutnant Lacour. Mit schnarrender Stimme fragte er:
    »Alles bereit?«
    »Jawohl«, antwortete einer der Angreifer, in dem Tongané einen der Sergeanten erkannte.
    Darauf trat Stille ein. Tongané spürte, daß jemand sich über ihn beugte. Hände glitten über seinen Körper und betasteten ihn.
    »Ihr seid ja wirklich wahnsinnig!« fuhr der Leutnant fort. »Ihr geht davon und laßt hier einen Burschen zurück, der vielleicht mehr als erwünscht gesehen hat. Robert, versetze diesem Kerl gefälligst einen Stoß mit dem Bajonett.«
    Der Befehl war sofort ausgeführt worden, aber da es Tongané glücklicherweise gelungen war, sich zusammenzukrümmen, war die Waffe, anstatt ihn mitten in die Brust zu treffen, an einer seiner Rippen abgeglitten und hatte ihm

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