Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
hören, daß eine Bande von Übeltätern die Gegend unsicher macht. Wir müssen offenbar noch von Glück sagen, daß wir nicht selbst mit ihnen zu tun bekommen haben, da sie nach Aussage des Verwundeten uns ja entgegengezogen sind.
Indessen drückt der arme Teufel gerade auf rührende Weise Dr. Châtonnay seine Dankbarkeit aus, als er plötzlich schweigt und seine Augen sich vor Schrecken weiten, während er auf jemanden in unserem Rücken starrt. Wir drehen uns um und finden uns einem der Unteroffiziere unserer Eskorte gegenüber. Offenbar hat der Anblick dieses Mannes den Neger mit solchem Entsetzen erfüllt.
Der Unteroffizier hingegen zeigt eine ganz unbeteiligte Miene. Jedoch wird er etwas unsicher, als die kalten Augen Leutnant Lacours ihm einen niederschmetternden Blick zusenden, der sowohl einen Vorwurf wie eine Drohung ausdrückt. Flüchtig erhasche ich diesen Blick, den ich mir nicht erklären kann. Der Sergeant jedoch deutet mit dem Finger an die Stirn, um uns zu verstehen zu geben, daß der Verwundete deliriert, und kehrt zu seinen Leuten zurück.
Wir selber gehen wieder zu unserem Kranken, aber der Zauber ist gebrochen. Er starrt uns jetzt nur voller Entsetzen an, und es ist unmöglich, ihm noch ein Wort abzuringen. Er wird also in seine Hütte zurückgebracht, und wir ziehen weiter, noch dazu über sein Schicksal beruhigt, denn Dr. Châtonnay versichert uns, daß er wieder gesunden wird.
Ich weiß nicht, was sich meine Gefährten denken. Ich meinerseits grüble im Weiterreiten über das neue Problem nach, das meinem Scharfsinn zu schaffen macht: Warum hat der alte Neger solches Grauen bekundet? Warum ist dieses Grauen, während er Leutnant Lacour gar keine Beachtung schenkte, ohne jede Möglichkeit eines Zweifels durch den Anblick eines unserer Sergeanten in ihm hervorgerufen worden?
Zur Abwechslung ist für dieses Problem keine Klärung zu finden. Alle diese unlösbaren Rätsel, die der Zufall uns aufgibt, beginnen einem auf die Nerven zu fallen.
Heute abend haben wir ziemlich spät erst unsere Zelte in der Nähe eines kleinen Dorfes mit Namen Kadou aufgeschlagen. Wir sind bei unserer Ankunft sehr betrübt, denn Kadou ist die Stätte, an der Mademoiselle Mornas und Saint-Bérain uns verlassen werden. Während wir geradenwegs uns weiter nach Ouaghadougou und dem Niger zu begeben, werden die beiden, mit Gao und gleichfalls dem Niger als Ziel, sich weiter nordwärts bewegen.
Ich brauche wohl nicht erst zu sagen, daß wir alles Menschenmögliche unternommen haben, um sie zur Aufgabe dieses unsinnigen Plans zu bewegen. Wie sich voraussehen ließ, waren jedoch alle unsere Bemühungen umsonst. Ich wage vorherzusagen, daß die künftige bessere Hälfte von Hauptmann Marcenay nicht die bequemste der Gattinnen sein wird. Wenn Mademoiselle Mornas sich etwas in den Kopf gesetzt hat, wird selbst der Teufel sie nicht davon abbringen können.
In unserer Verzweiflung haben wir unsere Zuflucht sogar zu Leutnant Lacour genommen und ihn gebeten, auch seinerseits unserer Reisegefährtin darzulegen, welche Torheit sie zu begehen im Begriff sei. Ich bin überzeugt, daß auch er seinen Atem verschwendet hätte, doch hat er sich diese Mühe gar nicht erst gemacht. Leutnant Lacour hat kein Wort gesagt. Mit einer ausweichenden Handbewegung hat er nur gelächelt und zwar auf eine Weise, die mir merkwürdig vorkam, obwohl ich nicht recht sagen kann, warum.
Wir machten also Rast in Kadou. In dem Augenblick, in dem ich mich auf meine private Lagerstatt zurückzuziehen gedenke, hält Dr. Châtonnay mich zurück.
»Wovon ich Sie doch lieber unterrichten möchte, Monsieur Florence«, sagt er zu mir, »ist, daß die Kugeln, von denen die Neger, die wir vorhin sahen, getroffen worden sind, explosive Geschosse waren.«
Ohne meine Antwort abzuwarten, entfernt er sich.
Aha! Schon wieder etwas Geheimnisvolles! Diesmal sind es Explosivgeschosse! Wer kann solche Waffen benutzen? Wie können auch nur derartige Waffen in diese Gegend gelangt sein?
Zwei weitere Fragen kommen damit zu meiner Sammlung hinzu, die sich fortwährend bereichert. Meine Sammlung an Antworten wächst hingegen keineswegs!
18. Februar. – Letzte Neuigkeit dieses Tages, ohne Kommentar: Unsere Eskorte ist abgezogen. Jawohl, auf und davon.
Ich lege Wert auf diese Feststellung, weil sie kaum glaubhaft ist, und wiederhole nochmals: die Eskorte ist abgezogen. Beim Erwachen, vor drei bis vier Stunden, haben wir sie nicht mehr vorgefunden. Sie hat sich
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