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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Dinge, wie man sie mir präsentieren will, und bin gezwungen zuzugeben, daß Monsieur Barsac recht hat. Wo habe ich gestern abend nur meine Gedanken gehabt? Ich bin das Opfer einer Selbstsuggestion. Diese Neger sind nicht anders als alle übrigen Neger.
    Monsieur Barsac nimmt seinen Vorteil wahr. Mit größerer Sicherheit als gewöhnlich (und Gott weiß, daß es ihm auch sonst nicht daran fehlt) fährt er fort:
    »Und nun die Unteroffiziere! Was finden Sie an ihnen so Besonderes? Sie sind allerdings sehr schmutzig, aber doch auch nicht mehr als so manche von den Sergeanten Hauptmann Marcenays. Man kann hier in freier Landschaft nicht sehr genau in puncto Korrektheit der Uniformen sein.«
    Das trifft natürlich ins Schwarze. Ich bin denn auch wirklich in meiner Meinung erschüttert.
    »Leutnant Lacour indessen …« wage ich schüchtern einzuschieben.
    »O ja! Der ist außergewöhnlich korrekt!« ruft Monsieur Barsac lächelnd aus. »Offenbar ist er an seiner Person sehr eigen und nimmt es mit seiner Toilette sehr genau. Doch das ist ja kein Verbrechen.«
    Nein, das ist es nicht. Trotz allem wage ich einen letzten Vorstoß.
    »Immerhin, eine so blitzblanke neue Uniform …« gebe ich zu bedenken, »das ist doch immerhin sonderbar.«
    »Die trägt der Leutnant, weil seine andere sich vermutlich in seinem Offizierskoffer befindet«, erklärt mir Monsieur Barsac, der einfach für alles eine Antwort parat hat. »Da er über und über eingestaubt war, hat Leutnant Lacour sich in Wichs geworfen, bevor er mir unter die Augen getreten ist.«
    Es scheint, daß Monsieur Barsac diese Sorgfalt vollkommen natürlich findet. Wahrscheinlich liegt es nur an mir, daß ich mir über die Bedeutung des Chefs der Expedition nicht hinlänglich Rechenschaft gebe.
    »Im übrigen habe ich mich heute nachmittag eine ganze Weile mit Leutnant Lacour unterhalten …«
    (Während ich mir meine Notizen machte, wahrscheinlich.)
    » … Ein charmanter Bursche, trotz seiner, wie ich Ihnen zugeben muß, etwas übertriebenen Neigung zur Eleganz. Höflich, wohlerzogen, verbindlich, ja sogar respektvoll …«
    Hier wirft Monsieur Barsac sich förmlich in die Brust.
    » … sogar respektvoll. Ich halte ihn für eine angenehme neue Erscheinung in unserem Kreis und für einen durchaus traitablen Untergebenen.«
    »Hat Leutnant Lacour«, frage ich immerhin, »seinerseits keine Bedenken, daß wir unsere Reise unter diesen Voraussetzungen fortsetzen?«
    »Keine.«
    »Sie selber aber zögerten doch vor kurzem noch, Herr Deputierter.«
    »Ich zögere nicht mehr«, erklärt Monsieur Barsac, der sich beim Reden offenbar selbst überzeugt hat. »Morgen brechen wir auf.«
    »Ohne sogar«, frage ich noch, »die Zweckmäßigkeit unserer Reise geprüft zu haben, nachdem wir uns über die Möglichkeit klargeworden sind?«
    Die diskrete Ironie meiner Frage fällt leider unter den Tisch.
    »Wozu?« antwortet Monsieur Barsac. »Diese Reise ist nicht nur zweckmäßig, sondern sie ist auch notwendig.«
    »Notwendig?« wiederhole ich verständnislos.
    In bester Laune faßt Monsieur Barsac mich kameradschaftlich unter den Arm und erklärt mir das weitere in vertraulichem Ton.
    »Unter uns gesagt, mein Lieber, will ich Ihnen gern zugestehen, daß seit einiger Zeit schon die Schwarzen, denen wir begegnen, bei weitem nicht entbarbarisiert genug sind, um sie zu Wählern zu machen. Wenn Sie darauf bestehen, gebe ich sogar auch noch zu, daß wir keine Aussicht haben, noch wieder bessere Erfahrungen zu sammeln, solange wir uns von der Küste fort ins Innere bewegen. Was ich aber da zu Ihnen sage, gedenke ich nicht in der Kammer von der Tribüne aus vorzutragen. Wenn wir nun aber diese Reise zu Ende führen können, wird folgendes geschehen: Baudrières und ich legen jeder einen Bericht vor, dessen Ergebnisse einander diametral entgegengesetzt sein werden. Diese Berichte gelangen dann zu einer Kommission. Dort werden wir uns gegenseitig Zugeständnisse machen, und als Folge davon wird man einigen Negerstämmen in der Nähe des Ozeans das Wahlrecht zugestehen, was einen Sieg zu meinen Gunsten bedeutet, oder wir machen keine Zugeständnisse, und die ganze Sache wird ad acta gelegt. Nach acht Tagen denkt niemand mehr daran, und so wird niemals jemand erfahren, ob die Tatsachen mir recht oder unrecht gegeben haben. In beiden Fällen steht nichts dem entgegen, daß Baudrières oder ich, je nachdem woher der Wind gerade weht, das Portefeuille für die Kolonien bekommen. Komme ich jedoch

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