Das erste Date – Erotischer Liebesroman
„Setzten Sie sich doch.“
Meine Atmung setzte fast aus. Deswegen war sie also hier, sie wollte Daniel verhören. Übelkeit stieg in meiner Kehle hoch. Ich hatte meinen Eltern noch nie einen Mann vorgestellt. Ganz im Gegenteil – Sebastian war das Kind der Freunde meiner Eltern gewesen. Großer Gott! Diese ganze Dating-Sache war noch schlimmer, als ich ursprünglich gedacht hatte.
Mit aufgerissenen Augen beobachtete ich das Schauspiel, fest der Überzeugung, gleich eine Tragödie zu sehen. Wie bei einem Zugunglück war ich weder in der Lage einzugreifen, noch konnte ich den Blick abwenden.
„Also, Daniel: Nehmen Sie oft anderen Männern die Freundin weg?“ Meine Mutter klang überaus süßlich, doch bei ihren Worten blieb mir fast das Herz stehen.
„In der Regel sehe ich davon ab – es sei denn, das Mädchen ist absolut unwiderstehlich, klug und liebenswert. Wenn ich dann noch Ihrer Mutter ansehen kann, dass meine Angebetete in zwanzig Jahren noch hinreißend aussehen wird – ich fürchte, da ist es wohl um meine Selbstbeherrschung geschehen.“
Noch nie in meinem Leben musste ich mich dermaßen zusammenreißen. Das Daniel auf jede Frage eine Antwort hatte, war ich bereits gewohnt. Aber in diesem Moment hatte er einen neuen Rekord aufgestellt. Mit meiner Mutter hatte er jetzt die zweite Frau aus unserer Familie – die absolut und unter keinen Umständen jemals daran dachte, rot zu werden – zum Erröten gebracht. Meine Finger zuckten, so sehr wollte ich mein Handy aus der Tasche ziehen und ein Bild davon machen. Don und Kai-Uwe würden mir niemals glauben, dass das hier gerade passiert war.
Der Mund meiner Mutter klappte auf, während ihre Wangen ganz bezaubernd glühten. Doch sie brachte keinen Ton hervor. Stattdessen griff sie nach ihrem Glas und kippte den Wein in einem Zug hinunter. Diese Wirkung hatte Daniel auf die Frauen in meiner Familie also. Ich konnte es plötzlich kaum erwarten, was wohl passieren würde, wenn ich ihn meiner Oma vorstellte.
„Es tut mir leid“, sagte ich plötzlich völlig ohne Zusammenhang in die Stille hinein und wusste selbst nicht so ganz, bei wem ich mich gerade für was entschuldigte. Meine Mutter nickte abwesend und überprüfte den Sitz ihrer Frisur. Daniel lächelte noch immer charmant.
Atemlos sah meine Mutter mich an und murmelte: „Deinem Vater erzählst du das aber selbst, am Sonntag kommt ihr zum Essen.“ Sie stand auf, wehrte Daniel, der sich erheben wollte, mit einer Handbewegung ab und sagte: „Ich finde selbst raus!“
Dann rannte sie förmlich aus dem Haus. Verblüfft starrte ich ihr hinterher.
„Sollten wir ihr irgendwie hinterher gehen?“, erkundigte Daniel sich besorgt.
Eine kurzen Moment dachte ich nach, dann schüttelte ich den Kopf. „Nein, ich glaube, sie hat nicht mit deinem geballten Charme gerechnet. Sie muss jetzt erst einmal verdauen, was sie alles erfahren hat – und dass es davon gekrönt wird, dass sie dich nicht hassen kann. Dabei ist Sebastian wie ihr dritter Sohn. Er wäre ausgerastet, wenn er gesehen hätte, wie mühelos du sie um den Finger gewickelt hast.“
Daniel lehnte sich im Stuhl zurück und sah dabei selbstgerecht aus. Meine Mutter hatte er vielleicht eingewickelt, aber ich war hellhörig geworden. „Sieht so aus, als hättest du einige Übung im Umgang mit Schwiegermüttern“, stellte ich beiläufig fest. Dabei nippte ich an dem Wein und sah in den Garten.
„Frau ist Frau.“ Das war alles, was Daniel dazu zu sagen hatte. Die knappe Antwort begleitete er mit einem Achselzucken.
„Ach, ist das so?“ Wie gern wurde ich doch mit wahllos allen Frauen verglichen – inklusive meiner eigenen Mutter.
Er drehte den Kopf und grinste mich an. „Möchtest du mir eine Frage stellen?“
Und ob ich das wollte! Aber das wusste er ganz genau, deswegen war er so zufrieden, während an mir die Frage nagte, mit wie vielen Frauen er zusammen gewesen war. Er war nicht sehr viel älter als ich, aber wenn ich ihn mit meinem gleichaltrigen Bruder verglich…
Den Gedanken wollte ich gar nicht zu Ende führen. Was wusste ich von seinem sexuellen Vorleben – von dieser Melanie einmal abgesehen?
Genauso viel wie er von meinem – das war die ehrliche Antwort. Allerdings wusste ich auch, dass er mir die gleiche Frage stellen konnte, wenn ich sie ihm stellte. Deswegen hielt ich mich zurück. Nicht, dass meine Zahl astronomisch hoch gewesen wäre, aber ich fürchtete, dass sie seine bei weitem überstieg, wenn er
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