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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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er ging weiter, und schließlich kam er zu einer Art Pfad, der bergab führte. Dem folgte er, und als der Morgen graute, hatte er das Gebirge hinter sich gelassen. Er erreichte die ›Straße des Sieges‹ und folgte dieser Überlandstraße, ohne nachzudenken und ohne sich zu fragen, wohin sie wohl führte. Er machte sich nichts vor: Er wusste nicht, wohin, und ganz offensichtlich würde er bald sterben. Sehr wahrscheinlich würden ihm die letzten Kräfte ausgehen. Dann wollte er sich hinsetzen, um sich auszuruhen, und das war’s dann. Wenn er Glück hatte, würde er einen Baum finden, gegen den er sich lehnen könnte … er würde die Augen schließen … und sich einfach fallen lassen.
    Er freute sich darauf, so zu sterben, wie ein alter Mönch, der sich die Welt träumte. Doch das Bild weckte seine Lebensgeister erneut, und während er an der Straße entlangging, hielt er Ausschau nach einem geeigneten Baum. Dem Todesbaum. Seinem Baum.
    Aber er fand ihn nicht. Es wurde Mittag, die Luft erwärmte sich, und nach und nach wurde es wieder Abend. Die Nacht brach herein, die Temperatur fiel, und Kang ging weiter und weiter.
    Und so ging es einen zweiten Tag und dann einen dritten Tag. Instinktiv und ohne nachzudenken, stapfte Kang dem einzigen Ort entgegen, den er so gut kannte wie die Umgebung von Tasi-ko. Die Entmilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea. Die EMZ, ein scharf bewachtes Niemandsland von über hundertfünfzig Kilometern zwischen Gelbem Meer und Japanischem Meer, war Naturschutzgebiet und Todesstreifen zugleich. Von Tunneln durchzogen und mit Landminen übersät, war die Zone ein grünes Band in einem Meer aus Schlamm und Eis – friedlich, bewaldet und gefährlich. Das Tor zum Vampir-Süden.
    Vielleicht würde er ja dort seinen Baum finden.

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    Eilmeldung
    T ELEGRAMMTEXT 98 S EOUL 008.070
    G EHEIM
    I NFO CIAE -04 DODE - OI INR -02
    S EITE 01
    V ON : A MERIKANISCHE B OTSCHAFT S EOUL
    AN : CIA L ANGLEYVA SOFORT 8030
     MAD W ASHINGTON DC DRINGEND
    I DENT .: Z USTÄNDIGE V ORGESETZTE , L EITER , O ST -A SIEN /S ÜDKOREA
    B ETR .: Ü BERLÄUFER  K ANG Y ONG -P U
    B EZ .: S EOUL
    1.       G EHEIMER G ESAMTTEXT
    2.       S ÜDKOREA ANSP B ERICHTET /F ESTNAHME VON DVRK-B ÜRGER K ANG Y ONG -P U DURCH S ÜDKOREAN . A RMEE AM 29.01.98 UM 04.00. K ANG GIBT AN EMZ IN DERSELBEN N ACHT VIA ›E INSCHLEUSUNGSTUNNEL ‹ CA . 43 K ILOMETER WESTL . VON S EHYON - NI BETRETEN ZU HABEN .
    3.       K ANG K RIEGSVERSEHRTER UND ›S ANITÄTER ‹. S AGT ÜBERGELAUFEN NACH MILITRÄ . V ORFALL IN T ASI - KO .
    4.       ANSP HÄLT K ANGS B EHAUPTUNG FÜR NICHT GLAUBWÜRDIG . I NFOQUELLE › VELOZIPED ‹ (P JÖNGJANG ) MELDET KEINE M ILITÄRAKTION IN II C ORPS .
    5.       K ANG ALS › INSTABIL ‹ EINGESCHÄTZT . W IRTSCHAFTSFLÜCHTLING .
    6.       E MPFOHLENE S CHRITTE : KEINE (R ÜCKFÜHRUNG BETR . P ERSON NACH A NWEISUNG VIA T RANSIT EMZ )
    Taylor Fitch lockerte die Krawatte am Hals, lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück, seufzte und las das Telegramm zum drittem Mal an dem Nachmittag. Als ehemaliger Zeitungsreporter (na schön, das war eine Tarnung gewesen, aber er hatte trotzdem Artikel geschrieben) musste er grinsen über die Verwendung nicht erläuterter Akronyme. Wer wusste schon, dass das ANSP die ›südkoreanische CIA‹ war – das sogenannte ›Amt für nationale Sicherheitsplanung‹? Wer wusste schon, dass DVRK für Demokratische Volksrepublik Korea stand (auch bekannt als die ›Kommunisten‹)?
    Die Antwort lautete: so gut wie keiner. Und Fitch meinte damit nicht etwa die Öffentlichkeit. Er meinte die CIA.
    Der CIA-Mann rieb sich übers Kinn und überlegte träge, ob er sich den Bart färben sollte. Er hatte ihn seit dem College, und er wurde allmählich grau, wie die Haare an seinen Schläfen. Das gefiel ihm nicht. Ja, er hasste es sogar (obwohl er, wie er zugeben musste, seine in letzter Zeit umfangreicher werdende Taille noch viel mehr hasste). Vielleicht sollte er einem Fitnessclub beitreten. Vielleicht –
    Vielleicht sollte er sich aber auch mal auf seine Arbeit konzentrieren. Er könnte über fünfzig Pfund abnehmen, und das Telegramm läge noch immer hier. Er musste etwas damit machen.
    Zum Beispiel könnte er es … abheften. Einfach ab in die Akte damit. Schließlich war dieser Soundso niemand Besonderes. Er war kein Mitglied der Volksversammlung – beileibe nicht. Und wenn das Büro in Seoul nicht totalen Murks gemacht hatte, war dieser

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