Das erste der sieben Siegel
Verbindungsbüro der CIA abgesegnet wurde – was bedeutete, dass jeder Antragsteller ein Codewort haben musste, mit dem der Zugriff auf eines der speziellen Computerprogramme der CIA möglich war.
In diesem Fall gab es aber kein Programm und somit auch kein Codewort. Fitch hatte nur so eine Ahnung, und das reichte dem Mitarbeiter des Verbindungsbüros keineswegs.
Glücklicherweise war das Pentagon kooperativer als das NRO, und Fitch war sicher, dass er von der National Imagery & Mapping Agency (NIMA) bekommen würde, was er brauchte. Die NIMA war die einzige Stelle, die das Militär mit Satellitenaufnahmen versorgte, und sie hatte ein weitaus umfangreicheres Archiv als das NRO. Während das NRO sich auf ultrasensible Ziele wie beispielsweise Truppenentwicklungen und Atomreaktoren konzentrierte, hatte die NIMA ein weitaus größeres Aufgabenfeld.
Die NIMA kümmerte sich nicht nur um zahlreiche konventionelle militärische Belange, sondern war auch mit der gewaltigen Arbeit betraut, die Welt kartografisch zu erfassen – die ganze Welt –, und zwar dreidimensional; gleichzeitig musste sie laufend die Verlagerungen von Küstenlinien, Klimaveränderungen und landwirtschaftliche Entwicklungen auf jedem Kontinent verfolgen.
Und dieses letzte Aufgabengebiet war es, weshalb Fitch sich an die NIMA wandte und der zuständigen Mitarbeiterin sagte, was er suchte:
»Fotos.«
»Na, dann sind Sie hier genau richtig. Was für Fotos?«
»Nordkorea.«
Die Frau gab ein uneindeutiges Geräusch von sich, eine Art halbersticktes Grunzen.
»Heißt das ja?«
»Nun, kommt drauf an. Nordkorea ist groß.«
Fitch drehte sich auf seinem Stuhl um und suchte nach dem Kartenindex von Tasi-ko. »Ich habe hier die Koordinaten.«
»Lassen Sie hören.«
Er tat es.
»Um welchen Zeitraum geht es?«
»Also, genau genommen um zwei. Ich brauche Fotos, die in der letzten Woche aufgenommen wurden, und welche von vor einem Monat oder früher.«
»Davor und danach«, sagte die Frau.
»Genau.«
»Tja … mal sehen, was ich finden kann, aber wenn es um eine Gegend in der finstersten Provinz geht – was für eine Auflösung brauchen Sie?«
»Da kann ich Sie trösten«, sagte Fitch. »Die Fotos müssen nicht besonders scharf sein. Geländeaufnahmen, mehr nicht. Hauptsache, ich kann einen Parkplatz von einem Reisfeld unterscheiden.«
»Oh, gut«, sagte die Frau erleichtert. »Das dürfte kein Problem sein. Ehrlich gesagt, solche Aufnahmen könnten Sie vermutlich sogar im Internet finden.«
»Ich habe keinen Internetanschluss«, sagte Fitch.
»Sollten Sie aber!«
»Nur über meine Leiche.«
»Wie meinen Sie das?«
»Aus Sicherheitsgründen. Die Computer sind hier nicht mit dem Telefonnetz verbunden.«
»Na ja, nur für alle Fälle: Wir haben www.nfka.com.« Pause. »Haben Sie verstanden?«, fragte sie.
»Ja«, erwiderte Fitch. »Hab ich. Aber bis ich mir einen Anschluss legen lasse, ist das alles rein akademisch.«
Die Fotos trafen am späten Nachmittag desselben Tages ein, überbracht von einem Boten des Pentagons, als Fitch sich gerade den Mantel anzog, um nach Hause zu gehen. Schon in der Tür stehend, riss er den Umschlag auf und nahm zwei Fotos im Format 28 x 35 heraus. Das erste war ein farbunechtes Landsat-Foto, das einen Sechsundneunzig-Grad-Bogen abdeckte – etwa drei Kilometer breit. Es zeigte eine Ansammlung von, wie es aussah, Betonhäusern, umgeben von Brachfeldern in den Ausläufern der Diamantberge. Auf der Rückseite waren Zeit, Datum und die Koordinaten vermerkt:
13:07:23 Z
13.1.97
38° 41’ 16“ N, 126° 54’ 08“ O
Das zweite war ein Schwarzweißfoto und trug auf der Rückseite einen Stempel, dem zu entnehmen war, dass es sich um das Produkt eines Luftwaffenaufklärungsprogramms handelte, dessen Kryptonym geschwärzt worden war. Das Foto war am 28. Januar aufgenommen worden und enthielt die gleichen Koordinaten wie das erste Foto. Und obwohl der Bogen anders war – nur dreizehn Grad –, war das Bild absolut eindeutig.
Es zeigte ein Feld. Umgeben von Schnee.
Fitchs Herzschlag beschleunigte sich, als er von dem einen Foto zum anderen blickte und wieder zurück. Er überprüfte die Koordinaten ein zweites Mal, aber es war eigentlich nicht erforderlich. Dieselbe zweispurige Straße, die auf dem Landsat-Foto durch das Dorf verlief, führte auch über den ›Parkplatz‹. Himmel, dachte er, es ist wie ein Zaubertrick. Erst sieht man es, und dann wieder nicht.
Und obwohl er wusste, was die Bilder
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