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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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einem schlaksigen jungen Mann um, der mit dem Rücken an die Wand gelehnt dasaß und gelangweilt dreinblickte. »Fred?«
    »Sie wissen, dass er hier ist«, sagte der Anwalt, »aber sie können nichts machen. Er muss sie nicht sehen oder mit Ihnen sprechen. Er ist dreiundzwanzig. Außerdem habe ich eine eidesstattliche Versicherung von ihm, in der er erklärt, dass alles in Ordnung ist – besser gesagt, ich werde sie haben, sobald sie geschrieben ist.«
    »Und du meinst, er unterschreibt?«
    »Er hat sie schon vor fünf Jahren unterschrieben, als er ins ›Personal‹ aufgenommen wurde. Jeder hat so eine Versicherung unterschrieben. Mehr als eine. Jetzt müssen wir nur noch das Datum einsetzen und uns überlegen, was genau drinstehen soll.«
    »Gut!«, sagte Solange, klatschte in die Hände und drehte sich um. »Wer ist jetzt dran? Avram! Was hast du zu berichten?«
    Der Leiter der technischen Abteilung war ein schielender russischer Flüchtling mit schlimmer Schuppenflechte. Während er seine Bifokalbrille mit seinem Hemdzipfel putzte, räusperte er sich und blickte kurzsichtig in Solanges Richtung. Dann lächelte er. »Wir können loslegen.«
    Solange starrte ihn verblüfft an. »Machst du Witze?«
    »Nein. Obwohl ich, wenn du gestattest, mal eines sagen muss: Das war nicht einfach. Seit fast acht Monaten arbeiten wir rund um die Uhr – und zwar ausschließlich daran. Wir hatten Probleme mit den Temperaturen. Wir hatten Probleme mit Zuständigkeiten und der Disziplin bei dem einen oder anderen Mitarbeiter. Und der Impfstoff!« Er stockte und sah jeden einzelnen auf der Terrasse eindringlich an. »Habt ihr eine Ahnung, wie schwierig es ist, zwanzigtausend befruchtete Eier zu kaufen, ohne die Aufmerksamkeit der Gesundheitsbehörden zu erregen?«
    Solange und die anderen lachten, Avram schmunzelte.
    »Aber … ja!«, schloss er. »Wir können morgen mit der Impfung beginnen. Wann immer du willst.«
    Solange schloss einen Moment die Augen. »Und die Dame?«, fragte er.
    Avram setzte sich die Brille wieder auf die Nase und blinzelte zweimal kurz, während seine Augen sich fokussierten. »Die Dame ist stärker denn je«, sagte er. »Und sie gedeiht prächtig.«
    »Du sagst, sie ist stärker denn je. Dann ist das deine Theorie. «
    Avram schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist eine Tatsache.«
    »Aber wie kannst du das wissen?«
    »Weil wir Tests gemacht haben – nicht draußen, aber im Labor. Und die Ergebnisse sind eindeutig. Wir haben die Mortalitätsrate um den Faktor fünf erhöht.«
    »Wie?«
    Avram legte den Kopf schräg und musterte Solange. »Willst du eine technische Erklärung?«
    »Erzähl’s mir einfach«, befahl Solange.
    Avram zuckte die Achseln. »Im Oktober hatten wir die Genome analysiert. Von da an haben wir versucht, eine Möglichkeit zu finden – wie soll ich sagen – eine Möglichkeit zu finden, das Virus zu tarnen, um es für das Immunsystem unsichtbar zu machen, oder fast unsichtbar.«
    »Und?«
    »Wir haben’s geschafft.«
    »Wie denn?«
    Avram seufzte auf, stolz auf seine Leistung, aber unwillig, sie Laien zu erläutern. »Trial and Error«, sagte er. »Wir haben rausgefunden, dass wir das Virus durch die Entfernung eines speziellen DNS-Segmentes dazu bringen können, ein Sekret abzusondern, das seine Antigene tarnt und sie so vor den Antikörpern verbirgt. Sozusagen als trüge das Virus einen Teflonmantel. Die Sialinsäurerezeptoren können es nicht binden, und wenn das nicht geschieht, gibt es auch keine Abwehrreaktion. Die Hälfte der Zeit bleibt das Virus demzufolge unbemerkt.«
    »Das bedeutet für die Mortalitätsrate …«
    »Eine Steigerung um zirka fünfundfünfzig Prozent.«
    Lange sagte niemand etwas. Schließlich rief Solange: »Okay! Dann fangen wir morgen mit der Impfung an. Jeder hier auf dem Anwesen, was?«
    Avram nickte. »Ich kümmere mich darum«, sagte er.
    Mit einer schwungvollen Kopfbewegung warf sich Solange das Haar aus dem Gesicht. »Und Mr. Kim?«, fragte er, wobei er die Hände wie zum Gebet zusammenlegte und sich übertrieben ehrfürchtig vor dem Asiaten verneigte.
    »In zwei Tagen kann ich ein Paket für ihn fertig machen«, antwortete Avram und kratzte sich im Nacken.
    »Okay«, sagte Solange mit einem breiten Grinsen. »Sind sie einverstanden, Mr. Kim?«
    Der Koreaner sah ihn ausdruckslos an. Er hatte offensichtlich kein Wort verstanden.
    »Zwei Tage«, sagte Solange langsam und hielt zwei Finger hoch. »Dann …« Seine Hand glitt nach unten wie ein

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