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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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Flugzeug im Sturzflug. »Pjöngjang.«
    Kim lächelte verstehend und nickte heiter.
    Veroushka hob die Hand, und Solange nickte ihr zu. »Was ist mit unseren Leuten im Ausland?«, fragte sie. »Ich habe Rekruteure in Russland, Israel, Frankreich – und noch in ein paar anderen Ländern. Ich rede hier von unseren Leuten. Was machen wir mit Ihnen? Holen wir sie nach Hause?«
    Bevor Solange antworten konnte, schaltete sich Belinda ein. »Es ist kostengünstiger, wenn wir sie aufsuchen. Gib mir eine Liste, wer wo ist, und ich schicke noch am selben Tag eine Kurierfrau los. Innerhalb von einer Woche können wir sie alle geimpft haben.«
    Veroushka runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht … vielleicht sollten wir sie doch herbeiordern. Ich meine, wie soll die Frau durch den Zoll kommen?«
    »Wir besorgen uns ein notariell beglaubigtes Schreiben, in dem steht, dass sie Diabetes hat«, erwiderte Belinda, »und transportieren den Impfstoff in Insulinampullen. Ich glaube nicht, dass man ihr Schwierigkeiten machen wird.«
    »Okay«, sagte Solange. »Kommen wir zum nächsten Punkt der Tagesordnung.« Lächelnd wandte er sich Susannah zu und streckte ihr den Arm entgegen, damit sie aufstand.
    »Susannah?«
    Ihr blieb fast das Herz stehen. Der kleine Stephen nahm den Kopf von ihrer Brust, und einen Moment lang sah es so aus, als wollte er anfangen zu weinen. Sie reichte ihn Belinda, stand auf und knöpfte ihre Bluse zu.
    »Mein Gott, Mädchen!«, sagte Solange. »Schau dich an! Du bist schön!«
    Susannahs Wangen glühten, und sie schlug die Augen nieder.
    »Saul – warum hast du mir nicht gesagt, wie toll sie aussieht, hä? Wofür habe ich eigentlich eine Aufklärungsabteilung, wenn ich solche Geheimnisse nicht erfahre?« Er legte den linken Arm um ihre Schultern und zog sie an sich heran.
    »Ich hab dir die Berichte geschickt«, sagte Saul lächelnd. »Und Belinda hat sie abgezeichnet.«
    »Ja gut«, sagte Solange. »Aber nur Berichte – das nächste Mal will ich Fotos sehen. Jetzt hört mal: Ich habe die Berichte gelesen und weiß, was sie geleistet hat. Und ich werde den Namen dieser Kleinen hier abändern, und zwar in ›Bond‹. Okay? Susannah Bond. Bist du einverstanden, ma chère?«
    Susannah nickte, verlegen, weil alle Blicke auf ihr ruhten, und aufgeregt, weil Solange seinen Arm um sie gelegt hatte.
    »Ich kann euch sagen«, sprach er mit seinem weichen Akzent weiter, »diese Kleine hier kennt keine Skrupel. Wenn ich euch erzählen würde, was sie getan hat, müsste ich euch umbringen!« Er lachte, und die anderen fielen ein. »Im Ernst. Das macht selbst mir Angst!«
    Noch mehr Gelächter.
    »Aber …« Er schleuderte das Wort in die Luft wie eine Granate. »Es gibt da ein Problem.«
    Susannah blieb zum zweiten Mal in wenigen Minuten fast das Herz stehen. »Wa – was für ein Problem?«, fragte sie und blickte zu Solange hoch.
    Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Der kleine Junge«, sagte er.
    Plötzlich wusste Susannah, warum sie hier war, was nicht stimmte, was sie falsch gemacht hatte. Wer im ›Tempel‹ aufgenommen wurde, verabschiedete sich von der Idee, Kinder zu haben, weil die Menschen ohnehin … wie sagte Solange immer? Megaexpandierten! Sie überwucherten die ganze Erde. Wie Ungeziefer. Und das war das allergrößte Problem, aber …
    »Aber –«
    »Pssst!«, zischte Solange leise und zog sie noch enger an sich. Sie hätte nicht gedacht, dass er so stark war. »Keine Entschuldigungen. Ich habe dir doch gesagt, ma chère: Du bist eine Heldin! Du wirst immer eine Heldin sein – also red jetzt bloß keinen Scheiß, klar?«
    Sie nickte.
    Er nahm seinen Arm von ihren Schultern und ging zu einer Art Holzkiste hinüber, die Susannah zuvor nicht bemerkt hatte. Er klappte den Deckel hoch, griff hinein und holte eine Hand voll durchsichtiger Plastikmüllbeutel heraus. Nacheinander verteilte er sie an die Leute, die auf der Terrasse saßen.
    Ohne nachzudenken, griff Susannah nach einem Beutel, doch Solange schüttelte den Kopf. »Für dich nicht, ma chère. Für die anderen.«
    Rasch trat er zu Belinda, nahm ihr den kleinen Stephen vom Arm, schüttelte einen der Beutel auf und steckte das Baby hinein. Dann drehte er den Beutel in der Hand und knotete ihn fest zu. »Nimm«, sagte er und reichte ihn Belinda.
    Susannah war fassungslos. Sie brachte kein Wort heraus, als Stephens gedämpfte Schreie durch das Plastik drangen. Sie konnte ihn darin sehen, wie er strampelte, die Temperatur in die Höhe trieb,

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