Das erste der sieben Siegel
sagte sie. Sie beobachtete im Rückspiegel, wie er an dem Transporter entlangging. Dann verschwand er aus ihrem Gesichtsfeld, und einen Moment später hörte sie das Quietschen der Aluminiumtür, die der Cop hochschob. Auf der Kreuzung waren rund ein Dutzend weitere Polizisten, und alle sahen sie angespannt aus. Sie entspannten sich erst, als die Tür laut scheppernd wieder runtergezogen wurde.
Der Cop kam zurück. »Wir hatten nicht erwartet, dass irgendwelche Fahrzeuge von der Fähre kommen würden«, sagte er.
Susannah gestikulierte betont hilflos. »Die haben gesagt, ich könnte vom Schiff runter. Also bin ich in den Transporter gestiegen. War das falsch?«
Der Cop schmunzelte. »Nein. Das war nicht falsch. Wir waren bloß überrascht.« Dann nahm sein Gesicht einen besorgten Ausdruck an. »Ist Ihr Mann auf der Fähre?«
Susannah schüttelte den Kopf. »Nein. Wir wollten uns bei der Mietwagenfirma treffen.«
»Gut. Aber ich denke, man wird Ihnen ein paar Fragen stellen wollen. Deshalb machen Sie jetzt bitte folgendes: Sie biegen links in die Bridge Street ein, das ist gleich da vorn, und fahren dann bis zum Park. Da steht ein Erste-Hilfe-Zelt hinter dem Denkmal – Sie können es gar nicht verfehlen. Sagen Sie dem Beamten dort, wer Sie sind – dass Sie von der Fähre kommen. Ansonsten kriegen Sie nämlich einen Strafzettel.«
Susannah nickte, mit raschen, kleinen, ruckartigen Kopfbewegungen. Das Herz klopfte ihr in der Brust wie ein Specht gegen einen abgestorbenen Baum.
Frank und Annie standen hinter der Polizeiabsperrung und beobachteten die Fähre, als der Wagen von U-Haul angefahren kam. Sie sahen zu, wie der Polizist mit dem Fahrer sprach und dann um den Transporter herumging, um einen Blick in den Laderaum zu werfen. Annies Hand auf Franks Arm verkrampfte sich.
»Was ist?«, fragte er geistesabwesend.
»Der sieht aus wie der, in dem ich gewesen bin«, sagte sie.
Frank wusste zunächst nicht, was sie meinte, doch dann verstand er. Sie sprach von dem Transporter, mit dem sie entführt worden war. »Na ja«, sagte er, »er hat jedenfalls dieselbe Größe.« Er versuchte, einen besseren Blick auf den Fahrer zu bekommen, der jetzt wieder mit dem Polizisten sprach.
»Das meine ich nicht«, beharrte Annie. »Ich meine, er sieht wirklich so aus wie der, in dem ich gewesen bin.«
Er hörte die Dringlichkeit in ihrer Stimme und wandte sich zu ihr um. »Was willst du damit sagen?«
»Er hat dieses Motiv drauf – genau wie der andere.«
Frank sah zu dem U-Haul-Wagen hinüber, der gerade von dem Polizisten über die Kreuzung gewinkt wurde. Er wollte das Gesicht des Fahrers sehen, aber er stand auf der falschen Straßenseite.
Annie hatte jedenfalls Recht mit dem ›Motiv‹. Auf der Seite des Wagens war eine Flamenco-Tänzerin oder so etwas in der Art aufgemalt. Sie hielt einen Fächer vors Gesicht, doch ihren Augen sah man an, dass sie lachte.
Dann war der Wagen an ihm vorbei, und er sah, dass er ein New Yorker Nummernschild hatte – was doch eigentlich nicht zusammenpasste. Wenn dieser Transporter von U-Haul in New York vermietet worden war, hätte er Wolkenkratzer als Logo haben müssen. Oder einen riesigen Apfel oder dergleichen. Aber keine Señorita. Instinktiv setzte er sich in Bewegung und ging neben dem Wagen her. Dann verfiel er in leichten Trab, wobei er Annie hinter sich herzog. Der Transporter blinkte, als wollte er links abbiegen, tat es aber nicht: Als er die Bridge Street erreichte, beschleunigte er und fuhr einfach geradeaus weiter.
»He!«, schrie der Polizist und warf die Arme in die Luft.
Und in diesem Augenblick wusste Frank, was er zu tun hatte. Er wusste nicht wieso, aber plötzlich verstand er den Scherz, und ihm war klar, dass er diesen Transporter erwischen musste.
»Das ist die Spanische Dame«, sagte er. »Sie sieht aus wie eine Señorita, aber –«
»Schon verstanden«, unterbrach Annie ihn und versuchte, mit ihm Schritt zu halten.
Als sie die nächste Ecke erreichten, hielt Frank hektisch links und rechts nach einem Taxi Ausschau. Dann entdeckte er eine schwarze Limousine, die vor einem Restaurant auf der Stone Street stand. Der Chauffeur saß vorne auf dem Kotflügel und las Zeitung. Frank ging an dem Wagen vorbei, und als er die Schlüssel im Zündschloss stecken sah, wies er Annie an, auf der Beifahrerseite einzusteigen und die Tür von innen zu verriegeln.
»Aber –«
»Tu es einfach«, sagte er und sah zu, wie sie sichtlich widerwillig seiner
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