Das erste der sieben Siegel
Aufforderung Folge leistete. Die Tür fiel zu.
»He!«, rief der Chauffeur, als er von dem Geräusch aufschreckte. »He, Lady! Was machen Sie denn da? Das ist doch nicht Ihr Wagen!« Aufgebracht rutschte er vom Kotflügel runter und kam an die Beifahrertür, die gerade von Annie verriegelt wurde. »Raus da!«, kommandierte er und klopfte ans Fenster. »Sie dürfen da nicht einfach rein!«
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte Frank, ging zur Fahrerseite und öffnete die Tür. »Lassen Sie mich mit ihr reden.« Dann stieg er ein, zog die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel im Zündschloss. Der Motor der Limousine heulte auf. Der Chauffeur brüllte: »Du Arschloo …?!« Und der Wagen raste los.
Im Rückspiegel sah Frank, wie der Chauffeur die Straße entlangrannte und nach der Polizei rief. Dann bogen sie um eine Ecke, und er war weg.
Die ganze Aktion hatte keine Minute gedauert, aber trotzdem war es pures Glück, dass sie den U-Haul-Wagen wiederentdeckten – und dass es der richtige Transporter war. Vielleicht hatte sich der Fahrer in dem Straßengewirr rund um das World Trade Center verfahren, oder vielleicht fuhr er auch einfach nur langsam. Jedenfalls erspähten sie den Wagen nach rund einer Minute etwa einen Block vor ihnen, wie er die Fulton Street Richtung Franklin Delano Roosevelt Drive entlangrumpelte.
Die Ampeln waren allesamt gegen sie, wurden immer dann rot, wenn Frank sich der Kreuzung näherte, aber das war eigentlich egal. Er sehnte sich förmlich nach einer Polizeisirene, aber natürlich war weit und breit kein Cop in Sicht.
Allerdings war die Limousine mit einem Autotelefon ausgestattet, und Frank sagte zu Annie, sie solle Gleason anrufen.
»Wie denn?«, fragte sie. »Ich weiß seine Nummer nicht.«
»Ruf ihn einfach an«, sagte er. »Ruf das FBI in Washington an. Sag ihnen, das ist ein Notfall. Sag ihnen, es geht um Solange. Das wird sie überzeugen. Und dann dasselbe mit der Küstenwache. Irgendwer wird dich dann schon weitervermitteln.«
»Und wie kriege ich die Nummern raus?«, fragte sie.
Frank stöhnte auf. »Fünf-fünf-fünf, eins-zwei –«
»Aber wie sollen sie uns zurückrufen? Wir sitzen in einem gestohlenen Wagen.«
Er atmete einmal tief durch und sagte: »Du telefonierst nicht gerne, oder?«
»Das ist mein voller Ernst!«, erwiderte Annie trotzig. »Wie sollen sie uns zurückrufen?«
»Wir reden hier vom FBI«, sagte Frank. »Da darf man wohl davon ausgehen, dass sie einen Anruf zurückverfolgen können, oder? Die könnten wahrscheinlich deine DNS übers Telefon analysieren, wenn du lange genug dranbleibst.«
Mit zutiefst misstrauischer Miene nahm sie den Hörer und fing an zu wählen, wobei sie das Gerät beäugte, als handele es sich um eine Schlange.
Währenddessen fuhr Frank weiter oder versuchte es zumindest. Unter der Hochstraße behielt er den Transporter im Auge, dann folgte er ihm die Auffahrt hinauf. Inzwischen waren etliche Wagen zwischen ihnen. Der Verkehr auf dem Franklin Delano Roosevelt Drive war dicht und zähflüssig, und der U-Haul-Wagen war rund hundert Meter vor ihnen.
»In welche Richtung fährt er?«, fragte Annie, eine Hand über den Hörer gelegt.
Frank schüttelte den Kopf. »Richtung Harlem oder Bronx …«, antwortete er und schaltete das Radio ein. Er hatte sofort einen Nachrichtensender drin, aber es kam nichts über die Fähre nach Staten Island, den ›Tempel‹ oder irgendwas im Zusammenhang damit. Sie passierten die Williamsburg Bridge.
»Das war Gleason«, bemerkte Frank und deutete auf das Radio. »Wenn es nach dem FBI ginge, brauchte man eine Sondererlaubnis, um den Wetterbericht zu verlesen.«
Sie ließen die Lower East Side hinter sich und dann den Midtown Tunnel. Als sie am UNO-Gebäude vorbeifuhren, sah Frank eine Chance, etwas dichter aufzuschließen, doch ein Motorradfahrer, der sich vor ihn drängte, machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Kurz darauf setzte der Transporter den Blinker und bog vom Highway auf die 96 th Street, gefolgt von Frank und Annie.
Aber erneut ließen die Ampeln sie im Stich. Der Mietwagen rollte noch bei Gelb über die Kreuzung, aber Frank und Annie schafften es nicht mehr. Eine Flut von Autos kreuzte ihren Weg und –
»Gottverdammich!«, fluchte Frank, schlug mit den Handflächen aufs Lenkrad und ließ sich in den Sitz zurücksinken.
Als die Ampel endlich auf Grün schaltete – und Frank kam es so vor, als wäre eine Stunde vergangen –, trat er das Gaspedal bis zum Anschlag
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