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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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durch, ohne die leiseste Ahnung zu haben, wohin sie nun fahren sollten. Eine Querstraße weiter bog er rechts ab und fuhr Richtung Harlem.
    »Wieso Harlem?«, fragte Annie.
    »Wieso nicht?«, fragte er zurück. Er schaute abwechselnd nach links und rechts, immer in der Hoffnung, irgendwo den Transporter zu entdecken.
    Drei oder vier Minuten vergingen auf diese Weise, und dann reichte ihm Annie mit einem triumphierenden Blick das Autotelefon. »Ich hab ihn«, sagte sie.
    »Gleason?«, fragte Frank.
    »Ich hoffe für Sie, dass es wichtig ist«, erwiderte der FBI-Mann. »Wir haben hier alle Hände voll zu tun.«
    »Ich glaube, von der Fähre ist jemand entwischt.«
    Am anderen Ende herrschte einen Moment Schweigen, und dann:
    »Was soll das heißen?«
    Frank erzählte ihm von dem U-Haul-Transporter.
    »Und Sie verfolgen ihn?«, fragte Gleason. »Wo sind Sie?«
    »Ich habe ihn in Harlem verloren«, sagte Frank. »Aber er muss irgendwo hier in der Gegend sein. Oder er war es zumindest. Ich bin jedenfalls an der Kreuzung 122 nd und … Third Avenue.«
    »Ich bitte die New Yorker Polizei um Unterstützung.«
    »Ich weiß nicht, ob das Virus in dem Transporter ist oder nicht.«
    »Aber ich weiß es.«
    »Was soll das heißen. Sie wissen es?«
    »Wir haben eine Analyse der Stimme des Burschen gemacht, mit dem ich verhandele.«
    »Und?«
    »Es ist nicht Solange.«
    Frank blinzelte aufgeregt. »Was? Wer ist er dann?«, fragte er.
    »Was spielt das schon für eine Rolle, wer er ist? Irgendein Franzmann! Wen interessiert’s? Auf jeden Fall ist es nicht Solange.«
    »Geben Sie mir Ihre Nummer«, sagte Frank. »Für den Fall, dass wir den Transporter finden.« Gleason gab sie ihm, und sie legten auf.
    »Solange ist frei«, sagte er. »Sie haben mit dem Falschen ›verhandelt‹.«
    Annie schlug verzweifelt die Augen gen Himmel.
    Fünf Minuten später sahen sie den Transporter. Er parkte in der Nähe der Kreuzung von Madison Avenue und 132 nd Street. Frank hielt hinter ihm. Er sagte Annie, sie solle Gleason anrufen und ihm mitteilen, wo sie den Wagen gefunden hatten. Dann stieg er aus und ging vorsichtig um den Transporter herum zur Fahrertür.
    Hinterm Steuer saß eine Frau und stillte ihr Baby. Er erkannte sie sofort wieder: das madonnenhafte Biest, das ihm zwei Wochen zuvor seine Chakras durcheinander gebracht hatte, indem sie ihm diesen Dreckskram aufs Lenkrad geschmiert hatte, der ihn sozusagen wie eine kleine Alice nicht ins Wunderland, sondern durch den Spiegel gejagt hatte.
    »Allerliebst«, sagte er, riss die Tür auf, griff ins Wageninnere und zog den Schlüssel ab.
    »Ihr seid zu spät«, sagte sie, ohne die Augen von dem Baby zu nehmen oder irgendein Interesse an Frank zu zeigen.
    »Wo ist er hin?«
    »Verpiss dich.«
    Fast hätte er sie aus dem Transporter gezerrt, doch dann gewann sein Sinn für Prioritäten die Oberhand, und er knallte stattdessen die Tür zu. Dann ging er nach hinten, wo Annie wartete.
    »Die Polizei ist unterwegs«, sagte sie.
    Frank nickte, packte den Griff der Transporterhecktür und riss sie scheppernd nach oben. Ein Blick bestätigte seine Erwartungen: Eine doppelte Wand hatte einen ungefähr sechzig Zentimeter tiefen Raum zwischen Führerhaus und Ladefläche verborgen. Ein Teil dieser Wand stand auf, so wie Solange sie zurückgelassen hatte.
    »Da war er drin«, sagte Frank.
    »Wer hat den Wagen gefahren?«, wollte Annie wissen.
    »Erinnerst du dich noch an das Luder, das behauptet hat, ich hätte das Licht angelassen?«
    »Die!?«
    Frank nickte. »Sie stillt gerade Junior.«
    »Aber … wo ist Solange? Was hat er vor?«
    »Dasselbe, was er auf der Fähre machen wollte.«
    »Aber wie? Wie kann er das jetzt noch?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Frank kopfschüttelnd und sah sich um. Sie befanden sich mitten in einer trostlosen Gegend der Stadt. Er sah ausgebrannte Gebäude. Einige wenige Hochhäuser und ein paar mit Graffiti besprühte Neubauten. Etliche Mietskasernen. Ein unbebautes Grundstück. Alle dreißig bis vierzig Meter stiegen kleine Dampfsäulen aus der Straßendecke, quollen wirbelnd aus den Kanalschächten.
    Dampf.
    Frank wandte sich zu Annie um. »Wo sind noch mal die Studenten krank geworden?«
    »Welche Studenten?«
    »Als sie die Verteilertests gemacht haben.«
    Sie versuchte, sich zu erinnern. »Madison. Die University of Madison. Warum?«
    »Weil wir nie herausgefunden haben, welches Verfahren angewendet wurde.«
    »Nun ja, sie müssen ein Boot benutzt haben, irgendwo. Oder

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