Das erste der sieben Siegel
Verschwiegenheit verpflichten würde. »Ohne mich«, sagte er, »vielen
Dank«, und reichte es zurück.
Der Colonel verstaute das
Blatt wieder in seinem Diplomatenkoffer. Dann seufzte er, aber nicht
sonderlich bekümmert. »Es ist eigentlich auch egal.«
Frank
zuckte die Achseln. »Ich bin Journalist. Ich werde dafür bezahlt, dass
ich über Dinge schreibe. Und es ist eine gute Story.«
Fitch
nickte. »Das kann man wohl sagen â eine verdammt gute Story. Keine
Frage.« Dann runzelte er die Stirn. »Aber Sie können sie nicht
veröffentlichen.«
Frank musterte ihn. »Kennen wir uns eigentlich?«, fragte er.
Fitch schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Aber Ihr Name kommt mir bekannt vor.«
Zum
ersten Mal schien sich beim Colonel Unbehagen breitzumachen. »Möglich«,
sagte er ausweichend. »Ich war früher selbst mal Journalist.«
Frank schüttelte den Kopf. »Nein, irgendwo anders her«, erwiderte Frank.
»Nun«, sagte Fitch. »Das tut nichts zur Sache. Ich â«
Frank wandte den Kopf Richtung Fenster und überlegte angestrengt. »Er stand auf einer Liste.«
»Wer?«
»Ihr
Name.« Er dachte weiter nach, und dann fiel es ihm wieder ein. »Jetzt
weià ich! Sie sind mit Annie und Gleason von Hammerfest zurückgeflogen.«
»Mit wem?«
»Neal Gleason.«
»Kenne ich nicht«, sagte Fitch.
»Ja,
klar«, erwiderte Frank und unterdrückte das leise Lachen, das seine
Brust wie eine Rasierklinge zu durchschneiden drohte. »Ich glaube
nicht, dass einer von uns Mr. Gleason wirklich kennt. Ich
glaube auch nicht, dass einer von uns sonderlichen Wert darauf legt.
Aber neben ihm haben Sie gesessen.« Er hielt kurz inne und sah seinen
Besucher vielsagend an. »Ich hatte vor, Sie aufzusuchen, aber â
ich hatte alle Hände voll zu tun. Ist das eine echte Uniform oder bloÃ
ein Kostüm?«
Fitch grinste. »Ich bin Reserveoffizier.«
Frank schaute erneut weg. »CIA, richtig?«
Fitch
zuckte die Achseln. »Ich möchte Ihnen was zeigen«, sagte er und holte
diesmal eine Art Rundbrief aus seinem Diplomatenkoffer. Er reichte ihn
Frank und sagte: »Ich habe die entsprechende Seite oben eingeknickt.«
Frank betrachtete die Titelseite: The Federal Register. Er schlug Seite dreizehn auf. »Soll ich das lesen?«, fragte er.
»Nur damit Sie verstehen, worauf ich hinaus will«, antwortete Fitch.
Unter
der Ãberschrift âºErklärung des nationalen Notstandesâ¹ war eine
Mitteilung des Präsidenten der Vereinigten Staaten an den Kongress
abgedruckt.
Da die Aktionen und politischen
Schritte der Regierung der Demokratischen Volksrepublik Korea eine
ständige Bedrohung der nationalen Sicherheit, der AuÃenpolitik und der
Wirtschaft der Vereinigten Staaten darstellen, wird entsprechend der
Notstandsgesetze {50 U.S.C. 1622 (d)} der nationale Notstand
ausgerufen â¦
Frank sah seinen Besucher an. »Und?«
»Ich versuche nur, Ihnen eine Menge Ãrger zu ersparen.«
»Wie das?«
»Nun,
bevor ich das genauer erkläre, möchte ich Ihnen versichern, dass wir
alle Ihnen ungeheuer dankbar sind. Das meine ich ganz aufrichtig.«
»Danke.«
»Aber
Sie müssen auch begreifen, dass eine Erklärung dieser Art dem
Präsidenten, und in der Folge dann auch mir, ganz besondere Befugnisse
verleiht.«
»Welche wären das?«
»Also,
im Prinzip können wir so ziemlich machen, was wir wollen. Bei allem,
was mit Nordkorea zu tun hat, ist die Verfassung so ziemlich
aufgehoben. Falls erforderlich â und ob dem so ist, entscheiden
dann wir â könnten wir Eigentum einziehen, Truppenverbände
losschicken, das Kriegsrecht ausrufen. Das Habeas-Corpus-Prinzip löst sich in Luft auf, was bedeutet, dass wir jede Person festhalten
könnten, so lange wir wollen â ohne je Anklage zu erheben.« Er
hielt inne und sah sich um. »Gefällt Ihnen Ihr Zimmer?«
»Ja«, sagte Frank. »Es ist ganz hübsch.«
Fitch
lächelte. »Gut. Ich bin froh, dass es Ihnen gefällt. Aber das ist noch
nicht alles. Wenn es nicht anders geht, könnten wir Reiseerlaubnisse
verweigern und falls nötig sogar eine Zensur verhängen.«
»Wer ist âºwirâ¹?«
»Die Regierung der Vereinigten Staaten.«
Frank blickte skeptisch.
»Ich
weiÃ, was Sie denken, aber das können Sie nachschlagen.
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