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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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Kopervik zu sprechen kamen – was einfach passieren musste, und wenn es die ganze Nacht dauerte. Also protzte er ungeniert mit Prominenten, die er irgendwann kennen gelernt hatte, und tratschte unterhaltsam drauflos. »In St. Albans wurde er ›Al God‹ genannt.«
    »Wer?«, fragte Brian.
    »Der Vizepräsident«, sagte Mark. »Er meint den Vizepräsidenten.«
    »Der Vereinigten Staaten!?«
    »Ja doch.«
    »Aber was ist St. Albans?«, fragte Brian und leerte seinen dritten halben Liter an dem Abend.
    »Ein College«, sagte Frank. »Noch ein Bier?«
    »Nein, ich –«
    »Ober!«
    Frank fragte Mark, wie er bei der NOAA gelandet war, und hörte sich aufmerksam eine langatmige Erklärung an, in der eine Freundin, die Ozeanographie studiert hatte, ebenso eine Rolle spielte wie auch ein Praktikum in Glacier Bay, Alaska. Sie sprachen über die globale Klimaerwärmung und das Ross-Eisschelf, das in einem besorgniserregenden Maße ›kalbte‹. Um neun Uhr wusste er, dass Brian einen geistig zurückgebliebenen Bruder hatte, und um zehn, dass Mark sich zweimal den Tripper geholt hatte – einmal auf dem College und einmal auf einer Indienreise. »Zum Glück nicht den weichen Schanker«, sagte Brian lallend.
    Zuhören war eine Kunst, und Frank war ein Genie darin. Die Leute waren ihm gegenüber offen, weil er verständnisvoll war – was immer sie auch sagten, er verstand es. Er hörte auch die Zwischentöne.
    »Also … Kopervik – wie war’s da?«
    Mark lachte in sich hinein. Er konnte einiges vertragen – im Gegensatz zu Brian.
    »Ich meine nicht den Geheimkram«, sagte Frank, »worum es dabei auch immer geht. Ich meine Kopervik. Wie ist Kopervik?«
    Brian bekam nicht mehr viel mit. »Es war verschneit«, sagte er. »Jede Menge Schnee überall.«
    »Wirklich!«, sagte Frank.
    »Und ob!«
    »Wahnsinn«, sagte Frank, hielt dann inne und setzte wieder an. »Ihr seid also da angekommen, und es war verschneit, und …« Er wusste nicht genau, wie er weitermachen sollte. »Und – also, was habt ihr da entdeckt?«
    Brian musterte ihn über den Rand seines Glases hinweg. »Sie sind ganz schön hartnäckig, was?«
    Frank nickte. »Das stimmt.«
    »Na ja«, sagte er und formulierte die Worte mit übertriebener Sorgfalt, »Hartnäckigkeit ist ein wichtiger Charakterzug, und der verdient es, belohnt zu werden.«
    »Ich bin froh, dass Sie das so sehen«, sagte Frank.
    »Also, ich sage ihnen, was wir entdeckt haben«, sagte Brian und beugte sich über den Tisch, während er Marks Protestversuch mit einer Handbewegung abtat. »Wir haben –«
    »Brian!«, sagte Mark.
    »– ein großes … weißes … Pferd entdeckt.«
    »Herrgott!«, sagte Mark vorwurfsvoll und stand auf.
    »Ein – was?«, fragte Frank, der Brian unverwandt in die Augen blickte.
    »Ein Pferd«, wiederholte Brian.
    »Wir müssen gehen«, sagte Mark und fasste seinen Freund am Arm. »Wir müssen morgen um sechs aufstehen.«
    »Ich muss nicht um sechs aufstehen«, widersprach Brian betrunken.
    Mark zog ihn auf die Beine. »Doch, du auch«, sagte er. »Wir alle.«
    »Was für ein Pferd?«, fragte Frank.
    Mark schüttelte energisch den Kopf und warf ein paar Dollarscheine auf den Tisch. Dann bugsierte er Brian in Richtung Ausgang.
    »Ein großes«, rief Brian, bevor die Tür hinter ihm zufiel. »So groß wie eine Kirche!« Dann lachte er.
    Und dann waren sie weg.

10
    Washington, D.C.
    31. März 1998
    Im Grunde, dachte Frank, ist Washington eine Art politischer Themenpark. Überall Monumente, alte Stadthäuser, Gedenktafeln, Statuen und Parks. Man war von ›Geschichte‹ umgeben, sodass man, ob man nun wollte oder nicht, auf Schritt und Tritt mit der Vergangenheit konfrontiert wurde.
    Da ist Reagan angeschossen worden, dachte er wohl zum hundertsten Mal, da drüben, vor dem ›Hilton‹. Oder, da vorne ist die Stripperin ›Argentine Firecracker‹ im Tidal Basin baden gegangen, mit diesem Kongressabgeordneten, wie hieß er noch gleich, ach ja, Wilbur Mills (lange her). Frank bog nach links in die Massachusetts Avenue ein und fuhr gleich darauf in den Kreisverkehr am Sheridan Circle. Und genau hier, dachte er, direkt vor mir, wurde Orlando Letelier durch eine Autobombe in die Luft gejagt. Genau hier. Direkt … unter … meinen … Rädern.
    Während ihm diese Gedanken und Bilder noch durch den Kopf gingen, manövrierte er seinen Wagen durch den Stadtverkehr und hielt nach einem Parkplatz Ausschau, der nicht allzu weit vom Kosmos Club entfernt war.
    Der

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