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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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Wagen war ein weißer Saab mit Heckklappe, ein 1990er Marketingfehler, den er neu gekauft hatte, kurz nachdem er die Stelle bei der Post bekommen hatte. Seine damalige Freundin – Monica Kingston – behauptete, neue Autos machten sie sinnlich, und sie meinte, das hinge mit den ›Pheromonen des Geldes‹ zusammen. Eine Behauptung, die sie gleich darauf veranschaulichen oder beweisen wollte, was beinahe zur Folge hatte, dass er den Saab, nur wenige Minuten nachdem er ihn beim Händler abgeholt hatte, zu Schrott gefahren hätte.
    Nun war Monica für ihn Geschichte und er für sie. Das Auto war alt und ständig in der Werkstatt. Er hätte es längst verkauft, aber er hing daran. Und außerdem fuhr es wie der Teufel.
    Es war kein Parkplatz zu finden. FedEx-Laster und Pkws mit diplomatischen Kennzeichen hatten jede Lücke besetzt. Außerdem war er etwa vier Blocks vom Kosmos Club entfernt, und obwohl er an fünf Tagen die Woche zehn Kilometer im hohen Tempo joggte, ging er aus irgendeinem Grund niemals irgendwohin zu Fuß. Nicht, wenn es sich vermeiden ließ. (Und normalerweise ließ es sich vermeiden, obgleich er dadurch, wie jetzt, in der Regel zu spät kam.)
    Dann sah er ihn.
    Einen überlangen Lincoln, etwas kleiner als ein Flugzeugträger, der aus einem Parkplatz mit geköpfter Parkuhr etwa zwei Blocks vom Club entfernt ausscherte. Reflexschnell wie ein nach dem Ball hechtender Torwart wendete Frank auf der Straße, wodurch er eine Kakophonie von Flüchen und Hupen auslöste. Er parkte ein, zog den Zündschlüssel ab, sprang aus dem Wagen, knallte die Tür zu und joggte elegant zu der alten Villa, in der der Club untergebracht war. Er brauchte weniger als eine Minute, um die breite und vornehme Treppe zu erreichen.
    Es war ein großer und angenehmer Vorraum, wo Gäste auf ihre Gastgeber warten mussten, die natürlich Mitglieder des Clubs waren. Ein halbes Dutzend Couchs und ebenso viele Clubsessel waren in dem Raum verteilt. Die meisten davon waren mit Männern in einem bestimmten Alter besetzt, die eine bestimmte Art von Anzug trugen. Fast alle lasen sie die Times, doch der eine oder andere sprach leise in ein Handy. Die Wände waren, wie Frank bemerkte, mit Fotos vom alten Washington und von alten Washingtoner Bürgern und Bürgerinnen gesäumt – distinguierte Männer und Frauen, deren Gemeinsamkeit die Mitgliedschaft im Club war.
    Im Grunde mochte er keine Clubs, aber der Kosmos war anders. (Zumindest ein wenig anders.) Eines seiner Ziele war die Förderung von Kunst und Wissenschaft, und unter seinen Mitgliedern waren fast ebenso viele Biologen und Schriftsteller wie Anwälte und Beamte des Auswärtigen Dienstes.
    Somit hätte Frank sich eigentlich wohl fühlen müssen, aber in Wahrheit war er nervös. Sein Gastgeber Fletcher Harrison Coe, von Haus aus Arabist und ehemaliger Botschafter im Jemen, hatte große Hoffnungen in die Serie gesetzt, an der Frank arbeitete – ein Umstand, der wahrscheinlich für eine Enttäuschung sorgen würde.
    Weil er, natürlich, in Hammerfest nichts erreicht hatte.
    Er war drei Tage in Norwegen geblieben, hatte aber keinen von der Besatzung der Rex zu fassen gekriegt. Außerdem hatte er es nicht geschafft, an Bord des Schiffes zu gelangen. Und es war ihm auch nicht gelungen, das einzige Gespräch fortzuführen, das er überhaupt gehabt hatte – das mit den NOAA-Physikern, die beide abgereist waren. Und da er Kicklighter und Adair nirgendwo ausfindig machen konnte, hatte er es schließlich aufgegeben und seine Spesen zusammengerechnet, während er auf die Maschine nach Tromsø, Oslo und in die Staaten wartete.
    Und die Spesen beliefen sich auf ein stattliches Sümmchen. Neunzehn Tage unterwegs. Fast dreitausend Dollar für Flugtickets, zweitausend für Hotels, sechshundert und noch was für Essen und Bewirtung. Außerdem Wäsche, Bus, Bahn und Taxis, Telefonate und … alles in allem etwas über sechstausend Dollar.
    Er hatte die Abrechnung per E-Mail an die Stiftung geschickt und gehofft, sie würde im Äther verloren gehen. Aber mitnichten, und jetzt war er hier, vielleicht zehn Minuten zu spät, auf Coes Einladung hin.
    »Da sind Sie ja!« Jennifer Hartwig glitt durch die Tür wie eine Walküre durch ein Altenheim. Eine Times nach der anderen senkte sich in den Raum. »Sie sind zu spät! Küsschen!« Flüchtige Wangenküsse und dann das blendende Lächeln mit der strahlenden Aura von ererbtem Vermögen.
    »Sagen Sie«, raunte Frank ihr zu, als sie sich bei ihm einhakte,

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