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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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»waren Sie die einzige Blondine in Harvard, oder gab es noch andere?«
    Sie lachte und drückte ihm den Arm.
    »Nein, wirklich«, sagte er, »Sie sind perfekt.«
    Sie lachte erneut und sagte: »Danke, und wissen Sie was? Sie stecken in Schwierigkeiten. Er hat ihre Spesenabrechnung gesehen.«
    »Oh.«
    Jennifer erledigte die täglich anfallenden Arbeiten der Stiftung. Sie sorgte dafür, dass die Stipendiaten ihre Forschungsgelder und Spesenschecks bekamen, wo auch immer sie gerade waren, und dass die Stiftungszeitung pünktlich erschien – sechsmal im Jahr. Sie beantwortete Anträge, koordinierte die Jurymitglieder beim jährlichen Wettbewerb und fungierte als Gastgeberin, wenn die ›Graduierten‹ der Stiftung zu einer Vollversammlung eingeladen wurden.
    Unversehens befanden sie sich auch schon im Speisesaal, umgeben von vornehmem Gemurmel, steuerten an den einzelnen Tischen vorbei zu demjenigen, an dem Fletcher Harrison Coe saß, der jetzt aufstand, um Frank die Hand zu reichen.
    »Willkommen zu Hause, Frank!«
    »Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe«, sagte Frank. »Ich konnte keinen Parkplatz finden –«
    »Das sind die Diplomaten«, erwiderte Coe, während er sich auf seinen Stuhl sinken ließ. »Die sind überall.« Er hielt inne, nahm einen Stift aus seiner Hemdtasche und begann, ihre Speisenbestellung auszufüllen. »Also! Was nehmen Sie?«
    Frank öffnete die Speisekarte und blickte darauf. Das Steak war bestimmt fantastisch. Und der Hackbraten chasseur … »Ich nehme den Gemüseteller«, sagte er und lächelte Coe an (der, wie er wusste, Vegetarier war).
    »Ausgezeichnet!«, sagte Coe, der es rasch aufschrieb. »Ich wusste gar nicht, dass Sie Vegetarier sind, Frank.«
    »Ich auch nicht«, sagte Jennifer ein wenig skeptisch.
    Frank zuckte die Achseln. »Na ja, ich versuche, weniger rotes Fleisch zu essen.«
    »Ein guter Anfang«, bemerkte Coe. »Man muss ja nicht gleich eingefleischter Vegetarier werden.« Er legte eine Kunstpause ein, lachte dann über seinen eigenen Witz, winkte einem älteren Ober und gab ihm den Speisezettel.
    Es folgte ein Zwischenspiel mit höflichem Geplauder, und Frank erzählte komische Geschichten, die er erlebt hatte – von dem haarsträubenden Flug nach Murmansk beziehungsweise Archangelsk, vom Hotel ›Tschernomorskaja‹ und den ›Gespenstern‹, die sich als im Fahrstuhl eingeschlossene Gäste entpuppten. Dann gab Coe Anekdoten zum besten, erzählte aus seiner Zeit als Botschafter und später als Kolumnist bei der Times (›der in London‹).
    Die Gemüseteller kamen und gleich darauf das Steak für Jennifer, über das sie sich gierig wie ein Dingo hermachte. Inzwischen waren über zwanzig Minuten vergangen, seit Frank im Club eingetroffen war, und zu seiner Überraschung genoss er das gesellige Zusammensein. Er erzählte eine amüsante Geschichte von einer Schlange, die in der Küche eines Restaurants in Schanghai frei herumgekrochen war, und Coe eine wohl ein wenig übertriebene Anekdote von einem verdorbenen Ei, das ihm einmal in Qatar serviert worden war.
    Seine Assistentin lachte, und Coe lehnte sich mit einem zufriedenen Lächeln zurück. »Naaaaa …«, sagte er, Frank anblickend, »wann kriegen wir denn nun ihre wunderbare Serie zu sehen?«
    Jennifer lächelte breit und klimperte mit den Augen. »Ja, wann?«, fragte sie.
    Das Schweigen war so bedeutungsschwanger, dass es sich gut eine Stunde hätte hinziehen können. Frank faltete mit ungewöhnlicher Sorgfalt seine Serviette zusammen, räusperte sich und beugte sich vor. Dann holte er tief Luft, fiel auf seinem Stuhl zurück und sagte: »Tja …«
    Coe runzelte die Stirn, und Jennifer machte anscheinend Dehnübungen mit ihren Augen, die vor lauter Schadenfreude doppelt so groß wurden.
    »Ist er fertig?«, fragte Coe. »Der erste Teil?«
    Frank blickte ihn eine ganze Weile an. Schließlich sagte er: »Nein.«
    Coe rieb sich das Kinn. »Oh … ach du je.«
    »Es hat Probleme gegeben«, erklärte Frank, obwohl das auf der Hand lag.
    »Mmmm.« Der Stiftungsleiter wandte den Blick ab, plötzlich distanziert. Nach einem Moment sah er Jennifer an, dann wieder Frank. »Tja, ich denke, wir können es noch ein wenig verschieben, aber –«
    »Ich meine, wir sollten die Sache vielleicht ganz aufgeben«, sagte Frank. »Die Serie, meine ich.«
    »Hmmm«, sagte Coe und winkte dem Kellner. »Wir hätten gern einen Kaffee, Franklin. Koffeinfreien für mich. Cappuccino für Ms. Hartwig. Frank?«
    »Einen

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