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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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Bug war mit Roststreifen überzogen – das nautische Äquivalent eines Totschlägers. Die Aufbauten etwa in der Mitte des Schiffes sahen aus wie ein billiges Motel, das jemand auf das Deck aufgeschraubt hatte.
    Die Rex legte mit dröhnenden Maschinen am Kai an, und Matrosen liefen hektisch umher. Frank fing an, Fotos zu machen, hielt dann inne, um zuzusehen, wie die Männer an Deck den Arbeitern am Kai armdicke Seile zuwarfen. Es war wirklich ein schöner Anblick, die kraftvolle Präzision, mit der die Seeleute arbeiteten, die aufgewickelten Taue, die sich in wabernden Spiralen entrollten –
    »Hvor tror du du skal?«
    Die Stimme ließ ihn zusammenfahren, und auch die Hand auf seinem Arm – die er abschüttelte, als er zurückwich. »Herrgott noch mal«, sagte Frank, »Sie sollten eine Glocke tragen oder so!«
    Es waren zwei – junge Burschen in khakifarbenen Uniformen mit roten Armbinden –, und sie blickten finster.
    »Er du engelsk?«
    Frank nickte. »Fast. Amerikaner.«
    Der erste Uniformierte überließ dem zweiten das Sagen, und der zweite trat vor und entschuldigte sich auf eine Weise, die keinen Zweifel daran ließ, dass es ihm nicht leid tat. »Ich bedaure … Sie können hier nicht bleiben.«
    Frank legte den Kopf schief. »Wirklich«, sagte er. Sie sahen aus wie von der Militärpolizei: dumm, blond, stämmig, Bürstenhaarschnitt. Beide trugen eine Pistole in einem Lacklederhalfter, sodass Frank Mühe hatte, sie ernst zu nehmen. »Wieso nicht?«, fragte er.
    Der Polizist machte eine finstere Miene, holte tief Luft, drohte mit dem Zeigefinger wie ein Lehrer, der seiner Klasse die Leviten liest. »Bedaure – wir müssen sperren …« Die Miene wurde noch finsterer, und seine Stimme brach frustriert ab.
    »Den Kai?«, half Frank ihm auf die Sprünge.
    »Ja!«, sagte der Polizist. »Bedaure, wir müssen den Kai für die Öffentlichkeit sperren. Die Öffentlichkeit darf hier nicht durch!«
    Frank zuckte die Achseln. »Ich hole jemanden ab«, sagte er und fügte hinzu, »und außerdem, ich bin nicht die Öffentlichkeit. Ich bin Journalist.«
    Die beiden beratschlagten sich flüsternd auf Norwegisch, dann wandte sich der Engelsk sprechende Militärpolizist wieder an ihn. »Sie müssen warten«, sagte er, drehte sich auf dem Absatz um und ging zu einem wartenden Jeep.
    »Daly!«, rief Frank. »Frank Daly. Sagen Sie ihnen, ich gehöre zu Kicklighter. Doctor Kicklighter.«
    Genau in dem Augenblick, als er das sagte, bog ein BMW um die Ecke, gefolgt von einem großen Mercedes. Am Kotflügel des BMW flatterte eine amerikanische Flagge, wie Kinder sie auf Paraden schwenken, und beide Wagen hatten getönte Scheiben. Langsam rollten sie auf den Kai zu und hielten an. Inmitten der Gabelstapler, Kräne und Hafenfahrzeuge wirkten sie äußerst fehl am Platze.
    »Wer ist das?«, fragte Daly, als niemand ausstieg.
    Der Soldat schnitt eine Grimasse und wippte auf den Fußballen. Sein Kollege sprach lebhaft in ein Handy, das er aus dem Jeep genommen hatte. Schließlich warf er das Handy in den Wagen und kam zurück.
    »Tut mir leid«, sagte er, »aber Kai C ist versperrt.«
    »Gesperrt«, korrigierte Frank.
    »Entschuldigung?«
    »Sie meinen, Kai C gesperrt. Sie haben gesagt –«
    Der Militärpolizist schüttelte den Kopf und beugte sich ihm böse grinsend zu. »Danke«, sagte er, so nah, dass Frank schon überlegte, ihm ein Pfefferminzbonbon anzubieten.
    »Nichts zu danken.« Aber wieso sich mit ihm anlegen? Es würde nichts bringen. Der Bursche machte nur seine Arbeit. Schließlich war er bei der Militärpolizei.
    Was Frank jetzt doch ins Grübeln brachte. Was hatten Soldaten an den Docks zu suchen, die öffentlich sind, und was hatte das mit der Rex zu tun? Und wieso war ein Wagen von der Botschaft da?
    »He, hören Sie«, sagte er im versöhnlichen Ton, »Sie haben denen doch gesagt, dass ich ›Daly‹ heiße, nicht? Sie haben Ihnen meinen Namen genannt?« Er redete nur, um Zeit zu schinden. Wenn er Kicklighter oder Adair sah, würden sie sich vielleicht einschalten.
    »Ja«, sagte der Polizist. »Niemand hat je von Ihnen gehört.«
    »Oh.« Sie müssten jeden Moment auftauchen, dachte Frank. Die Leinen waren an den gigantischen Pflöcken vertäut, und man hatte eine Gangway zur Seite des Schiffes gebracht, wo sie jetzt an Ort und Stelle manövriert wurde. Irgendwer musste jetzt auftauchen.
    Vielleicht aber auch nicht. Plötzlich öffneten sich die Wagentüren, und ein halbes Dutzend Männer traten in den

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