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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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doch der Sieg ging an die anderen, und er fuhr voller blauer Flecken, aber gut gelaunt nach Hause.
    Am selben Abend rief er etwa zum zehntenmal innerhalb einer Woche bei Annie an, und zu seiner Verblüffung meldete sie sich. »Ich versuche schon die ganze Zeit, Sie zu erreichen«, sagte er.
    »Ich weiß. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen. Ich habe meine Eltern besucht – es waren acht Nachrichten von Ihnen auf dem Anrufbeantworter.« In ihrer Stimme lag keine Verärgerung, keine Ungeduld, nur so etwas wie verlegenes Bedauern.
    »Hätten Sie zurückgerufen?«
    Nach einem langen Schweigen am anderen Ende der Leitung sagte sie: »Na ja … ich denke … ich denke, es gibt eigentlich nichts zu sagen. Außer – es tut mir leid, dass Sie soviel Mühe hatten. Aber, ehrlich gesagt, bringt es nichts, darüber zu reden.«
    »Tja«, sagte Frank, »ich finde doch. Es ist eine wichtige Story.« Sie schwieg so lange, dass er schließlich nachsetzte: »Dr. Adair?«
    »Ja …«
    »Ich sagte, es ist eine wichtige Story.«
    »Ich weiß. Ich hab’s gehört. Es ist bloß – ich kann Ihnen nicht dabei helfen.«
    »Also – Sie könnten schon. Aber Sie tun es nicht. Und ich muss wissen, warum.«
    »Tja …« Sie war so lange still, dass er schon glaubte, sie hätte aufgelegt. Dann: »Ich muss Schluss machen.«
    »Aber das ist einfach unverschämt!«
    Der Vorwurf verblüffte sie, und Frank musste sich eingestehen, dass er so etwas nie und nimmer zu Gleason gesagt hätte. »Was?«, fragte sie.
    »Es ist unverschämt!«, antwortete er. »Wenn man es recht überlegt … ich meine, ich bin wegen dieser Geschichte um den halben Erdball gereist. Ich habe ein Vermögen ausgegeben. Und jetzt wollen Sie nicht mal mit mir reden.«
    »Ich kann nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich kann einfach nicht.«
    »Wegen Gleason, stimmt’s?«
    Zum ersten Mal hatte er Gleason erwähnt, und sie war überrascht. »Was?«
    »Ich sagte, wegen Gleason, stimmt’s? Neal Gleason.«
    »Ich muss jetzt Schluss machen.«
    »Und das ist alles? Mehr haben Sie nicht zu sagen – ›Ich muss jetzt Schluss machen‹?«
    »Nein, wirklich –«
    »Sind Sie vielleicht verpflichtet zur … wie sagt man noch?« Ihm fiel das Wort nicht ein. »Geheimhaltung oder so?«
    Sie schwieg erneut.
    »Hören Sie, Dr. Adair –«
    »Annie.«
    »Hä?«
    »Nennen Sie mich einfach Annie, wie alle anderen.«
    »Okay. Annie. Die Sache ist die, ich habe wirklich gedacht, wir kämen gut miteinander aus. Ich meine, vor diesem ganzen …« Er brach ab. Das Wort, das ihm auf der Zunge lag, war ›Scheiß‹, aber er wollte sich ihr gegenüber nicht im Ton vergreifen. »Sie waren so hilfsbereit! So nett!«
    »Danke«, sagte sie. Und dann einen Augenblick später: »Wahrscheinlich.«
    Frank lachte. »Also, wie wär’s mit einem gemeinsamen Abendessen?«
    »Abendessen?«
    »Wir vergessen Spitzbergen. Wir gehen schön essen. Sie sagen, wann. Sie sagen, wo. Einzige Bedingung – kein kanadisches Restaurant.«
    Das Telefon war einen Augenblick lang still, und dann: »Das ist lustig, aber … ich denke nicht. Ich meine, unter den Umständen halte ich das für eine nicht so gute Idee.«
    Sie klang, als würde sie es aufrichtig bedauern, was ihn ermutigte nachzuhaken. »Was für Umstände?«, fragte er. »Ich weiß nichts von irgendwelchen Umständen.«
    Jetzt musste sie lachen. »Na ja, Sie möchten, dass ich Ihnen was erzähle, und – ich kann nicht.«
    »Sie ›können nicht‹. Das heißt also. Sie haben tatsächlich irgendwas unterschrieben!«
    Ein genervtes Seufzen blies durch den Hörer. »Ich muss Schluss machen«, sagte sie. »Und überhaupt, das hier bringt nichts. Es geht nicht.«
    »Legen Sie nicht auf!«, sagte er. »Ich muss es doch wenigstens versuchen dürfen.«
    »Sie sollten mit Dr. Kicklighter reden.«
    »Gute Idee!«, erwiderte Frank. »Dr. Kicklighter! Warum bin ich da nicht von allein drauf gekommen – nur, ich bin drauf gekommen. Und das Problem ist, er hat offenbar sein Telefon zerhackt.«
    »Tut mir leid. Er hat sehr viel zu tun.«
    »Wir haben alle viel zu tun. Sie haben viel zu tun! Ich habe viel zu tun! Sogar Gleason hat viel zu tun!«
    »Ich weiß, aber … Ich muss jetzt wirklich Schluss machen. Wirklich!«
    »Warum?«
    Er konnte hören, wie sie tief Luft holte. »Weil ich ein Hähnchen im Backofen habe, und es brennt schon an, und während wir uns hier unterhalten, füllt sich meine Wohnung allmählich mit Rauch, und wenn ich mich nicht sofort darum

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