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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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nicht.«
    »Aber –«
    »Man muss seine Verluste minimieren, finden Sie nicht?«
    »Ich denke, Gleasons Beteiligung –«
    »Nun, das kommt noch hinzu, nicht?« Coe zog sich weiche Lederhandschuhe über.
    »Wie meinen Sie das?«
    Coe wirkte gequält. »Ich meine, wenn Sie der Sache nachgehen, werden Sie Nachforschungen anstellen müssen.«
    »Ist das schlecht?«
    Coe blickte weg, holte dann tief Luft. »Die Zeiten haben sich geändert. Wir müssen uns ihnen anpassen.« Coe runzelte für den Bruchteil einer Sekunde die Stirn, klatschte dann in die Hände. »Ciao«, sagte er, drehte sich um und ging zu der wartenden Limousine, dicht gefolgt von Jennifer.
    Als Frank ihnen nachschaute, stellte sich ein schwarzer Pförtner neben ihn, wippte auf den Fußballen, die Hände auf dem Rücken, die Augen auf die Straße gerichtet. Schließlich wandte er sich Frank zu und sagte: »Und wie geht es uns heute, Sir?«
    Einen langen Augenblick wusste Frank nicht, was er sagen sollte. Also ging er den Weg des geringsten Widerstandes und sagte die Wahrheit: »Uns geht’s beschissen.«
    Das Gesicht des Pförtners erhellte sich zu einem Lächeln. »Ja, Sir! Stimmt genau, und so ist es uns schon immer gegangen!«
    Nach Russland und Norwegen kam Frank seine Washingtoner Wohnung wie ein Palast vor. Sie lag am Mintwood Place in Adams-Morgan, einer sozial und ethnisch bunt gemischten Gegend, die im Reiseführer als »hip und lebendig« bezeichnet wurde – was soviel hieß wie, dass es jede Menge gute und exotische Restaurants, ein paar interessante Kneipen und praktisch keine Parkplätze gab.
    Selbst am helllichten Tag wimmelte es auf den Straßen nur so von Yuppies auf der Suche nach yebeg wat, pupusas und nasi goreng. Punker mit rabenschwarzen Haaren und bleichen Gesichtern lungerten auf den Bürgersteigen, während sich Salvadorianer zu Dreier- oder Vierergruppen versammelten, um gemeinsam eine Flasche zu leeren oder ein Geschäft zu machen. Kofferradios dröhnten um die Wette.
    Die Wohnung war schon fast unanständig groß – er hatte sie, lange bevor das Viertel schick wurde, gemietet. Sie hatte hohe Fenster, jede Menge unverputzte Ziegelwände und eine Zweitausend-Dollar-Stereoanlage, die ihm zweimal gestohlen worden war (aber in den letzten drei Jahren nicht mehr). Die Zimmer waren groß und waren einmal modern eingerichtet gewesen. Jetzt wirkten sie fast spartanisch, was darauf zurückzuführen war, dass die sehr attraktive Alice Holcombe die meisten Möbel mitgenommen hatte, als sie auszog. (Das war vor sechs Monaten gewesen, und Frank war dazu nichts anderes eingefallen als Naja … )
    Er zündete die Gasflamme unter dem Teekessel an, nahm den Telefonhörer und rief seine Mailbox an. Es waren keine wichtigen Anrufe eingegangen – schon gar keiner von Kicklighter oder Adair. Eine Einladung zum Abendessen. Eine Einladung zum Poker. Anrufe von Freunden, die sich ›nur mal melden wollten‹, und welche von Informanten und Möchtegerninformanten, darunter einer, der behauptete, den Mord an Kennedy gelöst zu haben ›und noch mehr!‹. Der letzte Anruf war eine Erinnerung daran, dass er am Montagabend um neun zum Hallenfußball verabredet war.
    Frank löffelte Kaffeepulver in eine Filtertüte, sah dann die Post durch, als das Wasser im Kessel zu sieden begann.
    Es war nichts Besonderes darunter: das Journal of Scientific Exploration, der Economist, eine Rechnung von Visa, ein Kontoauszug von Crestar und jede Menge Reklame, die das Papier nicht wert war.
    Als der Kessel schließlich pfiff, goss er ein wenig Wasser auf das Kaffeemehl und wartete, bis die ersten schwarzen Tropfen in die Tasse fielen. Dann goss er mehr nach und wartete etwas länger. Tatsache war: Er war einer großen Story auf der Spur. Da war er sich absolut sicher. Obwohl er nicht genau sagen konnte, worum es bei der Sache ging, war da draußen etwas im Gange, und daran war nicht zu rütteln. Er konnte es undeutlich vor seinem geistigen Auge sehen: wie ein schwarzes Loch, das sich indirekt durch das Verhalten von Objekten offenbart, die von ihm angezogen werden – Objekte, die verschwinden.
    Objekte wie Kicklighter und Adair.
    Am Nachmittag setzte er sich an den langen Holztisch, der ihm als Schreibtisch diente, und schrieb auf Briefpapier von der Washington Post einen Formbrief an eine ganze Buchstabensuppe von Bundesbehörden: BI, CIA, CDC, NOAA sowie das Pentagon und das Außenministerium. Jeder Brief war an das zuständige Büro für Informationen und

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