Das erste der sieben Siegel
Ihnen vorbeischauen. Ich brauche lediglich die Listen von einem einzigen Monat. März wäre schön.«
Es dauerte drei Tage, aber schließlich konnte Sergeant Garcia keinen Grund finden, Franks Bitte abzuschlagen, und so traf er alle nötigen Vorbereitungen. Frank war sicher, dass das Informationsbüro des Pentagons in der Zwischenzeit sämtliche Flugpapiere vom März durchging, um sie auf irgendwelche Peinlichkeiten hin zu überprüfen: ein Kongressabgeordneter, der mit präkolumbianischer Kunst aus Peru gekommen war, ein General mit einer Vorliebe für dänische Pornographie, ein CIA-Flug, der erst gar nicht durch den Zoll gegangen war.
Während Frank über die Allenton Road nach Andrews fuhr, überlegte er, was er möglicherweise finden würde. Falls die Flugpapiere da waren, die er suchte, würde er sehen, wer die Leichname durch den Zoll gebracht hatte und wohin sie transportiert worden waren. Er würde ebenfalls erfahren, wer die Passagiere vier und fünf gewesen waren. Und wenn die Papiere nicht da waren … tja, auch das wäre aufschlussreich. Es würde bedeuten, dass die Papiere von den anderen getrennt worden waren, weil der Flug geheim oder sonstwie brisant gewesen war.
Am Haupttor von Andrews gab ihm ein Uniformierter einen Passierschein, eine Parkplakette und eine Karte vom Stützpunkt, winkte ihn dann durch in Richtung auf das Gebäude des Hauptquartiers.
Sergeant Raymond Garcia entpuppte sich als kleiner Mann mit einem Spektrum von Gesichtsausdrücken, die so einstudiert wirkten, dass er sie, da war Daly sicher, vor dem Spiegel geübt hatte. Als er Frank sah, legte er die Hände auf den Rücken, presste die Lippen zusammen und sagte sein Sprüchlein auf. Dabei wippte er in seinen blankgeputzten Schuhen vor und zurück.
»Wie Sie sich gewiss denken können, ist auch der Armee die Tatsache bewusst, dass das militärische Transportwesen nicht absolut vor Missbrauch geschützt ist. Aber ich kann Ihnen versichern, dass solche Missbrauchsfälle äußerst selten vorkommen. Wir arbeiten eng mit der Zollbehörde zusammen.« Schräggelegter Kopf. Bedeutungsvoller Blick.
Das war so gut einstudiert, dass Frank unter anderen Umständen ganz gern die Story recherchiert hätte, die der Grund für dieses Dementi war. Doch im Moment wollte er Garcia einfach nur beruhigen.
»Ich bin nicht auf der Suche nach irgendwelchen Leichen im Keller, Sergeant. Ich schreibe einen ganz allgemeinen Artikel – und es geht dabei weniger um die Armee als um den Zoll und dessen großes Aufgabengebiet.«
Schließlich wurde er in einen kleinen, neonbeleuchteten Raum eskortiert, wo ein Tisch und ein Stuhl auf ihn warteten. Auf dem Tisch lag ein Stapel Papiere, und daneben stand ein Glas Instantkaffee mit einem Plastiklöffel.
»Kaffee?«, fragte Garcia.
Frank nickte, und kurz darauf kam der Sergeant mit einem Plastikbecher wieder. »Weidmannsheil«, sagte er, als er ihm den Becher reichte. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und schloss die Tür hinter sich.
In den nächsten fünf Minuten tat Frank so, als würde er die Flugpapiere durchgehen. Aber er wusste, was er wollte. Die Akten waren chronologisch geordnet, und er brauchte nicht einmal eine Minute, um zu finden, was er suchte.
Flug 1251 von Tuzia nach Tromsø am 28. März. Dann am nächsten Tag von Tromsø nach Andrews. Die Landezeit war mit 13.13 angegeben.
Franks Augen wanderten zu der Spalte ›Passagiere‹.
Da standen fünf Namen, und zwar in alphabetischer Ordnung:
Adair, Anne
Fitch, Taylor
Gleason, Neal
Karalekis, Dr. George
Kicklighter,
Dr. Benton
Er schrieb die Namen auf, die er nicht kannte. Karalekis war vermutlich ein Arzt an den NIH. Fitch konnte Gott weiß was sein. FBI, CIA …
Er nahm sich die zweite Seite der Flugpapiere vor, wo die Ladung aufgeführt war, und einen Augenblick lang glaubte er, es müsse ein Irrtum vorliegen.
Der Laderaum war leer, bis auf ein paar Computer und das Gepäck der Crew und ihrer Passagiere.
Frank nahm einen großen Schluck Kaffee und schaute wieder darauf. Keine Rede von Leichentransportkisten oder von irgendwelchen sterblichen Überresten. Seite 2 von 2, stand da.
Er sah die anderen Flugpapiere durch, ob es noch einen Flug von Tromsø gegeben hatte, entweder am selben oder am nächsten Tag oder am übernächsten. Nichts. Nirgendwo Leichentransportkisten.
Er war immer wieder begeistert, wie gut der Saab auf der Straße lag (wenn er
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