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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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Corporation lag in Herndon, Virginia, nur drei Kilometer vom Dulles Airport entfernt. Sie war ein kommerzielles Unternehmen, das Aufklärungs-Satellitenfotos von hoher Bildqualität verkaufte. Ihre Kundschaft waren allerlei Drittweltländer, die sich keine eigenen Satelliten leisten konnten, Firmen, die Bodenschätze abbauten, Umweltschutzgruppen, Agrarunternehmen, Fischereibetriebe und die Medien.
    Und ihre Leistungen waren nicht billig. Frank hatte ein schlechtes Gewissen, dass er das Geld der Stiftung für eine Story ausgab, die er eigentlich fallen lassen sollte, aber er würde nicht aus eigener Tasche zahlen – und die Sache war schließlich wichtig.
    Er sagte der Mitarbeiterin, was er wollte, nannte ihr die Koordinaten von Kopervik und das Datum, an dem, wie er sich ausgerechnet hatte, die Rex Mundi in Edgeøya eingetroffen war. Die Mitarbeiterin gab die Informationen in ihren Computer ein, wartete einige Sekunden und sagte: »Kein Problem. Wir haben den Archipel Svalbard zweimal am Tag fotografiert, und wie es aussieht, haben wir Archivaufnahmen von den letzten drei Jahren.«
    Zwanzig Minuten später kam sie mit einem Schwarzweißfoto im Format 90 x 120 wieder, das noch ein wenig feucht war. Entlang des oberen rechten Randes waren in einer Reihe Datum und Zeit und die Positionskoordinaten abgedruckt. Sie legte das Foto auf einen Tisch und beschwerte die Ecken mit filzbeschichteten Gewichten.
    Sie betrachteten es gemeinsam.
    Nach einem Augenblick lachte sie und sagte: »Schauen sie mal.« Ihr Zeigefinger deutete auf ein längliches Wölkchen in der Nähe der rechten Ecke des Bogens.
    Frank blinzelte. »Was?«
    »Das da.« Sie legte einen langen, geschwungenen und sorgfältig bemalten Fingernagel neben die ovale Form, die zunächst aussah wie ein Fehler im Papier. »Eisbär«, sagte sie. »Ich habe schon mal welche gesehen.« Sie setzte eine Fotolupe auf das Bild und sagte, er solle durchgucken.
    Sie hatte Recht. Es war ein Bär. Aber er interessierte sich mehr für Kopervik selbst – die Gebäude, die Kirche und den Hubschrauber. Mit der Lupe war zu erkennen, dass der Hubschrauber in einem Schneenebel stand, den er mit seinen Rotoren aufwirbelte. Sie mussten sich gedreht haben, als das Foto geschossen wurde.
    Er sah sich erneut das Dorf an und konnte zwischen den übrigen Häusern die Form einer kleinen Kapelle ausmachen, mit einem gekappten, aber erkennbaren Turm. Und nicht weit von der Kapelle vereinzelte dunkle Punkte. Vermutlich Annie und Kicklighter und die Jungs von der NOAA.
    Sie standen als Grüppchen in der Nähe einer dunklen Fläche, wo die Schneedecke nicht mehr einheitlich war. Jetzt da er sich an die Vogelperspektive gewöhnt hatte, begriff er, dass es der Friedhof neben der Kapelle war. Er konnte die Steinmauer drum herum erkennen, deren quadratische Form deutlich auszumachen war, selbst unter dem Schnee. Mit dem Vergrößerungsglas sah er in regelmäßigen Abständen Kleckse, sicherlich die Grabsteine, und daneben einen dunklen Bereich, der verwischt wirkte. Das waren Kisten oder Baumstämme, ein Haufen Bauholz oder –
    Särge. Ein Haufen Särge.
    Er runzelte die Stirn. Genau das hatte er zu sehen erwartet, und dennoch … Irgendwas an der Szene störte ihn. Er trommelte leicht mit den Fingern auf den Tisch und starrte einige Minuten weiter auf das Satellitenfoto, verschob die Lupe, um sich die eine oder andere Stelle genauer anzusehen, doch er konnte dem Foto keine weiteren Informationen entlocken. Er sah auf das oben am Rand aufgedruckte Datum und schüttelte erneut den Kopf. Er war auf dieses Datum gekommen, indem er von der Ankunft der Rex Mundi in Hammerfest zurückgerechnet hatte.
    Es war eine Dreitagereise, also … war die Expedition allem Anschein nach ihrem Zeitplan voraus gewesen. Offenbar hatte die Exhumierung nicht so lange gedauert, wie sie gedacht hatten. Das Foto hier war eindeutig von ihrem letzten Tag auf Edgeøya. Sonst wären sie erst an einem späteren Tag in Hammerfest gewesen. Außerdem waren keine Arbeitszelte zu sehen, also mussten die Zelte bereits wieder auf der Rex Mundi gewesen sein. Und die übrige Ausrüstung ebenfalls, denn auch davon war nichts zu sehen.
    Er schob die Lupe über den Hubschrauber und suchte nach den Leichenkisten, aber der ganze Bereich war durch das Schneegewirbel verschwommen. Und außerdem, dachte er, hätte die Crew wohl kaum zuerst die Ausrüstung verstaut und dann die Kisten mit den Leichnamen geholt. Die hätten sie wohl als erstes

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