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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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das Schwert in die Scheide zurück. Dabei bemerkte er das Licht des Steins der Nacht, das durch seine Tasche schien. Es war gerade noch dunkel genug, um das schwache Leuchten zu sehen. Er blieb stehen, nahm den glatten Stein noch einmal heraus, steckte ihn in den Lederbeutel und löschte so das blaßgelbe Licht.
    Mit grimmig entschlossener Miene stapfte er weiter und griff dabei nach dem Zahn unter seinem Hemd. Einsamkeit, tiefer als er sie je gekannt hatte, lastete auf seinen Schultern. Er hatte alle seine Freunde verloren. Jetzt wußte er, sein Leben gehörte nicht ihm. Er hatte es seiner Pflicht, seiner Aufgabe verschrieben. Er war der Sucher. Nicht mehr und nicht weniger. Er war nicht sein eigener Herr, sondern ein Bauer, der von anderen auf dem Spielbrett verschoben wurde. Ein Werkzeug, genau wie sein Schwert, das anderen helfen sollte, ein Leben zu führen, das er nur einen Lidschlag lang erahnt hatte.
    Er unterschied sich durch nichts von den finsteren Wesen auf der anderen Seite der Grenze. Ein Bote des Todes.
    Und ihm war bewußt, wem er den Tod bringen wollte.
    Der Meister hockte mit geradem Rücken und verschränkten Beinen im Gras vor dem schlafenden Jungen. Seine Hände ruhten mit der Fläche nach oben auf seinen Knien, und ein Lächeln spielte über seine Lippen, als er daran dachte, was mit Konfessor Kahlan in der Grenze geschehen war. Morgendliches Sonnenlicht fiel schräg durch die Deckenfenster und brachte die Farben der Gartenblumen zum Leuchten. Langsam führte er die Finger seiner Rechten an die Lippen, befeuchtete die Spitzen und strich sich anschließend die Brauen glatt, bevor er sorgsam die Hand an ihren Ruheplatz zurücklegte. Die Überlegung, was er mit der Mutter Konfessor anstellen würde, hatte seinen Atem beschleunigt. Er brachte ihn wieder unter Kontrolle und kehrte in Gedanken zur anstehenden Aufgabe zurück. Er machte eine Bewegung mit den Fingern, und Carls Augen gingen auf.
    »Guten Morgen, mein Sohn. Schön dich wiederzusehen«, sagte er mit freundlicher Stimme. Das Lächeln lag, wenn auch aus anderem Grund, immer noch auf seinen Lippen.
    Carl blinzelte und kniff im grellen Licht die Augen zusammen. »Guten Morgen«, sagte er mit einem Stöhnen. Und fügte, während er sich umsah, hinzu: »Vater Rahl.«
    »Du hast gut geschlafen«, versicherte Rahl dem Jungen.
    »Du warst hier? Die ganze Nacht?«
    »Die ganze Nacht. Wie ich es dir versprochen habe. Ich würde dich doch nicht anlügen, Carl.«
    Carl lächelte. »Danke.« Er senkte scheu den Blick. »Ich glaube, es war bißchen dumm von mir, solche Angst zu haben.«
    »Ich glaube, das war überhaupt nicht dumm. Ich bin froh, daß ich hier war, um dich zu beruhigen.«
    »Mein Vater sagt, ich bin ein Narr, wenn ich vor der Dunkelheit Angst habe.«
    »Es gibt Dinge in der Dunkelheit, die dich anfallen könnten«, sagte Rahl ernst. »Es ist klug, das zu wissen und vor ihnen auf der Hut zu sein. Dein Vater würde sich selbst einen Gefallen tun, wenn er auf das hörte, was du sagst.«
    Carl strahlte. »Wirklich?« Rahl nickte. »Genau dasselbe habe ich auch immer gedacht.«
    »Wenn man jemanden aufrichtig liebt, hört man ihm auch zu.«
    »Mein Vater sagt immer zu mir, ich soll meine Zunge hüten.«
    Rahl schüttelte mißbilligend den Kopf. »Das überrascht mich. Ich hatte gedacht, sie hätten dich sehr lieb.«
    »Na ja, tun sie auch. Meistens jedenfalls.«
    »Ich bin sicher, du hast recht. Das weißt du bestimmt besser als ich.«
    Das lange, blonde Haar des Meisters schimmerte im Morgenlicht, sein weißes Gewand leuchtete hell. Er wartete. Eine ganze Weile lang folgte beklommenes Schweigen.
    »Aber ich bin es leid, daß sie mir immer sagen, was ich tun soll.«
    Rahl hob die Brauen. »Ich glaube, du bist jetzt in dem Alter, in dem du selber denken und Entscheidungen treffen kannst. Ein netter Junge wie du, fast ein Mann, und sie sagen dir, was du tun sollst«, fügte er halb zu sich selbst hinzu und schüttelte erneut den Kopf. Als könnte er nicht glauben, was Carl ihm erzählte, fragte er: »Heißt das, sie behandeln dich wie ein kleines Kind?«
    Carl nickte ernst, beschloß dann, den Eindruck zu berichtigen. »Meistens sind sie aber gut zu mir.«
    Rahl nickte ein wenig argwöhnisch. »Gut, das zu wissen. Mir fällt ein Stein vom Herzen.«
    Carl blickte hoch in die Sonne. »Aber eins kann ich dir sagen, meine Eltern werden wilder als Hornissen sein, wenn ich solange fortbleibe.«
    »Sie werden böse, wenn du spät nach Hause

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