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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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weißglühenden Verlangen auf, trieb ihn vor, zwischen die Gestalten, und ließ ihn das Schwert schneller schwingen, als sie angreifen konnten. Jetzt war er es, der auf sie losging. Ihr Geheul vermischte sich zu einem angstvollen Aufschrei. Richards Wut, sie könnten Kahlan etwas angetan haben, trieb ihn in wild-gewalttätiger Raserei nach vorn.
    Zuerst merkte er es nicht. Die Schatten hatten aufgehört, sich zu bewegen. Sie standen nur noch in der Luft, während Richard sich weiter den Pfad zwischen den Wällen hindurcharbeitete und auf sie eindrosch. Eine Weile machten sie keine Anstalten, seiner Klinge auszuweichen, sondern schwebten an einer Stelle. Dann begannen sie wie Rauchschwaden in fast stehender Luft wegzugleiten. Sie schwebten in die Grenzwälle, verloren auf dem Weg durch sie hindurch ihren grünlichen Schimmer und wurden zu den dunklen Wesen der anderen Seite. Endlich gelangte Richard keuchend zur Ruhe. Seine Arme pochten vor Erschöpfung.
    Das waren sie also. Keine Schattenmenschen, sondern die Wesen von der anderen Seite des Grenzwalles. Jene Wesen, die entkommen waren und Menschen geraubt hatten, genau wie sie versucht hatten, ihn zu rauben.
    Genau, wie sie Kahlan geraubt hatten.
    Ein Schmerz stieg aus seinem tiefsten Innern empor, Tränen traten ihm in die Augen.
    »Kahlan«, hauchte er in die kühle Morgenluft.
    Der Schmerz über ihren möglichen Verlust schien ihm das Herz zu zerreißen. Es war sein Fehler gewesen, er war nicht wachsam genug gewesen, er hatte sie im Stich gelassen und sie nicht beschützt. Wie hatte das so schnell geschehen können? So leicht? Adie hatte ihn gewarnt, daß sie ihn rufen würden. Wieso war er nicht vorsichtiger gewesen? Warum hatte er sich ihre Warnung nicht mehr zu Herzen genommen? Immer wieder kreisten seine Gedanken um die Angst, die sie jetzt haben mußte, ihre Verwirrung, warum er nicht bei ihr war, ihr Flehen, ihr zu helfen. Ihre Qual. Ihren Tod. Verzweifelt rasten seine Gedanken, während er unter Tränen versuchte, die Zeit zurückzudrehen, es noch mal – anders – zu machen, die Stimmen zu ignorieren, ihre Hand festzuhalten und sie zu retten. Die Tränen liefen ihm übers Gesicht, als er die Schwertspitze senkte und über den Boden schleifen ließ. Er war zu erschöpft, es wegzustecken, und trottete wie im Tran vorwärts. Das Geröll hatte aufgehört. Das grüne Licht wurde schwächer und war verschwunden, als er in den Wald und auf den Pfad trat.
    Jemand flüsterte seinen Namen, die Stimme eines Mannes. Er blieb stehen und sah sich um.
    Im Licht der Grenze stand Richards Vater.
    »Sohn«, hauchte sein Vater, »laß mich dir helfen.«
    Richard starrte ihn hölzern an. Der Morgen hellte den bedeckten Himmel auf und tauchte alles in ein graues Licht. Die einzige Farbe war das leuchtende Grün um seinen Vater, der die Hände ausbreitete.
    »Du kannst mir nicht helfen«, flüsterte Richard heiser zurück.
    »Doch, ich kann. Sie ist bei uns. Sie ist in Sicherheit.«
    Richard trat ein paar Schritte auf seinen Vater zu. »In Sicherheit?«
    »Ja. Sie ist in Sicherheit. Komm, ich bringe dich zu dir.«
    Richard ging noch ein paar Schritte, schleppte das Schwert mit der Spitze über den Boden. Tränen liefen ihm über die Wangen. Seine Brust hob sich. »Du könntest mich wirklich zu ihr bringen?«
    »Ja, mein Sohn«, sagte sein Vater sanft. »Komm. Sie wartet auf dich. Ich werde dich zu ihr bringen.«
    Wie betäubt ging Richard zu seinem Vater. »Und ich kann bei ihr bleiben? Für immer?«
    »Für immer«, erklang die Antwort in dem vertraut beruhigenden Ton.
    Richard trottete zu seinem Vater ins grüne Licht zurück, der ihn voller Wärme anlächelte.
    Als er ihn erreicht hatte, hob Richard das Schwert der Wahrheit und stieß es seinem Vater durchs Herz. Sein Vater riß die Augen auf und starrte ihn an, als er durchbohrt wurde.
    »Wie viele Male, lieber Vater«, fragte Richard unter Tränen und mit zusammengebissenen Zähnen, »muß ich deinen Schatten noch niedermetzeln?«
    Doch sein Vater schimmerte nur und löste sich in der trüben Morgenluft auf.
    Ein Gefühl bitterer Befriedigung trat an die Stelle seines Zorns, dann war auch das verschwunden. Er wandte sich wieder dem Pfad zu. Tränen flossen in Strömen durch den Schmutz und Schweiß auf seinem Gesicht. Er wischte sie sich mit dem Ärmel seines Hemdes ab und schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter. Der Wald schloß sich gleichgültig um ihn, als er wieder auf dem Weg war.
    Schwerfällig steckte Richard

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