Das erste Gesetz der Magie - 1
Schatten gekämpft hatte. Seine Fußabdrücke waren überall im Schlamm des Erdrutsches zu sehen und erzählten die Geschichte seines Kampfes. Er war überrascht, wieviel Boden er während des Kampfes abgedeckt hatte. Er konnte sich an all das Herumkreisen, das Hin und Her überhaupt nicht erinnern. Aber bis auf den Schluß wußte er ohnehin nicht mehr viel von dem Gemetzel.
Er fuhr zusammen, als er entdeckte, was er gesucht hatte. Die Spuren der beiden, zusammen, und dann ihre, allein. Klopfenden Herzens folgte er ihnen und hoffte dabei inständig, sie würden nicht in den Wall führen. Er ging in die Hocke, untersuchte sie, berührte sie. Ihre Spuren wanderten eine Weile herum, scheinbar wirr, dann hielten sie plötzlich an und kehrten. Dort, wo ihre beiden Spuren von der anderen Seite hereinführten, lief eine Spur wieder zurück.
Kahlan.
Richard war sofort wieder auf den Beinen. Sein Atem ging schnell, sein Puls raste. Der grüne Lichtschein umflirrte ihn entnervend. Er überlegte, wie weit sie gegangen sein mochte. Sie hatten den größten Teil der Nacht gebraucht, um unter Mühe durch den Schlund zu gelangen. Allerdings hatten sie nicht gewußt, wo der Pfad verlief. Er blickte auf die Fußspuren im Schlamm. Er wußte es.
Er mußte sich beeilen. Ängstlichkeit beim Zurückverfolgen des Weges konnte er sich nicht erlauben. Ihm fiel etwas ein, das Zedd ihm beim Überreichen des Schwertes gesagt hatte. Die Kraft des Zorns verleiht dir den Schwung, um trotz Unachtsamkeit zu obsiegen.
Das klare metallische Klirren füllte die Luft des trüben Morgens, als der Sucher sein Schwert zog. Zorn durchströmte ihn. Ohne einen weiteren Gedanken stürmte Richard den Pfad hinab, den Spuren folgend. Der Widerstand des Walls schüttelte ihn durch, als er durch die kühle Luft, den kühlen Dunst trabte. Auch an Biegungen und Serpentinen verlangsamte er sein Tempo nicht, sondern stemmte seinen Fuß mal zur einen, mal zur anderen Seite, um sein Gewicht in entgegengesetzter Richtung den Pfad hinabzuwerfen.
Ein stetes, gleichmäßiges Tempo beibehaltend, hatte er den Schlund bereits gegen Mitte des Vormittages durchquert. Zweimal war er einem Schatten begegnet, der auf der Stelle über dem Pfad schwebte. Sie bewegten sich nicht, schienen ihn nicht einmal zu bemerken. Richard stürmte, Schwert voran, hindurch. Selbst ohne Gesicht wirkten sie überrascht, als sie heulend auseinanderstoben.
Ohne das Tempo zu verlangsamen, durchquerte er den gespaltenen Felsen, trat dabei einen Greifer aus dem Weg. Auf der anderen Seite blieb er stehen, um Luft zu holen. Zu seiner überwältigenden Erleichterung stellte er fest, daß ihre Spuren hindurchführten. Ab jetzt, auf dem Pfad durch den Wald, wären ihre Spuren schwerer zu erkennen, aber das spielte keine Rolle. Er wußte, wohin sie wollte, und daß sie den Schlund sicher durchquert hatte. Am liebsten hätte er vor Freude geheult, weil Kahlan noch lebte.
Er holte auf. Der Nebel hatte die scharfen Kanten ihrer Fußspuren noch nicht aufgeweicht, wie am Anfang, als er sie entdeckt hatte. Seit Tagesanbruch mußte sie zur Orientierung ihren Spuren gefolgt sein, statt sich von den Wällen den Weg zeigen zu lassen, sonst hätte er sie längst eingeholt. Gutes Mädchen, dachte er. Sie gebrauchte ihren Kopf. Er würde noch eine richtige Waldfrau aus ihr machen.
Richard trabte wieder los, den Pfad hinab, das Schwert gezückt und im Zorn hellwach. Er vergeudete keine Zeit darauf, nach ihren Spuren zu suchen. Sobald der Grund weich oder schlammig wurde, blickte, er zu Boden, wurde etwas langsamer und nahm ihre Spur auf. Nachdem er laufend eine mit weichem Moos bewachsene Stelle überquert hatte, erreichte er eine kleine, kahle Stelle mit Fußspuren. Er warf im Vorübergehen einen flüchtigen Blick darauf. Dann sah er etwas. Er blieb so abrupt stehen, daß er stürzte. Auf Händen und Knien starrte er auf die Spuren. Er riß die Augen auf.
Ein Teil ihres Abdrucks war von einem Männerstiefel überdeckt, der fast dreimal so groß war wie ihrer. Er wußte ohne den geringsten Zweifel, wem er gehörte – dem letzten Mann des Quadrons.
Wut verhalf ihm auf die Beine, und stolpernd rannte er blindlings drauflos. Äste und Felsen flogen verschwimmend vorbei. Auf dem Pfad zu bleiben und nicht aus Versehen in die Grenze hineinzurennen, war seine einzige Sorge. Nicht, weil er Angst um sich gehabt hätte, sondern weil er Kahlan schlecht helfen konnte, wenn er sich umbringen ließ. Seine Lungen brannten, seine
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