Das erste Gesetz der Magie - 1
unmöglich werden können.«
Sie löste sich von ihm, die Hände auf seinen Armen, und kniff sie, als wollte sie prüfen, ob sie wirklich seien. »Zedd hat gesagt, ich soll auf dich aufpassen, wenn du das Schwert benutzt, um einen Menschen zu töten. Er sagte, was er dir über den Zorn, der dich vor den Schmerzen schützt, gesagt hat, sei wahr, fügte jedoch hinzu, nur beim ersten Mal sei es anders. Die Magie stelle dich auf die Probe, messe den Sucher an seinem Schmerz, und nichts könne dich davor schützen. Er meinte, er könne es dir nicht sagen, denn wenn du es wüßtest, würde es dich behindern, du wärst vorsichtiger, und das könnte verheerende Folgen haben. Er meinte, die Magie müsse bei ihrer ersten Anwendung mit dem Sucher verschmelzen, damit sie seine Entschlossenheit beim Töten feststellen kann.« Sie drückte seine Arme. »Er meinte, die Magie könne Fürchterliches mit dir anstellen. Der Schmerz sei eine Prüfung, um herauszufinden, wer der Meister ist und wer der Beherrschte.«
Richard ging verblüfft in die Hocke. Adie hatte gesagt, der Zauberer enthalte ihm ein Geheimnis vor. Das mußte es gewesen sein. Zedd mußte sehr besorgt gewesen sein und Angst um ihn gehabt haben. Der alte Freund tat ihm leid.
Zum ersten Mal begriff Richard, was es hieß, ein Sucher zu sein, auf eine Art, wie es nur ein Sucher begreifen konnte. Der Todesbote. Jetzt verstand er. Verstand die Magie, wie man sie anwendete, wie sie ihn benutzte, wie sie jetzt miteinander verschmolzen und eins geworden waren. Was auch immer dabei herauskommen mochte, er würde nie wieder derselbe sein. Er hatte einen Geschmack von der Erfüllung seiner dunkelsten Sehnsüchte bekommen, das war erledigt. Unmöglich, zu seinem alten Selbst zurückzukehren.
Richard wischte Kahlan das Blut aus dem Gesicht.
»Ich verstehe. Jetzt weiß ich, was er gemeint hat. Du hattest recht, mir nichts davon zu sagen.« Er berührte ihre Wange, seine Stimme war sanft. »Ich hatte solche Angst, du könntest getötet werden.«
Sie legte ihre Hand auf seine. »Ich dachte, du wärst tot. Eben hielt ich noch deine Hand, dann merkte ich, daß ich sie verloren hatte.«
Wieder traten ihr die Tränen in die Augen. »Ich konnte dich nicht finden. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Das einzige, was mir einfiel, war zu Zedd zurückzugehen, zu warten, bis er aufwacht und ihn dazu zu bringen, mir zu helfen. Ich dachte, du wärst an die Unterwelt verloren.«
»Ich dachte, dir wäre das gleiche passiert. Fast wäre ich allein weitergegangen.« Er grinste schelmisch. »Sieht so aus, als müßte ich dich immer wieder irgendwo heraushauen.«
Zum ersten Mal, seit er sie wiedergefunden hatte, lächelte sie. Dann schlang sie die Arme um ihn. Und ließ sofort wieder los.
»Richard, wir müssen fort von hier. Hier sind überall diese Untiere. Sie werden sich auf seine Leiche stürzen. Dann dürfen wir auf keinen Fall hier sein.«
Er nickte, drehte sich um, ergriff sein Schwert und stand auf. Er reichte ihr die Hand und half ihr auf.
Die Zauberkraft entlud sich in einem Wutausbruch und warnte ihren Meister.
Richard sah sie verblüfft an, schockiert. Die Zauberkraft war zum Leben erwacht, genau wie beim letzten Mal, als sie seine Hand berührt und er das Schwert gehalten hatte. Nur stärker diesmal. Sie lächelte und schien nichts zu spüren. Richard zwang sich, die Wut zu unterdrücken. Doch der Zorn ließ es nur widerwillig mit sich geschehen.
Sie nahm ihn in den Arm, drückte ihn kurz an sich. »Ich kann es immer noch nicht glauben, daß du lebst. Ich war so sicher, ich hätte dich verloren.«
»Wie bist du den Schatten entkommen?«
Kahlan schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Sie haben uns verfolgt, und als wir getrennt wurden und ich zurückging, habe ich sie nicht mehr gesehen. Hast du welche gesehen?«
Richard nickte ernst. »Ja, das habe ich. Auch meinen Vater wieder. Sie haben mich angegriffen und versucht, mich in die Grenze zu holen.«
Kahlans Gesicht wurde besorgt. »Wieso nur dich? Warum nicht uns beide?«
»Ich weiß es nicht. Gestern abend am gespaltenen Felsen und später, als sie uns verfolgt haben, müssen sie hinter mir und nicht dir hergewesen sein. Der Knochen hat dich beschützt.«
»Beim letzten Mal haben sie alle angegriffen, nur dich nicht«, sagte sie. »Was ist denn diesmal anders?«
Richard überlegte einen Augenblick. »Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall müssen wir über den Paß. Wir sind zu müde, um uns diese Nacht noch einmal mit den
Weitere Kostenlose Bücher