Das erste Gesetz der Magie - 1
Erfolg gefährden würde? Wenn es um das Leben aller ginge? Sag jetzt die Wahrheit!«
Trotz ihres entwaffnenden Tons trafen Shotas Worte ihn wie ein Dolch aus Eis. Richard blickte in Kahlans aufgerissene Augen, dann musterte er die Frau neben sich. »Sie ist meine Führerin. Ich brauche sie«, sagte er schlicht, fast beiläufig.
Ein starrer Blick aus großen Mandelaugen. »Danach, Sucher, habe ich nicht gefragt.«
Richard sagte nichts. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
Shota lächelte bedauernd. »Das habe ich mir gedacht. Deswegen war dein Wunsch ein Fehler.«
»Es war kein Fehler«, protestierte Richard. »Hätte ich ihn nicht auf diese Weise verwendet, du hättest sie getötet.«
»Stimmt«, nickte Shota voller Bitterkeit, »das hätte ich. Zedds Bild war eine Prüfung. Du hast sie bestanden, und als Belohnung habe ich dir einen Wunsch gewährt. Nicht, damit du etwas bekommst, was du dir wünschst, sondern damit ich dir eine Last abnehme, weil dir der Mut dafür fehlt. Das war die zweite Prüfung. Die, mein Lieber, hast du nicht bestanden. Deinem Wunsch muß ich entsprechen. Das ist dein Fehler. Du hättest zulassen sollen, daß ich sie an deiner Stelle töte.«
»Du bist wahnsinnig! Erst versuchst du mir einzureden, du seist nicht böse und ich soll dich an deinen Taten messen, und nun zeigst du dein wahres Gesicht und behauptest, ich hätte einen Fehler gemacht, weil ich nicht zugelassen habe, daß du Kahlan umbringst! Und aus welchem Grund? Hat sie dich irgendwie bedroht? Sie hat nichts dergleichen getan. Das würde sie auch nicht. Sie will nichts weiter, als Darken Rahl aufhalten, genau wie ich. Und wie du auch!«
Shota ließ ihn geduldig ausreden. Wieder stand dieser zeitlose Blick in ihren Augen. »Hast du nicht zugehört, als ich sagte, nicht alle Ereignisse sind das, was sie zu sein scheinen? Du urteilst wieder einmal vorschnell, ohne alle Tatsachen zu kennen.«
»Kahlan ist meine Freundin, alles andere zählt nicht.«
Shota holte Luft, als hätte sie Mühe, ruhig zu bleiben, so als spräche sie zu einem begriffsstutzigen Kind. Er kam sich irgendwie dumm vor, als er ihren Gesichtsausdruck sah.
»Hör zu, Richard. Darken Rahl hat die Kästchen der Ordnung ins Spiel gebracht. Hat er Erfolg, hat niemand die Macht, ihn aufzuhalten. Nie mehr. Viele Menschen werden sterben. Du. Ich. Es liegt in meinem eigenen Interesse, dir zu helfen, denn du hast als einziger eine Chance, ihn aufzuhalten. Wie oder warum, weiß ich nicht, aber ich sehe den Fluß der Macht. Du bist der einzige, der eine Chance hat. Deswegen mußt du noch lange nicht Erfolg haben. Wie klein die Chance auch sein mag, es liegt alles in deinen Händen. Du sollst auch wissen, daß es Kräfte gibt, die dich bezwingen könnten, bevor du deine Chance nutzen kannst. Der alte Zauberer hat nicht die Macht, Darken Rahl aufzuhalten. Deswegen hat er dir das Schwert gegeben. Ich habe nicht die Macht, Rahl aufzuhalten. Aber ich habe die Macht, dir zu helfen. Mehr will ich nicht. Damit helfe ich mir selbst. Ich will nicht sterben. Aber wenn Darken Rahl siegt, wird genau das geschehen.«
»Das weiß ich alles. Deswegen habe ich ja gesagt, du würdest mir die Frage beantworten, ohne daß ich dafür meinen Wunsch benutzen müßte.«
»Aber ich weiß noch andere Dinge, Richard, von denen du keine Ahnung hast.«
Sie betrachtete ihn mit einer Traurigkeit, die schmerzte. Ihre Augen besaßen das gleiche Feuer wie Kahlans, das Feuer der Intelligenz. Richard spürte ihren Drang, ihm zu helfen. Plötzlich machte ihm ihr Wissen angst. Nicht, weil es ihn vielleicht verletzen könnte, sondern weil es schlicht die Wahrheit war. Richard bemerkte, wie Samuel das Schwert anstarrte, und wurde sich plötzlich seiner linken Hand bewußt, die auf dem Heft ruhte. Er spürte, wie fest er es umklammert hielt und wie die hervorstehenden Buchstaben des Wortes ›Wahrheit‹ sich schmerzhaft in seine Handfläche drückten.
»Was sind das für Dinge, die du weißt, Shota?«
»Das Einfachste zuerst«, seufzte sie. »Du erinnerst dich, wie du das Zaubererfeuer mit dem Schwert aufgehalten hast. Diese Bewegung mußt du üben. Ich habe dir diese Aufgabe aus einem bestimmten Grund gestellt. Zedd wird das Zaubererfeuer gegen dich einsetzen. Nur wird es beim nächsten Mal ernst. Der Fluß der Zeit verrät nicht, wer gewinnen wird, nur daß du eine Chance hast, ihn zu schlagen.«
Richard riß die Augen auf. »Das kann unmöglich…«
»Doch«, schnitt sie ihm das Wort
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