Das erste Gesetz der Magie - 1
waren hier und haben den Leuten vom Ruhm Darken Rahls erzählt. Sie kamen oft und berichteten dem Rat des Ortes von den Dingen, die sie bekommen würden, sobald D’Hara all diese Länder beherrscht. Sie haben ihnen erzählt, wie sehr Rahl all diese Völker liebt.«
»Das ist doch verrückt!« zischte Richard wütend.
»Wie auch immer, es gelang ihnen, die Menschen von Horners Mill für sich zu gewinnen. Man kam überein, den Ort zu D’Hara-Gebiet zu erklären. Die Friedensarmee des Volkes marschierte ein, behandelte jeden mit höchstem Respekt, kaufte bei den Händlern und schmiß mit Gold und Silber nur so um sich.« Sie deutete auf die Holzstapel unter den Planen. »Die Missionare hielten Wort, man bestellte Holz. Eine Menge Holz. Um neue Ortschaften zu bauen, in denen die Menschen unter der leuchtenden Herrschaft Darken Rahls im Wohlstand leben konnten.«
Richard schüttelte ungläubig den Kopf. »Und was geschah dann?«
»Es sprach sich rum. Hier gab es mehr Arbeit, als die Leute aus dem Ort schaffen konnten. Arbeit für Vater Rahl. Die meisten kamen hierher, um im Sägewerk zu arbeiten. Unterdessen erzählten die Missionare den Leuten von der Bedrohung aus Westland. Der Bedrohung für Vater Rahl.«
»Aus Westland!« Richard konnte es kaum fassen.
Sie nickte. »Dann zog die Friedensarmee des Volkes mit der Begründung ab, sie würden für den Kampf gegen die Truppen Westlands gebraucht und müßten die anderen Orte schützen, die D’Hara ihre Ergebenheit geschworen hatten. Sie flehten, einige sollten zu ihrem Schutz bleiben. Als Gegenleistung für ihre Loyalität und Ergebenheit ließ man eine kleine Abteilung zurück.«
Richard warf einen letzten, verstörten Blick zurück über die Schulter und führte sie zurück auf den Pfad. »Dann waren es nicht Rahls Truppen, die das hier angerichtet haben?«
Der Pfad war breit genug, und sie wartete, bis er neben ihr war. Dann fuhr sie fort. »Nein. Sie erzählten, eine Weile sei alles gutgegangen. Dann, vor ungefähr einer Woche, sei bei Sonnenaufgang eine Abteilung der Armee Westlands hereingebrochen und habe die Truppen D’Haras bis auf den letzten Mann aufgerieben. Anschließend begannen sie zu wüten, Menschen ohne Unterschied umzubringen und die Stadt zu plündern. Im Blutrausch brüllten die Soldaten Westlands, so würde es allen Gegnern Westlands ergehen. Noch vor Sonnenuntergang waren sie wieder verschwunden.«
Richard packte sie am Hemd und riß sie zu sich herum.
»Das ist nicht wahr! Kein Westländer würde so etwas tun! Es muß jemand anderes gewesen sein!«
Sie sah ihn erstaunt an. »Richard, ich habe nicht behauptet, daß es stimmt. Ich wiederhole nur, was man mir erzählt hat und was diese Leute da drinnen glauben.«
Er ließ sie los. Zum zweiten Mal hatte er allen Grund, rot zu werden. Er konnte nicht anders, er mußte hinzufügen: »Das hat keine Armee aus Westland getan.« Er wollte zurück zum Pfad, aber sie hielt ihm am Arm fest.
»Das ist noch nicht alles.«
Er bat sie mit einem Nicken weiterzusprechen.
»Wer überlebt hat, brach sofort auf und nahm mit, was er tragen konnte. Am nächsten Tag brachen weitere auf, einige erst nachdem sie ihre Familienmitglieder begraben hatten. An jenem Abend kam ein Trupp der Westländer zurück, vielleicht fünfzig Mann. Zu dieser Zeit befand sich nur noch eine Handvoll Menschen im Ort. Man sagte ihnen, die Gegner Westlands dürften nicht beerdigt werden. Man müsse sie liegenlassen, damit Tiere sie fressen könnten, als Mahnung an alle, was mit den Gegnern der Herrschaft Westland geschehen würde. Um ihrem Ansinnen Nachdruck zu verleihen, trieben sie alle übriggebliebenen Männer, sogar die Jugendlichen, zusammen und exekutierten sie.« Richard schloß aus der Art, wie Kahlan das Wort ›exekutiert‹ aussprach, daß er nicht wissen wollte, wie es geschehen war. »Der kleine Junge und der alte Mann wurden irgendwie übersehen, sonst hätte man auch sie getötet. Die Frauen wurden gezwungen, zuzusehen.« Sie wartete.
»Wie viele Frauen waren übrig?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Nicht viele.« Sie blickte den Pfad hinauf und starrte einen Augenblick zurück auf den Ort, bevor sie ihn wieder mit ihren zornigen Augen ansah. »Die Soldaten haben die Frauen vergewaltigt. Die Mädchen auch.« Ihr Blick brannte sich in seine Augen. »Jedes der Mädchen, die du dort hinten gesehen hast, wurde von mindestens…«
»Das waren keine Westländer!«
Sie musterte sein Gesicht. »Ich
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