Das erste Gesetz der Magie - 1
Fische gefangen, und wenn wir dein Feuer benutzen dürfen, teilen wir sie mit dir. Was meinst du?« Ihr Lächeln war wirklich nett.
Rachel sah Richard an. Er zwinkerte ihr zu und seufzte. »Ich fürchte, ich habe mehr gefangen, als wir essen können. Wenn du uns nicht hilfst, müssen wir ein paar wegwerfen.«
»Na gut. Wenn du sie sonst wegwirfst, helfe ich euch, sie zu essen.«
Kahlan nahm ihren Rucksack ab. »Wo sind deine Eltern?«
Rachel fiel nichts anderes ein, also erzählte sie die Wahrheit. »Tot.«
Richards Hände hielten kurz inne, machten dann weiter. Kahlan sah plötzlich traurig aus, aber Rachel wußte nicht, ob es echt war. Die Hand, mit der sie sie am Arm drückte, fühlte sich weich an. »Tut mir leid, Rachel.« Rachel war gar nicht so traurig. Sie erinnerte sich kaum an ihre Eltern, nur an das Heim, in dem sie mit den anderen Kindern gelebt hatte.
Richard schnipselte an ihren Haaren herum, während Kahlan eine Pfanne herausholte und mit dem Braten der Fische begann. Richard hatte recht, es gab eine Menge Fische. Kahlan bestreute sie mit irgendwelchen Gewürzen, wie Rachel es bei den Köchen gesehen hatte. Es roch gut, und ihr Magen fing an zu knurren. Um sie herum rieselten kleine Haarschnipsel nieder. Sie mußte lächeln beim Gedanken, wie wütend Prinzessin Violet werden würde, wenn sie erführe, daß Rachel die Haare geschnitten bekam. Richard schnitt eine der längeren Locken ab und band eine dünne, zarte Schlingpflanze darum. Er legte sie ihr in die Hand. Sie sah ihn stirnrunzelnd an.
»Die mußt du aufbewahren. Wenn du dann irgendwann einen Jungen magst, kannst du ihm eine Locke von deinem Haar geben, und er kann sie in seiner Tasche gleich neben seinem Herzen tragen.« Er zwinkerte ihr zu. »Als Andenken an dich.«
Rachel kicherte. »Du bist der verrückteste Mann, den ich je gesehen habe.« Er mußte lachen. Kahlan lächelte. Rachel stopfte die Haarlocke in ihre Tasche. »Bist du ein Lord?«
»Tut mir leid, Rachel, aber ich bin bloß ein Waldführer.« Sein Gesicht bekam etwas Trauriges. Sie war froh, daß er kein Lord war. Er drehte sich um, kramte einen kleinen Spiegel aus der Tasche hervor und gab ihn ihr. »Sieh dich an und sag mir, was du davon hältst.«
Sie hielt ihn hoch und versuchte, sich im Spiegel zu finden. Es war der kleinste Spiegel, den sie je gesehen hatte, und sie brauchte eine ganze Weile, bis sie ihn richtig hielt, um sich im Schein des Feuers zu erkennen. Dann machte sie große Augen, und ihr kamen die Tränen.
Sie schlang die Arme um Richard. »Danke, Richard, danke. So hübsch haben meine Haare noch nie ausgesehen.« Er umarmte sie. Es fühlte sich mindestens genauso gut an wie bei Giller. Er strich ihr mit seiner großen, warmen Hand über den Rücken. Es war eine lange Umarmung, die längste, die sie je bekommen hatte, und sie wünschte, daß sie nie zu Ende ging. Dann war es doch soweit.
Kahlan schüttelte den Kopf. »Jemanden wie dich gibt es selten, Richard Cypher«, flüsterte sie ihm zu.
Kahlan spießte ihr ein großes Stück Fisch auf einen Stock und meinte, sie solle pusten, damit sie sich nicht den Mund verbrannte. Rachel pustete ein wenig, war aber zu hungrig, um lange zu warten. Der beste Fisch, den sie je gegessen hatte. Genauso gut wie das Stück Fleisch, das ihr die Köche damals gegeben hatten.
»Noch ein Stück?« fragte Kahlan. Rachel nickte. Dann zog sie ein Messer aus dem Gürtel. »Sollen wir eine Scheibe Brot zum Fisch essen?« Sie griff nach dem Brot.
Rachel stürzte sich auf das Brot und riß es fort, bevor Kahlan es anfassen konnte. Rachel drückte es mit beiden Armen an sich. »Nein!« Sie stieß sich mit den Hacken von Kahlan fort.
Richard hörte auf zu essen, Kahlan runzelte die Stirn. Rachel griff in ihre Tasche und packte den Feuerstab, den Giller ihr geschenkt hatte.
»Rachel, was ist denn?« fragte Kahlan.
Giller hatte gesagt, sie dürfe keinem vertrauen. Sie mußte sich etwas einfallen lassen. Was würde Giller sagen?
»Das ist für meine Großmutter!« Sie spürte, wie ihr eine Träne die Wange hinablief.
»Also gut«, sagte Richard, »wenn es für deine Großmutter ist, werden wir es nicht anrühren. Versprochen. Nicht wahr, Kahlan?«
»Natürlich. Tut mir leid, Rachel, das haben wir nicht gewußt. Ich verspreche es dir auch. Verzeihst du mir?«
Rachel nahm die Hand aus der Tasche und nickte. Der Kloß in ihrem Hals war zu groß, um zu sprechen.
»Rachel«, fragte Richard, »wo ist deine Großmutter?«
Rachel
Weitere Kostenlose Bücher