Das erste Gesetz der Magie - 1
Holzmühle betrieb und auf dem man auch die Stämme transportierte. Abflußkanäle zogen sich durch das Gelände, und die baufälligen Gebäude des Sägewerks überragten die anderen Bauten. Markierte Holzstapel lagen Reihe auf Reihe unter wandlosen Schutzdächern, weitere warteten unter Planen auf ihren Abtransport über den Fluß oder die Straße. Am Hang oberhalb des Sägewerkes drängten sich dicht an dicht die Häuser. Sie sahen aus, als hätten sie ihr Dasein als behelfsmäßige Unterkünfte begonnen, aus denen im trägen Lauf der Jahre bedauerlicherweise feste geworden waren.
Selbst aus der Ferne erkannten Richard und Kahlan, daß etwas nicht stimmte. Im Sägewerk rührte sich nichts, die Straßen waren verlassen. Der ganze Ort hätte vor Leben brodeln, die Läden, der Hafen, die Straßen hätten voller Menschen sein müssen. Doch nirgendwo gab es ein Zeichen von Leben. Bis auf ein paar Planen, die im Wind flatterten, und ein paar quietschende und klappernde Blechschilder an den Gebäuden des Sägewerks lastete statt dessen eine drückende Stille über dem Ort.
Als sie nahe genug waren, wehte der Wind noch etwas anderes herüber als das Geräusch flatternder Planen und klappernden Blechs: den fauligen Gestank des Todes. Richard sah nach, ob sein Schwert griffbereit in der Scheide steckte.
Aus schwammigen und aufgedunsenen Leichen, die jeden Augenblick zu platzen drohten, sickerte eine Flüssigkeit, die Schwärme von Fliegen anzog. In den Ecken und an den Wänden der Gebäude lagen die Toten aufgetürmt wie Herbstlaub, das der Wind zusammengeweht hatte. Die meisten hatten entsetzliche Verletzungen, einige waren von gebrochenen Lanzen durchbohrt. Die Stille schien zu leben. Eingetretene, zertrümmerte Türen hingen schief an einer Angel oder lagen zusammen mit persönlichen Gegenständen und zerbrochenen Möbeln in den Straßen. In sämtlichen Gebäuden waren die Fenster zerbrochen. Einige der Häuser waren nicht mehr als erkaltete, verkohlte Trümmerhaufen aus Balken und Schutt. Richard und Kahlan hielten sich die Umhänge vor Nase und Mund, um sich gegen den Gestank zu schützen. Die Leichen zogen ihre Blicke an.
»Rahl?« fragte er sie.
Sie betrachtete von weitem einige übereinander gestapelte Leichen. »Nein. Das ist nicht Rahls Art, zu töten. Das hier war eine Schlacht.«
»Sieht mir eher nach einem Gemetzel aus.«
Sie nickte. »Erinnerst du dich noch an die Toten bei den Schlammmenschen? So sieht es aus, wenn Rahl tötet. Es ist immer dasselbe. Das hier ist etwas anderes.«
Sie liefen weiter durch den Ort, hielten sich dicht bei den Häusern und von der Straßenmitte fern. Gelegentlich mußten sie über eine Blutlache steigen. Sämtliche Geschäfte waren geplündert, und was man nicht davon geschleppt hatte, war zerstört worden. Aus einem Laden war ein Ballen hellblauen Stoffs mit gleichmäßig verteilten dunklen Punkten über die Straße gerollt, so als hätte man ihn hinausgeworfen, als hätte ihn sein Besitzer durch seinen Tod wertlos gemacht. Kahlan zupfte ihn am Ärmel und zeigte auf etwas. Auf die Wand eines Hauses hatte man mit Blut eine Nachricht geschmiert. Tod allen Gegnern Westlands.
»Was hältst du davon?« flüsterte sie, als könnten die Toten sie hören.
Er starrte auf die triefenden Buchstaben. »Keine Ahnung.« Er wollte weiter, drehte sich aber noch zweimal stirnrunzelnd nach den Worten auf der Wand um.
Ein Karren vor einem Getreidegeschäft weckte Richards Aufmerksamkeit. Der Karren war zur Hälfte mit Kleinmöbeln und Kleidungsstücken beladen, der Wind zerrte an den Ärmeln von Kinderkleidern. Er und Kahlan sahen sich an. Es gab doch wohl Überlebende, und diese hatten offenbar vor, abzureisen.
Vorsichtig trat er durch den türlosen Rahmen des Getreidegeschäfts, Kahlan blieb ihm dicht auf den Fersen. Sonnenlicht fiel als Lichtbalken durch Tür und Fenster ins Innere, beschien geplatzte Kornsäcke und zerbrochene Fässer. Richard und Kahlan blieben hinter der Tür stehen, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Im Staub waren frische Fußspuren zu sehen, kleine meist. Er folgte ihnen mit dem Blick hinter die Ladentheke. Er packte das Schwert am Heft, ohne es zu ziehen, und trat vor die Theke. Dahinter kauerten zitternde Menschen.
»Ich tue euch nichts«, sagte er ruhig. »Kommt raus.«
»Bist du ein Soldat der Friedensarmee des Volkes und gekommen, um uns zu helfen?« fragte eine Frauenstimme hinter der Theke.
Richard und Kahlan sahen sich
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