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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sie nach Horners Mill kommt…«
    »Sie geht nicht nach Horners Mill.«
    Kahlan kam näher. »Aber dort lebt doch ihre Großmutter.«
    Richard schüttelte den Kopf. »Sie hat gar keine. Sie hat nicht mal gezögert, als ich sagte, sie könnte nicht nach Horners Mill. Sie meinte einfach, dann würde sie eben woanders hingehen. Sie hat überhaupt nicht darüber nachgedacht, sich nicht nach ihrer Großmutter erkundigt, nicht widersprochen. Sie läuft vor irgend etwas fort.«
    »Sie läuft fort? Vielleicht vor dem Kerl, der ihr die blauen Flecken an den Armen beigebracht hat?«
    »Und auf dem Rücken. Sie ist jedesmal zusammengezuckt, wenn ich einen berührt habe, aber gesagt hat sie nichts. So sehr wollte sie in den Arm genommen werden.« Kahlan legte besorgt die Stirn in Falten. »Ich würde sagen, sie ist auf der Flucht vor dem, der ihr Haar so zugerichtet hat.«
    »Ihr Haar?«
    Er nickte. »Damit sollte sie gebrandmarkt werden, vielleicht sogar als Eigentum. Niemand richtet jemandem die Haare so zu, es sei denn, um jemanden zu brandmarken. Gerade in den Midlands, wo dem Haar soviel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das war Absicht, als Zeichen der Macht über sie. Deswegen habe ich es ihr geschnitten.«
    Kahlan starrte auf nichts Bestimmtes. »Deswegen war sie so glücklich, es geschnitten zu bekommen«, sagte sie leise.
    »Es steckt allerdings noch mehr dahinter. Sie läuft nicht nur einfach fort. Sie lügt besser als ein Spieler. Sie lügt mit der Leichtigkeit eines Menschen, den ein starkes Bedürfnis treibt.«
    Sie sah ihm in die Augen. »Zum Beispiel?«
    »Ich weiß es nicht«, seufzte er. »Aber es hatte etwas mit dem Brotlaib zu tun.«
    »Dem Brot? Glaubst du wirklich?«
    »Sie hatte keine Schuhe, keinen Umhang, nichts. Bis auf ihre Puppe. Sie ist ihr wertvollster Besitz, sie hängt sehr daran, und trotzdem durften wir sie anfassen. Aber diesem Brot durften wir uns nicht auf Armeslänge nähern. Ich weiß nicht viel über die Magie in den Midlands, aber wo ich herkomme, schätzt ein kleines Mädchen einen Laib Brot nicht höher ein als ihre Puppe. Ich glaube nicht, daß das hier anders ist. Hast du den Blick in ihren Augen gesehen, als du nach dem Brot greifen wolltest und sie es an sich gerissen hat? Hätte sie ein Messer gehabt und hättest du die Hand nicht zurückgezogen, hätte sie sich damit gewehrt.«
    »Richard«, warnte sie ihn, »so kannst du doch nicht allen Ernstes über ein kleines Mädchen denken. Ein Brot kann ihr unmöglich so wichtig sein.«
    »Nein? Du hast selbst gesagt, sie hat soviel gegessen wie wir beide zusammen. Erst dachte ich, sie könnte vielleicht etwas mit Zedd zu tun haben. Erkläre mir doch mal, warum sie das Brot nicht mal angerührt hat, obwohl sie halb verhungert war.« Er schüttelte den Kopf. »Irgend etwas liegt in der Luft, und das Brot ist der Schlüssel dazu.«
    Kahlan dachte einen Augenblick lang nach. »Wir gehen ihr also nach?«
    Richard spürte das Gewicht des Zahns auf seiner Brust. Er holte tief Luft. »Nein. Wie Zedd gerne sagt, nichts ist jemals einfach. Wie wollen wir die Verfolgung eines kleinen Mädchens rechtfertigen, um das Rätsel ihres Brotes zu lösen, wenn gleichzeitig Rahl hinter dem Kästchen her ist?«
    Sie ergriff seine Hand und betrachtete sie. »Was Darken Rahl uns antut, wie er uns verwirrt, ist gemein.« Sie drückte seine Hand. »Sie hat unsere Herzen im Sturm erobert.«
    Richard zog sie mit einer Hand an sich. »Allerdings. Sie ist etwas ganz Besonderes. Ich hoffe, sie findet, was sie sucht, und ist in Sicherheit.« Er ließ Kahlan los und wollte zum Baum, um ihre Sachen zu holen. »Brechen wir auf.«
    Die beiden verdrängten, daß sie Rachel im Stich ließen und Gefahren aussetzten, die sie nicht kannte und gegen die sie schutzlos war, und konzentrierten sich ganz darauf, so schnell wie möglich vorwärts zu kommen. Der strahlende Tag zog sich ebenso endlos dahin wie der wildwuchernde Wald, und dank ihrer Erschöpfung spürten sie die Kälte nicht. Richard war jedesmal froh, wenn er ein über den Pfad gespanntes Spinnennetz entdeckte. Mittlerweile sah er in den Spinnen so etwas wie seine Beschützer. Als Führer hatte es ihn immer geärgert, wenn sich ihm ihre Netze kitzelnd aufs Gesicht legten. Jetzt bedankte er sich jedesmal, wenn er an einem vorbeikam.
    Gegen Mittag machten sie auf sonnenbeschienenen Felsen inmitten eines eiskalten Baches Rast. Richard spritzte sich das eisige Wasser ins Gesicht und versuchte, wieder zu Kräften zu kommen. Er

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