Das erste Gesetz der Magie - 1
Lippen und pfiff, so kräftig er konnte. Immer wieder. Dann packte er einen Stoffstreifen, schwang ihn kreisend über dem Kopf und ließ los, ließ ihn in die Tiefe segeln. Mitten unter die Gars. Er schleuderte die blutdurchtränkten Stoffstreifen immer weiter nach rechts, in die Bäume hinein. Hören konnte er sie nicht, aber er wußte, daß die Blutmücken aufgescheucht wurden. Soviel frisches Blut weckte ihre Gier.
Vögel, hungrige Vögel, erst ein paar, dann Hunderte, Tausende, stürzten hinab auf die Feuerquelle und fraßen sich dabei durch die Mücken. Ein unglaubliches Getümmel entstand. Gars heulten auf, als sich die Vögel auf sie stürzten und ihnen die Mücken vom Bauch pickten oder sie aus der Luft schnappten. Überall liefen Gars durcheinander, einige stiegen in die Luft auf. Jeder Vogel, den die Gars aus der Luft griffen, wurde durch hundert neue ersetzt.
Geduckt, von Fels zu Fels springend, stürzte Richard den Hang hinab. Er brauchte nicht zu befürchten, gehört zu werden, dafür machten die Vögel zu viel Lärm. Die Gars wurden wild, schlugen nach den Vögeln, jagten ihnen heulend und kreischend nach. Es schien Federn zu schneien. Wenn das der Vogelmann sehen könnte, dachte er lächelnd.
Richard löste sich von der Felswand und rannte auf das Ei zu. In dem Durcheinander gingen die Gars dazu über, sich gegenseitig anzufallen, sich zu zerfleischen. Einer von ihnen entdeckte Richard. Der Sucher durchbohrte ihn im Vorbeilaufen mit dem Schwert. Dem nächsten durchtrennte er die Beine oberhalb des Knies. Der Gar fiel heulend zu Boden. Dem nächsten schlug er einen Flügel ab, dem übernächsten beide Arme. Er tötete sie absichtlich nicht, sondern ließ sie um sich schlagend, heulend und kreischend auf dem Boden liegen, um das Chaos noch zu vergrößern. In dem Durcheinander griffen ihn nicht einmal alle Gars an, die ihn sahen. Dafür jedoch er sie.
Zwei tötete er in der Nähe des Eis. Mit den Unterarmen hob er das Ei von seinem Platz. Es war heiß, doch nicht so heiß, daß er sich verbrannte.
Das Ei war schwerer als erwartet, und er brauchte beide Arme zum Tragen.
Ohne Zeit zu vergeuden, rannte er nach links zu der Schlucht zwischen den Hügeln. Vögel flatterten in alle Richtungen, einige prallten gegen ihn. Es herrschte völliges Chaos. Zwei Gars gingen auf ihn los. Er setzte das Ei ab, tötete den ersten und trennte dem zweiten die Beine vom Leib. Mit dem Ei in den Armen lief er, so schnell er konnte, ohne einen Sturz zu riskieren.
Der nächste Gar griff an. Er verfehlte ihn mit dem ersten Hieb, durchbohrte ihn aber, als er auf ihn zugesprungen kam.
Vor Anstrengung schwer atmend rannte Richard zwischen die Hügel.
Die Arme schmerzten und wurden matt unter dem Gewicht seiner Last.
Ringsum landeten Gars, ihre grünen Augen voller Wut. Er setzte das Ei ab und drosch auf den ersten ein, der kam, trennte ihm einen Teil des Flügels ab und den Kopf. Die anderen stürzten sich heulend auf ihn.
Bäume und Felsen ringsum erglühten in strahlendem Licht. Flammen verbrannten mehrere der Monster zu Asche. Richard hob den Kopf und sah Scarlet, die, mit den gewaltigen Flügeln schlagend, alles ringsum in ein Flammenmeer verwandelte. Mit einer Kralle griff sie nach dem Ei und packte es, dann faßte sie ihn mit der anderen um die Hüfte und trug ihn davon. Sie hoben gerade ab, als zwei weitere Gars angriffen.
Einen erwischte er mit dem Schwert, der andere ging in Flammen auf und stürzte zu Boden.
Scarlet röhrte die Gars vor Wut an, als sie mit Richard in der Kralle gen Himmel stieg. Das war zwar nicht Richards bevorzugte Art zu fliegen, aber es war weit besser als unten zwischen den Gars. Ein weiterer Gar näherte sich von unten und schnappte nach dem Ei. Richard hackte ihm einen Flügel ab. Heulend trudelte er zu Boden. Mehr kamen nicht.
Scarlet trug ihn hoch in den Himmel, fort von der Feuerquelle. In ihrer Kralle fühlte er sich wie ein Beutetier, das zu den Jungtieren gebracht wurde. Ihr Griff war an den Rippen ein wenig schmerzhaft, aber er beschwerte sich nicht, er wollte nicht, daß sie locker ließ. Es war weit bis nach unten.
Sie flogen stundenlang. Es gelang Richard, eine andere, bequemere Stellung in ihren Krallen einzunehmen, und er sah zu, wie Hügel und Bäume unten vorüberflogen. Er sah Bäche und Felder, sogar ein paar kleinere Ortschaften. Die Hügel wurden höher und wurden felsiger, als wüchse das Gestein aus dem Boden. Vor ihnen
Weitere Kostenlose Bücher