Das erste Gesetz der Magie - 1
nicht fand und Rahl nicht aufhalten konnte, mußte er sich bereit erklären, ihm zu helfen, das richtige Kästchen zu öffnen, um so allen anderen das Leben zu retten und Kahlan die Folter einer Mord-Sith zu ersparen. Danach konnte Kahlan wieder als Konfessor arbeiten.
Der Gedanke, Darken Rahl dabei zu helfen, die uneingeschränkte Macht über alle zu gewinnen, war allerdings niederschmetternd. Doch welche Wahl hatte er? Vielleicht hatte Shota recht. Vielleicht sollte man ihn allein dafür töten, daß er mit dem Gedanken spielte, Darken Rahl zu helfen. Solange er jedoch die Wahl hatte, würde er nicht zulassen, daß eine MordSith Kahlan etwas antat. Er würde Darken Rahl helfen müssen.
Richard legte sich wieder hin, zu angewidert von seinen Möglichkeiten, um sein Mahl zu beenden. Er legte den Kopf auf den Rucksack, zog den Umhang fester um sich und dachte an Kahlan. Wenige Augenblicke später war er eingeschlafen.
Am nächsten Tag brachte Scarlet ihn nach D’Hara, wo, wie sie erzählte, früher die Grenze gewesen war. Sie suchten Straßen und Pfade ab. Hohe, dünne Wolken schwächten das Licht der Sonne. Richard hoffte, seine Freunde nicht so dicht bei Darken Rahl zu finden, doch wenn Zedd nach dem Stein der Nacht gesucht hatte, bevor Darken Rahl ihn zerstören konnte, und er daher wußte, daß er im Palast des Volkes gewesen war, mußten sie bereits auf dem Weg dorthin sein. Der Drache flog im Tiefflug über die Menschen hinweg, die sie entdeckt hatten, und jagte ihnen einen Schrecken ein. Aber es waren nicht die Gesuchten.
Gegen Mittag sah Richard sie. Zedd, Chase und Kahlan ritten auf Pferden in der Nähe der Hauptstraße. Er brüllte Scarlet zu, sie solle runtergehen. Der Drache legte sich in die Kurve und tauchte wie ein roter Strich Richtung Erdboden. Die drei Reiter sahen sie kommen, blieben stehen und stiegen ab.
Scarlet breitete ihre scharlachroten Flügel aus, bremste ab und landete auf einer Lichtung gleich neben dem Pfad. Richard sprang ab und stürzte sofort los, als er den Boden berührte. Die drei standen da und hielten ihre Pferde am Zaumzeug. Chase hatte in der anderen Hand eine Keule. Kahlans Anblick versetzte Richard in Hochstimmung. Eben war sie noch Erinnerung, jetzt stand sie leibhaftig vor ihm. Niemand rührte sich, als er die kurze, steile Senke im Pfad hinabgeeilt kam. Richard sah auf den Boden, um nicht über eine Wurzel zu stolpern.
Als er den Kopf wieder hob, kam ein Zaubererfeuer heulend auf ihn zugeschossen. Er blieb überrascht stehen. Was machte Zedd? Der Ball aus flüssigem Feuer war größer als alle, die er bislang gesehen hatte. Kreischend raste er heran und erhellte mit seinen gelbblauen Flammen sämtliche Bäume in der Umgebung. Mit großen Augen verfolgte Richard, wie er immer größer wurde und kollernd und drehend auf ihn zuschoß.
Voller Panik griff Richard zum Heft und spürte, wie sich das Wort WAHRHEIT in die Muskeln seiner Handfläche preßte. Mit mächtigem Schwung zog er das Schwert, dessen metallisches Klirren die Luft füllte. Augenblicklich durchfuhr ihn die Kraft der Magie. Das Feuer hatte ihn fast erreicht. Wie schon bei Shota hielt er das Schwert wie einen Schild in die Höhe, eine Hand am Heft, die andere an der Spitze. Beim Gedanken, daß Zedd ihn verriet, überkam ihn der Zorn . Das konnte unmöglich Zedd sein.
Der Aufprall drückte ihn einen Schritt nach hinten. Hitze und Feuer hüllten ihn völlig ein. Der Zorn des Zaubererfeuers explodierte und zersplitterte in der Luft.
»Zedd! Was soll das? Bist du verrückt geworden? Ich bin’s, Richard!« Wütend ging er auf sie zu. Wütend auf Zedd, wütend durch die Magie des Schwertes. Sein Zorn schoß heiß durch seine Adern.
Zedd sah in seinen schlichten Gewändern so dürr und zerbrechlich aus wie immer. Er wich keinen Schritt zurück. Der waffenstrotzende Chase sah so gefährlich aus wie immer und wich ebensowenig zurück. Zedd packte Kahlans Arm mit seiner dürren Hand und zog sie schützend hinter sich. Chase wollte auf ihn losgehen, der Blick in seinen Augen war so finster wie seine Kleidung.
»Chase«, warnte Zedd ihn mit leiser Stimme, »sei kein Narr. Bleib, wo du bist.«
Richard blickte von einem der drei entschlossenen Gesichter zum anderen. »Was ist los mit euch dreien? Was tut ihr hier? Ich habe doch gesagt, ihr sollt mir nicht nachreiten. Ihr müßt umkehren.«
Zedd, dessen weißes Haar so zerzaust war wie immer, drehte sich ein wenig zu Kahlan. »Verstehst du, was er sagt?«
Kahlan
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