Das erste Gesetz der Magie - 1
also mußte sie zur anderen Höhlenöffnung führen, zu den Gars, dem Ei, doch behagte ihm nicht, daß sie so schmal war. Die Enge ließ ihn Schlimmes ahnen. Richard kroch ein Stück zurück. Vielleicht gab es weiter hinten eine Abzweigung, in einem der anderen Räume. Aber wieviel Zeit durfte er vergeuden, um am Ende möglicherweise doch keinen zu finden? Er kehrte zurück vor das Loch und starrte es mit wachsendem Unbehagen an. Er versuchte, nicht an seine Angst zu denken, nahm das Schwert ab, hielt es zusammen mit der Fackel und der Reserve vor sich und drückte sich in die Öffnung. Sofort versetzte ihn der Druck des Gesteins von oben und unten in panische Angst. Mit ausgestreckten Armen und seitlich verdrehtem Kopf ruckelte er sich tiefer hinein. Die Enge nahm zu und zwang ihn, sich zentimeterweise vorzuschieben. Kaltes Gestein drückte gegen Brust und Rücken. Er konnte nicht mehr durchatmen. Er preßte sich tiefer hinein, es wurde immer enger. Er ruckelte seine Schultern vor und zurück, zog erst ein Bein einige Zentimeter nach, dann das andere. Er kam sich vor wie eine Schlange, die sich häutet. Im Schein der Fackel war weiter vorn nichts als Dunkelheit zu erkennen. Die Angst packte ihn. Du mußt nur durch, redete er sich ein, schieb dich einfach vor und durch. Mit den Zehenspitzen seiner Stiefel stemmte sich Richard gegen den Fels und versuchte, sich zappelnd vorzuschieben. Der Stoß keilte ihn fest.
Er versuchte es ein zweites Mal. Nichts rührte sich. Wütend schob er sich fester vor. Panik packte ihn. Er saß fest. Felsgestein preßte Brust und Rücken zusammen, er bekam kaum noch Luft. Er stellte sich das Felsgebirge vor, das auf seinem Rücken lastete, dieses unvorstellbare Gewicht, das sich über ihm auftürmte. Völlig verängstigt schlängelte und wand er sich und versuchte, zurückzurutschen. Unmöglich. Er versuchte, etwas mit den Händen zu fassen, um sich daran nach hinten drücken zu können. Es half nichts. Er saß fest. Er keuchte und bekam nicht genügend Luft. Er glaubte ersticken zu müssen, seine Lungen brannten nach Luft, so als ertränke er, unfähig zu atmen. Tränen traten ihm in die Augen. Angstschnürte ihm die Kehle zu. Mit den Zehen scharrte er gegen den Fels, versuchte, sich in die eine oder die andere Richtung zu schieben. Nichts.
Die Art, wie seine Arme vor seinen Körper geklemmt waren, erinnerte ihn an Dennas Bandeisen. An die Hilflosigkeit. Daß er die Arme kaum bewegen konnte, machte alles noch schlimmer. Kalter Schweiß bedeckte sein Gesicht. Richard begann, panisch zu keuchen: der Fels schien sich zu bewegen und fester zuzudrücken. Verzweifelt sehnte er sich nach Hilfe. Es gab keine.
Ächzend und mit der Kraft der Verzweiflung schob er sich ein paar Zentimeter nach vorn. Das machte es nur schlimmer. Enger. Er hörte sich hysterisch schluchzen. Er rang nach Luft. Der Fels drohte ihn zu zermalmen. »Führe uns, Meister Rahl. Lehre uns, Meister Rahl. In deinem Licht werden wir gedeihen. Deine Gnade gebe uns Schutz. Deine Weisheit beschämt uns. Wir leben nur, um zu dienen. Unser Leben gehört dir.« Immer wieder intonierte er den Lobgesang, konzentrierte all seine Gedanken darauf, bis sein Atem langsamer und er wieder ruhiger wurde. Er saß immer noch fest, aber wenigstens funktionierte sein Verstand wieder. Etwas berührte ihn am Bein. Er riß die Augen auf.
Die Berührung war tastend, schüchtern. Richard trat mit dem Bein aus. Zumindest, so weit dies in der Enge des Loches möglich war. Es war eher ein Zucken. Was ihn berührt hatte, verschwand. Und war wieder da. Richard erstarrte. Diesmal strich etwas die Innenseite seines Hosenbeines hinauf. Kalt, feucht, schleimig. Schlitternd arbeitete sich dieses Etwas mit seiner harten Spitze sein Bein hinauf, schmiegte sich an die Haut an der Innenseite seines Schenkels. Richard trat wieder aus, zuckte mit dem Bein. Diesmal verschwand es nicht. Die Spitze tastete sich suchend vor. Irgend etwas bohrte sich in seine Haut. Panik drohte ihn wieder zu übermannen, aber er kämpfte dagegen an.
Jetzt blieb ihm keine Wahl mehr. Der Gedanke war ihm vorher schon gekommen, er hatte jedoch Angst gehabt, es auszuprobieren. Richard preßte alle Luft aus seinen Lungen, und als er so klein war, wie er sich nur machen konnte, stieß er sich mit den Zehen ab, zog sich mit den Fingern vor und wand seinen Körper. Er rutschte einen knappen halben Meter vor. Hier war es noch enger. Er konnte nicht mehr
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