Das erste Gesetz der Magie - 1
beinahe getötet hätte, als ich noch ein kleines Kind war? Und daß ich monatelange Qualen erlitten habe? Und daß ich bis zum heutigen Tag die Narben deiner Untaten trage, sowohl körperlich als auch seelisch?«
»Es tut mir leid, daß ich einem Kind weh getan habe, unabhängig davon, wer dieses Kind war. In diesem Fall möchte ich es jedoch vorzeitige Bestrafung nennen.«
Rahls Gesicht blieb freundlich, der Hauch eines Lächelns umspielte noch immer seine Lippen. »Wir werden sehr viel Zeit miteinander verbringen, du und ich. Ich werde dir beibringen, welche Qualen ich durchlitten habe, und mehr. Danach wirst du wissen, wie es gewesen ist.«
Zedd sah ihn bitter an. »Nichts könnte den Qualen gleichen, die du mir schon jetzt bereitet hast.«
Darken Rahl befeuchtete seine Finger und drehte sich um. »Wir werden sehen.«
Zedd mußte in verzweifelter Ohnmacht mit ansehen, wie Rahl sich wieder vor Richard aufbaute. »Richard!« schrie Zedd. »Hilf ihm nicht! Kahlan würde lieber sterben, als daß du ihm hilfst!«
Richard warf dem Zauberer einen leeren Blick zu, bevor er zu Darken Rahl aufschaute. »Ich tue alles, wenn Ihr ihr nichts tut.«
Darken Rahl gab ihm ein Zeichen, sich zu erheben. »Du hast mein Wort, mein Sohn. Wenn du tust, was ich verlange.« Richard nickte. »Sprich den Text des Buches der Gezählten Schatten.«
Zedd geriet vor Schreck ins Wanken. Richard drehte sich zu Kahlan um.
»Was soll ich tun, Herrin?«
Kahlan versuchte, sich aus Michaels Griff, von dem Messer an ihrer Kehle, zu befreien, schrie gedämpfte Laute in den Knebel.
Rahls Stimme war ruhig, gelassen. »Sprich den Text des Buches der Gezählten Schatten, Richard, oder ich werde Michael Anweisung geben, mit dem Abschneiden ihrer Finger zu beginnen, einen nach dem anderen. Je länger du schweigst…«
Richards Blick ging zu Rahl zurück. Der Sucher hatte Panik in den Augen.
»Die Überprüfung der Richtigkeit der Worte des Buches der Gezählten Schatten, so sie gesprochen werden von einem anderen als jenem, der über die Kästchen gebietet, kann nur gewährleistet werden durch den Einsatz eines Konfessors…«
Zedd sank zu Boden. Er konnte nicht glauben, was er dort hörte. Er hörte, wie Richard das Buch vortrug, und wußte, daß es stimmte, er erkannte die für Bücher der Magie einzigartige Wortstellung. Richard konnte sich das unmöglich ausgedacht haben. Es handelte sich tatsächlich um das Buch der Gezählten Schatten. Zedd fehlte die Kraft, sich zu fragen, woher Richard es kannte.
Die Welt, wie sie sie kannten, ging ihrem Ende entgegen. Dies war der erste Tag der Herrschaft von Rahl. Alles war verloren. Darken Rahl hatte gesiegt. Die Welt gehörte ihm.
Zedd saß wie benommen da und hörte zu. Einige der Wörter waren selbst Magie, und niemand außer einem, der die Gabe besaß, hätte sie sich merken können – auf gewisse magische Schlüsselwörter hin würden sie per Zauberkraft gelöscht. Als Schutz vor unvorhersehbaren Ereignissen. Als Schutz dagegen, daß sich einfach irgend jemand die Magie aus diesem Buche aneignete. Richards Vortrag bewies, daß er dazu geboren war. Aus der Magie und für sie. Sosehr er sie auch haßte, er war selbst Teil der Magie, genau wie es in den Prophezeiungen geheißen hatte.
Zedd bedauerte die Dinge, die er getan hatte. Er bedauerte, versucht zu haben, Richard vor denjenigen zu schützen, die ihn vielleicht hätten mißbrauchen wollen, vorausgesetzt, sie hätten geahnt, was er darstellte. Wer mit der Gabe geboren wurde, war in jungen Jahren immer verwundbar. Darken Rahl war dafür das beste Beispiel. Zedd hatte sich voller Absicht entschieden, Richard nicht auszubilden, um ihn zu schützen. Zedd hatte immer gehofft und befürchtet, Richard könnte die Gabe besitzen, hatte aber darauf vertraut, er wäre erwachsen, bevor sie sich offenbarte. Dann hätte Zedd ihm alles zeigen können, wenn er stark und alt genug dafür gewesen wäre. Ohne daß die Gefahr bestand, daß es ihn umbrachte. Vergebens. Es war nichts Gutes dabei herausgekommen. Vermutlich hatte Zedd immer geahnt, daß Richard die Gabe besaß und etwas Besonderes war. Das wußte jeder, der ihn kannte. Außergewöhnlich. Das Mal der Magie.
Zedd weinte vor Glück, daß ihm wenigstens diese Zeit mit Richard beschieden gewesen war. Die vielen schönen Jahre. Die besten in seinem Leben. Die Jahre ohne Magie. Jemand hatte ihn ohne Furcht geliebt, nur um seiner selbst willen. Als Freund.
Richard trug das Buch ohne Zögern oder das
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