Das erste Gesetz der Magie - 1
nicht ertragen.«
Sie blickte ihm beruhigend in die Augen. »Ich mag ihn auch. Sehr sogar. Er ist ein guter Mensch, genau wie du gesagt hast. Ich habe nicht die Absicht, ihm weh zu tun. Ich brauche nur seine Hilfe bei der Suche nach dem Zauberer.«
Er packte ihr Handgelenk fester. »Versprich es mir.«
»Alles wird gut werden, Richard. Er wird uns helfen.«
Er mußte daran denken, wie sie seine Kehle gepackt und ihn angesehen hatte, als sie dachte, er wolle sie mit einem Apfel vergiften. »Versprich es mir.«
»Ich habe bereits mein Wort gegeben, anderen, von denen einige ihr Leben gelassen haben. Ich bin dem Leben anderer verpflichtet. Vieler anderer.«
»Versprich es mir.«
Mit der anderen Hand berührte sie seine Wange. »Tut mir leid, Richard, aber ich kann nicht.«
Er ließ ihr Handgelenk los, wandte sich ab und schloß die Augen. Sie nahm die Hand von seinem Gesicht. Er dachte an das Buch, an seine ganze Bedeutung, und merkte, wie egoistisch sein Wunsch war. Sollte er sie hereinlegen, um Zedd zu retten, nur damit er zusammen mit ihnen starb? Sollte er alle anderen zu Tod oder Sklaverei verdammen, nur damit sein Freund ein paar Monate länger lebte? Konnte er sogar sie, für nichts, dem Tod überlassen? Er schämte sich wegen seiner Dummheit. Er hatte kein Recht, ein solches Versprechen von ihr zu verlangen. Es wäre falsch, wenn sie sich darauf einließe. Glücklicherweise hatte sie ihm nichts vorgemacht. Zedd hatte sich zwar nach ihren Schwierigkeiten erkundigt, aber deshalb würde er ihr noch lange nicht gegen eine Gefahr von jenseits der Grenze helfen.
»Kahlan, das Fieber macht mich zum Narren. Verzeih mir bitte. Ich kenne niemanden, der so mutig wäre wie du. Ich weiß, du versuchst, uns alle zu retten. Zedd wird uns helfen, dafür werde ich sorgen. Versprich mir zu warten, bis es mir besser geht. Gib mir Gelegenheit, ihn zu überzeugen.«
Sie drückte seine Schulter. »Das Versprechen kann ich dir geben. Ich weiß, wieviel dir an deinem Freund liegt. Ich würde verzweifeln, wenn es anders wäre. Das macht dich nicht zum Narren. Ruh dich jetzt aus.«
Er versuchte, die Augen offen zu halten, denn sobald er sie schloß, begann sich alles zu drehen. Doch das Reden hatte an seiner Kraft gezehrt, und kurz darauf umschloß ihn wieder Dunkelheit. Wieder einmal wurden seine Gedanken ins Nichts gesogen. Gelegentlich näherte er sich der Schwelle des Wachseins, und durchlebte beunruhigende Träume; manchmal war die Dunkelheit so dicht, daß nicht einmal mehr Platz für Trugbilder war.
Der Kater erwachte und stellte die Ohren auf. Richard schlief weiter. Geräusche, die nur eine Katze hören konnte, ließen sie von Kahlans Schoß springen, zur Tür traben, wo sie sich abwartend auf die Hinterbeine setzte. Kahlan wartete ebenfalls, und da sich das Fell des Katers nicht sträubte, blieb sie bei Richard. Von draußen war eine dünne Stimme zu hören.
»Kater? Kater! Wo steckst du? Na, von mir aus bleib einfach draußen.« Knarrend öffnete sich die Tür. »Da steckst du.« Der Kater lief zur Tür hinaus. »Ganz wie du willst!« rief Zedd ihm nach. »Wie geht es Richard?« fragte er.
Kahlan blieb sitzen, als er den Raum betrat. »Er ist ein paarmal aufgewacht, aber jetzt schläft er. Hast du die Wurzel gefunden, die du brauchst?«
»Sonst wäre ich nicht hier. Hat er etwas gesagt, als er aufgewacht ist?«
Kahlan lächelte den alten Mann von unten herauf an. »Nur, daß er sich um dich sorgt.«
Er kehrte um und verschwand brummend im Vorderzimmer. »Und zwar nicht ohne guten Grund.«
Er setzte sich an den Tisch, schälte die Wurzeln und schnitt sie in hauchdünne Scheiben, die er mit etwas Wasser in einen Topf gab. Dann hängte er den Topf übers Feuer. Bevor er zum Regal ging, um einige verschieden große Gläser herunterzunehmen, warf er die Schalen und zwei Scheite ins Feuer. Ohne Zögern wählte er erst ein Glas, dann ein zweites aus und schüttete die verschiedenfarbigen Pulver in einen schwarzen Mörser aus Stein. Mit einem weißen Stößel zerrieb er das Rot, Blau, Gelb, Braun und Grün, bis alles zusammen die Farbe trockenen Schlamms hatte. Er befeuchtete eine Fingerspitze und stippte sie zum Probieren in den Mörser. Er schmeckte ab, machte ein überraschtes Gesicht, schnalzte mit den Lippen und überlegte. Schließlich lächelte er und nickte zufrieden. Er schüttete das Pulver in den Topf und nahm eine Kelle von einem Haken neben dem Kamin. Langsam rührend beobachtete er, wie das Gebräu
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