Das erste Gesetz der Magie - 1
Viele glauben alles, was Rahl sagt, obwohl sie nur die Augen zu öffnen brauchten, um zu sehen, daß es nicht stimmt.
Die Zauberer waren ständig in Gefahr. Man hatte ihnen per Erlaß die Anwendung von Magie verboten. Sie wußten, früher oder später würde sie gegen die Menschen ausgespielt werden. Vielleicht haben sie in der Vergangenheit Fehler begangen und ihren Lehrer enttäuscht, aber das Wichtigste, was sie gelernt hatten, war, die Menschen zu schützen und ihnen keinen Schaden zuzufügen. In einem Akt reiner Liebe für die Menschen haben sie ihr Leben geopfert, um Darken Rahl aufzuhalten. Ich glaube, ihr Lehrer wäre stolz auf sie gewesen.
Aber es geht nicht um die Midlands. Die Grenze zwischen D’Hara und den Midlands ist gefallen, die Grenze zwischen den Midlands und Westland wird schwächer, und bald wird auch sie fallen. Die Menschen werden von dem beherrscht werden, was sie am meisten fürchten: Magie. Entsetzliche, grauenerregende Magie, wie niemand von ihnen sie sich vorstellen kann.«
Zedd zeigte keine Rührung, erhob weder Einwand noch Einwurf. Er hörte nur zu. Er überließ ihr auch weiterhin seine Hand.
»Gegen all das könnte der große Zauberer Einwände vorbringen, doch daß Darken Rahl die Drei Kästchen der Ordnung ins Spiel gebracht hat, ist etwas völlig anderes. Wenn ihm das gelingt, wird es am ersten Tag des Winters für alle zu spät sein. Auch für den Zauberer. Rahl ist bereits auf der Suche nach ihm, er will sich persönlich an ihm rächen. Viele sind bereits gestorben, weil sie seinen Namen nicht preisgeben konnten. Öffnet Rahl jedoch das richtige Kästchen, wird er uneingeschränkte Macht über alles Leben besitzen, und dann ist auch der Zauberer in seiner Hand. Er kann sich in Westland verstecken, solange er will, am ersten Tag des Winters ist es vorbei. Dann hat Darken Rahl ihn in der Hand.«
Sie wirkte verbittert. »Zedd, Darken Rahl hat mit Hilfe der Quadrone alle anderen Konfessoren getötet. Ich habe meine Schwester gefunden, nachdem sie mit ihr fertig waren. Sie starb in meinen Armen. Jetzt, wo all die anderen tot sind, bin nur noch ich übrig. Die Zauberer hatten gewußt, daß ihr Lehrer ihnen nicht helfen wollte, also haben sie mich geschickt, als letzte Hoffnung. Er hilft sich selbst, wenn er mich unterstützt, und sollte er zu töricht sein, um das einzusehen, dann muß ich meine Macht gegen ihn richten und ihn dazu zwingen.«
Zedd zog eine Braue hoch. »Und was soll ein alter, vertrockneter Zauberer gegen die Macht eines Darken Rahl ausrichten?« Jetzt war er es, der ihre Hand hielt.
»Er muß einen Sucher ernennen.«
»Was?« Zedd sprang auf. »Meine Liebe, du weiß nicht, was du da sagst.«
Kahlan lehnte sich ein wenig verwirrt zurück. »Was meinst du?«
»Sucher ernennen sich selbst. Der Zauberer bestätigt in gewisser Weise nur das Geschehene und macht es amtlich.«
»Ich verstehe nicht. Ich dachte, der Zauberer sucht den Richtigen aus.«
Zedd lehnte sich zurück und strich sich übers Kinn. »In gewisser Weise stimmt das auch, aber andersherum. Ein wahrer Sucher, jemand, der den Ausschlag geben kann, muß sich selbst als Sucher zu erkennen geben. Der Zauberer zeigt nicht mit dem Finger auf irgend jemanden und sagt: ›Hier ist das Schwert der Wahrheit, jetzt bist du der Sucher.‹ Eigentlich hat er in dieser Angelegenheit gar keine Wahl. Man kann nicht Sucher werden. Man muß einfach Sucher sein und dies durch seine Taten unter Beweis stellen. Um sicherzugehen, muß ein Zauberer jemanden über Jahre beobachten. Ein Sucher muß nicht der Gerissenste sein, nur eben der Richtige. Es muß einfach in ihm stecken. Ein wahrer Sucher ist selten.
Der Sucher stellt einen Scheitelpunkt der Macht dar. Seine Ernennung ist durch den Rat eine politische Sache geworden, ein Knochen, den sie einem der seibernden Köter zu ihren Füßen vorwerfen können. Es ist ein gefragter Posten, wegen der Macht, über die ein Sucher verfügt. Aber der Rat hat nichts begriffen. Nicht das Amt verleiht dieser Person Macht, sondern umgekehrt.«
Er rückte näher. »Kahlan, du wurdest geboren, nachdem der Rat sich diese Macht angeeignet hatte, also hast du vielleicht in jungen Jahren einen Sucher gesehen. Doch zu jener Zeit haben die Sucher sich nur den Anschein gegeben; einen echten hast du nie zu Gesicht bekommen.« Er riß die Augen auf, als er das erzählte. Seine Stimme war leise und voller Leidenschaft. »Ich habe gesehen, wie ein wahrer Sucher durch eine schlichte Frage einen
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