Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
Hause war. Und Richard besuchte Zedd auch dann häufig, wenn sein Vater zu Hause war, daher hatten beide keinen Anlaß, nach dem Grund seiner häufigen Ausflüge in die Wälder zu fragen.
    Anschließend schrieb Richard auf, was er auswendig gelernt hatte und verglich es mit dem Buch. Sein Vater verbrannte dann jedesmal die Seiten und bat ihn, es zu wiederholen. Jeden Tag entschuldigte sich Richards Vater für die Bürde, die er ihm auferlegt hatte. Am Ende eines jeden Tages in den Wäldern bat er seinen Sohn um Vergebung.
    Richard grollte nie, weil er das Buch auswendig lernen mußte. Er betrachtete es als eine Ehre, von seinem Vater ins Vertrauen gezogen zu werden. Hundertmal schrieb er das Buch von Anfang bis Ende fehlerlos auf, bevor er sicher war, kein einziges Wort je zu vergessen. Jedes ausgelassene Wort bedeutete Unheil.
    Als sein Vater sicher sein konnte, daß er das Buch auswendig gelernt hatte, legten sie das Buch zurück in sein Versteck zwischen den Felsen und ließen es dort drei Jahre liegen. Nach dieser Zeit, Richard hatte die Fünfzehn überschritten, kehrten sie eines Herbstes zurück. Sein Vater meinte, wenn er das ganze Buch ohne einen einzigen Fehler niederschreiben könne, hätte er perfekt gelernt, und sie dürften es verbrennen. Richard schrieb ohne zu zögern von Anfang bis Ende. Es war perfekt. Zusammen machten sie ein Feuer, warfen mehr als genügend Holz hinein, bis die Hitze sie zurücktrieb. Sein Vater reichte ihm das Buch und meinte, wenn er sicher sei, könne er es ins Feuer werfen. Richard hielt das Buch der Gezählten Schatten in der Armbeuge und strich mit den Fingern über den ledernen Einband. Er hielt das Vertrauen seines Vaters in den Händen, das Vertrauen aller, und er spürte die Last der Verantwortung. Dann übergab er das Buch dem Feuer. Seit diesem Augenblick war er kein Kind mehr.
    Die Flammen umzüngelten das Buch, liebkosten es zärtlich, verschlangen es. Farben und Formen stiegen spiralförmig auf, und ein dröhnender Schrei wurde ausgestoßen. Seltsame Lichtstrahlen schossen gen Himmel. Ein Wind ließ ihre Umhänge flattern, während das Feuer Blatter und Aste in sich hineinsog, hinein in die Flammen und die Hitze. Phantome erschienen, breiteten die Arme aus, als nährte sie die Glut; ihre Stimmen rasten mit dem Wind davon. Die beiden standen wie versteinert, unfähig, sich zu bewegen, unfähig, sich von diesem Anblick abzuwenden. Glühende Hitze verwandelte sich in einen Wind, so kalt wie die tiefste Winternacht, ließ ihnen das Mark gefrieren, raubte ihnen den Atem. Dann war die Kalte verschwunden, und das Feuer verwandelte sich in weißes Licht, das alles mit seiner Helligkeit verschlang, so als stunden sie mitten in der Sonne. Und plötzlich war es vorbei. Stille trat ein. Das Feuer war aus. Rauchkringel stiegen langsam von dem geschwärzten Holz in die Herbstluft. Das Buch war verschwunden.
    Richard wußte, was er gesehen hatte: Magie.
    Richard spürte eine Hand auf seiner Schulter und öffnete die Augen. Es war Kahlan. Im Licht des Feuers, das durch die Tür hereinschien, sah er sie auf einem Stuhl sitzen, den sie dicht an sein Bett gezogen hatte. Zedds dicker, alter Kater lag schlafend zusammengerollt auf ihrem Schoß.
    »Wo ist Zedd?« fragte er mit schläfrigen Augen. »Er ist unterwegs und sucht die Wurzel, die du brauchst.« Ihre Stimme klang zart und beruhigend. »Es ist schon seit Stunden dunkel, er meinte aber, wir sollten uns keine Sorgen machen. Du würdest immer wieder mal aufwachen, wärst aber bis zu seiner Rückkehr sicher.«
    Zum ersten Mal bemerkte Richard, daß sie die schönste Frau war, der er je begegnet war. Ihr Haar fiel wirr um Gesicht und Schultern, und sehr gern hätte er es berührt. Aber er tat es nicht. Es genügte, ihre Hand auf seiner Schulter zu spüren, zu wissen, sie war da und er nicht allein.
    »Wie fühlst du dich?« Ihre Stimme war so sanft, so zart. Er konnte sich nicht vorstellen, wieso Zedd Angst vor ihr gehabt hatte.
    »Ich würde lieber gegen das nächste Quadron kämpfen, als mich noch mal mit dieser Schlingpflanze einzulassen.«
    Sie schenkte ihm dieses Lächeln, das eine intime Verbundenheit mit ihm auszudrücken schien, und tupfte ihm die Stirn mit dem Lappen ab. Er hob die Hand und ergriff ihr Handgelenk. Sie hielt inne und sah ihm in die Augen.
    »Kahlan, Zedd ist seit vielen Jahren mein Freund. Er ist für mich wie ein zweiter Vater. Versprich mir, daß du nichts tust, was ihn verletzen könnte. Das könnte ich

Weitere Kostenlose Bücher