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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Flammen in den Kaminen tobten nicht mehr, sondern brannten ruhiger.
    Lea blickte auf zur Decke des Gasthofs, sah dann wieder mich an und lächelte.
    »Es scheint, als habe sich Eure Prognose nicht bestätigt. Vielleicht wird es nicht so schlimm, wie Ihr denkt.«
    »Es würde mich freuen, wenn ich mich irre«, antwortete ich ihr, aber meine Blicke lagen immer noch auf dem Händler. Der Mann war nicht besonders groß, aber stämmig. Seine Kleider waren gut, aber nicht fein, seine Hände kräftig. Ich mochte wetten, dass er die harten Zügel eines Fuhrwerks oft selbst in den Händen hielt. Eigentlich jemand, dem ich größere Selbstbeherrschung zugetraut hätte. Der Söldner ignorierte ihn mittlerweile, die Herrschaften unterhielten sich angeregt untereinander und griffen nach Dolch und Schwert, als ob sie irgendwohin aufbrechen wollten.
    Der Händler machte sich unterdessen an der Eingangstür zu schaffen. Ich stand auf, begab mich in seine Richtung, aber es war die schlanke Gestalt, die schon gestern Abend, in ihren Umhang gehüllt, diese eine Ecke für sich beansprucht hatte, die ihm nun entgegentrat. Eine schlanke, behandschuhte Hand legte sich auf den Riegel der Tür.
    »Händler«, hörte ich die Stimme. »Das willst du nicht tun.«
    Eine Frau. Bei den Göttern.
    »Und warum nicht?« Der Händler schien sich etwas gefangen zu haben, war nun eher überrascht als verärgert, dennoch ließ er seine Hand an der Tür.
    Die Frau schlug zum ersten Mal die Kapuze zurück, und nicht nur ich blinzelte überrascht. Das rabenschwarze Haar floss wie eine dunkle Welle über ihre Schultern, die dunkelbraune Haut wirkte in der unsicheren Beleuchtung des Gastraums fast wie eine Ansammlung von Schatten. Ihre Gesichtszüge vereinten in sich die grazile Schönheit der Elfen und diese gewisse Wildheit, die allen ihres Volks eigen war. Eine Dunkelelfe.
    Der Händler wich erschrocken zurück, machte das Zeichen der Einigkeit, als ob das die Frau auf der Stelle niederschlagen sollte. »Fasst mich nicht an!«, rief er, obwohl er nun schon einen guten Meter zurückgewichen war.
    Ich war angekommen und befand mich etwas seitlich zwischen ihnen. »Beruhigt Euch, guter Mann«, sagte ich. »Sie tut Euch nichts.«
    Der Händler sah zu mir hoch, ich war gut zwei Köpfe größer als er, aber er warf mir nur einen flüchtigen Blick zu. »Es ist ein Wunder, dass wir alle noch leben und nicht in dieser Nacht schon von ihrem blutigen Messer niedergemetzelt wurden!«
    »Ich bin ein Gast wie du es bist. Nach altem Recht ist in einer Herberge kein Händel erlaubt«, erklärte sie ruhig.
    »Und warum wollt Ihr verhindern, dass ich den Gasthof verlasse?«, rief er erbost. Seine Hand lag nun am Knauf seines Dolchs.
    »Ser«, versuchte ich erneut einzuschreiten, abermals ignorierte er mich.
    »Sagt es mir!«, forderte er, und zu mir gewandt: »Haltet Euch da heraus, alter Mann.«
    Alter Mann. An einige Dinge musste ich mich noch gewöhnen.
    »Ich will niemanden hindern, den Gasthof zu verlassen, auch wenn es nicht von hohen Geistesgaben zeugt.« Sie war immer noch ruhig, aber ihre dunklen Augen blitzten. Ich wusste, dass es sie gab, aber ich hatte noch nie zuvor einen Dunkelelfen gesehen. Sie war klein und zierlich, aber allein ihre Haltung zeigte, dass sie sich anders sah, es war fast schon eine Warnung, sie nicht zu unterschätzen. Sie nahm einfach mehr Raum ein, als man ihr im ersten Moment zugestehen würde. Doch ein zweiter Blick hätte zur Vorsicht mahnen sollen. Dieser Händler jedoch war blind.
    »Aber es ist nicht klug, diesen Weg zu wählen. Versuch es vom Stall aus, dort ist das Tor größer.«
    »Und warum nicht diese Tür öffnen?«
    Sie hob den Riegel an und zog, die Tür öffnete sich knirschend, kleinere Eispartikel fielen herunter. Vor uns war eine weiße Wand aus Schnee, von einer glitzernden Eisschicht überzogen, welche den Konturen der Tür folgte.
    »Deshalb. Der Schnee ist ungebrochen und hilft uns, unsere Wärme zu erhalten.« Sie legte die Hand auf das Eis. »Dieses Eis ist so kalt, wie Eis nun mal ist … aber nichts gegen das, was der Sturm an Wärme frisst. Dieses Eis schützt uns, ich will keine Wunde in den Panzer schlagen, der unser Leben bewahrt.«
    »Der Sturm ist vorüber, Verfluchte!«, rief der Händler. »Wen schert das Eis denn noch?«
    »Ser. Sie hat Recht. Der Sturm ist noch nicht …«
    Er fuhr zu mir herum. »Ich sagte, haltet Euch heraus, alter Mann!« Und damit schob er mich mit aller Macht zurück, etwas, worauf

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