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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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etwas in Eurem Buch, das Fruchtbarkeit verhindert?«
    Sie sah überrascht auf und folgte dann meinem Blick zu Sieglinde.
    »Oh.«
    Ja, oh. Ich beobachtete Sieglinde bei ihrem Tanz mit den Wölfen. Die Briganten lachten mehr, ließen sie kaum noch aus den Augen, und die Stimmung war besser. Was nichts heißen musste. Sie hatten noch den ganzen Tag, um sich zu besaufen. Auch aus Gelächter heraus konnte es gefährlich werden, ich wusste das nur zu gut. Keiner schien sich zu wundern, dass die beiden anderen Töchter nicht zu sehen waren und der Vater selbst mit bediente.
    Sieglinde hatte meine Hochachtung. Könnte ich mich solchen Männern hilflos ausliefern? Jede Faser meines Seins sträubte sich bei dem Gedanken. Was erforderte wohl mehr Mut? Sich einem Trupp Barbaren entgegenzustellen oder sich in die Gewalt dieser Leute zu begeben?
    Wenn ich eine Möglichkeit fand, würde ich ihr das ersparen. Wenn nicht … Es bestand eine gute Chance, dass sie mit ihrem Opfer auch mich rettete. Wenn wir das Ende des Sturms erlebten, dann hatte ich vor, ihre Zukunft zu sichern. Mein Rat lastete schwerer auf meinen Schultern, als ich es selbst vermutet hätte.

9. Zokora
     
    Ich blickte auf meine Hände hinab. Ich fühlte mich unnütz, alt und verbraucht. Zwanzig Jahre wartete ich nun schon auf den Tod. Ich spürte mit jedem Tag, wie die Jahre mich schneller einholten.
    Ich sah zu Lea hinüber. Gestern Abend hatte sie angemerkt, dass ich kaum älter als fünfzig Jahre aussah. Vor drei Jahren noch hatte ich ausgesehen wie dreißig, vor einem Monat noch hätte man mich für vierzig halten können. Das Tempo, mit dem die gestohlenen Jahre mich einholten, verstärkte sich. Ein Monat, vielleicht zwei … Ich rechnete nicht damit, den Winter zu überleben. Lea. Sie trug eine Bannklinge, war vielleicht elfischer Abstammung, besaß die Magie … Sie sagte selbst, dass sie auch in hundert Jahren noch jung sein würde. War es das? War das die Last des Alters, dass man andere um sich herum sterben sah, bis man nur noch allein dastand? Wäre es anders, wenn man nicht allein war, wenn der Kreis der Jahre auch eine andere unberührt ließ?
    Auf meinen Wanderungen war ich hin und wieder anderen begegnet, auf denen die Jahre leicht oder gar nicht lasteten. Man sah sich, nickte sich zu und verlor sich wieder aus den Augen.
    Elfen, so sagte man, lebten Jahrhunderte oder seien gar unsterblich. Ich hatte hier und da einen Elfen gesehen, und ich glaubte den Legenden, denn die Augen in den jungen Gesichtern waren oft alt und weise. Ich sah immer noch auf meine Hände hinab und bemerkte nun zum ersten Mal, dass meine linke Hand leicht zitterte. Auch das war neu. Mein Gehör war nicht mehr das, als was ich es in Erinnerung hatte, und manchmal, wenn ich etwas sehen wollte, kniff ich die Augen zusammen und konnte es dennoch nicht immer klar erkennen. Ich war meinem Ziel nahe, noch wenige Monate, dann hatte ich es hinter mir, dann war vorbei, was schon viel zu lange währte.
    Zwanzig Jahre hatte es gebraucht. Und jetzt kam sie, und ich wollte wieder leben.
    Ich wusste, dass sie mich beobachtete. Sie war geduldig, hatte nicht noch einmal nach Roderic gefragt, mich nicht gedrängt. Die nächsten zehn Tage oder so würde ich diesen Ort wohl kaum verlassen, genug Zeit für sie. Wenn wir dies überleben würden.
    Ich blickte auf von meinen Händen und sah ihr in die Augen, als plötzlich einer der Händler aufsprang.
    »Hört ihr es nicht? Seid ihr alle taub?« Der andere Händler versuchte ihn zu beruhigen, aber der Mann riss sich los. »Ich bin nicht verrückt! Ihr müsst es doch hören!«
    »Vielleicht, wenn du nicht so herumschreist.« Der Anführer der Briganten hatte sich zu dem Händler herumgedreht. »Wenn du nicht still bist, stopfe ich dir das Maul.«
    Ich sah, wie sich Lea anspannte. Eben noch war alles verhältnismäßig friedlich gewesen, nun lag Gewalt in der Luft.
    »Ich kann nichts hören«, sagte Sternheim vom anderen Tisch.
    »Eben! Der Sturm hat aufgehört! Wir sind frei!«, rief der Händler und riss sich aus den Händen seines Kollegen los.
    Verdutztes Schweigen und – Totenstille. Die meisten legten den Kopf zur Seite oder schlossen die Augen, um zu lauschen, und auch ich ertappte mich dabei, wie ich angestrengt hörte. Überraschte Augen sprangen auf, befreites Lachen war zu hören, hier und da ein erleichtertes Kichern. Der Händler hatte Recht, das endlos scheinende Geheul des Sturms war nicht mehr unser ständiger Begleiter, auch die

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