Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
gelegten Zwerg auf dem Rücken.
Der Sergeant hatte Recht. Es dauerte nicht lange, bis wir in Sicherheit waren: Die große Bronzetür stand einladend offen, das Licht der Öllampen dahinter war ein willkommener Anblick.
Ich kannte den Raum von irgendwoher. Er war achteckig, vier große Bronzetüren gingen von ihm ab. In der Mitte stand ein Altar, auf ihm endete ein festes Seil, das sich nach oben in ein Loch in der Decke schlängelte.
»Unsere nicht ganz so toten Freunde da drüben hin«, befahl der Sergeant.
»Balthasar, du kümmerst dich um die Tür, ihr anderen faulen Säcke stapelt diese Steine davor!«
Die Soldaten waren ein eingespieltes Team. Es dauerte nur wenige Minuten, dann war die Tür verbarrikadiert.
Balthasar hatte im Gegensatz zu den anderen keine Plattenrüstung an, er trug eine fellgefütterte blaue Robe. Es schien auch unter seiner Würde zu sein, zu helfen; er fasste keinen Stein an, er hielt nur beide Hände gegen die Türflügel. Erst als ich sah, wie sich seine Lippen bewegten, verstand ich. Ein fahles Leuchten breitete sich von seinen Händen über die Tür aus, und es knirschte, dann nickte er zufrieden und trat zurück.
»Das sollte halten.«
»Gut. Jemand verletzt?«
»Nur ein Kratzer, Sergeant. Einer der Kerle hat durch meinen Handschuh gebissen«, sagte ein Soldat und wies mit dem Daumen hinter sich auf die Zwerge in der Ecke.
»Gut. Nichts wie raus hier. Lipko, du gehst als Erster.«
Lipko trat an das Seil heran, zerrte einmal an ihm und machte Anstalten, nach oben zu klettern.
»Es wäre besser, wenn ich als Erster ginge«, sagte Balthasar. »Wenn ich oben bin, kann ich euch den Schacht hochschweben lassen.«
Der Sergeant musterte ihn. »In Ordnung, unsere Eule geht als Erster hoch. Halmachi, du ziehst ihm das Seil straff.«
Eule? Im Licht der Ölschalen an den Säulen sah ich auf Balthasars linker Schulter eine Eule als Wappen.
»Gebt mir das Artefakt, Sergeant«, meinte Balthasar. »Bei mir ist es sicherer.«
Der Sergeant zögerte, nickte dann aber. »Von mir aus. Mach zu, dass du da raufkommst, mir ist es zu kalt hier unten.« Er warf Balthasar eine Tasche zu. »Hier. Und jetzt hoch mit dir.«
Die Eule nickte und trat ans Seil heran. Er ergriff es, sah sich noch einmal um und zog sich überraschend behände Hand über Hand nach oben.
Wir warteten eine Weile.
Dann rief Halmachi: »Balthasar?«
Keine Reaktion. Er blickte zum Sergeant hinüber.
Dieser klatschte in die Hände. »Serafine, du hältst das Seil. Mikail, du, Lipko und Jondai, ihr geht nach oben. Ich hoffe, die verdammten Barbaren haben uns keinen Strich durch die Rechnung gemacht.«
Er sah meinen fragenden Blick. »Die Garnison steht unter Belagerung. Hat ja keiner ahnen können, dass es so lange dauern würde. Ich hoffe nur, wir wurden zwischenzeitlich nicht überrannt. Dann warten die Kerle da oben schon auf uns.«
Ich nickte bloß.
Die drei Soldaten waren trotz ihrer schweren Rüstungen nicht viel langsamer als Balthasar. Ich war beeindruckt. Selbst wenn ich dreißig Jahre jünger gewesen wäre, hätte ich das nicht so leicht geschafft. Wir sahen alle nach oben, als der letzte Mann im Loch in der Decke verschwand.
Und sahen alle, wie sie wieder herunterfielen. Tief und lange fielen. Nur einer schrie etwas … »Balthasar!«
Dann prallten sie mit dumpfen Schlägen auf den Resten des Altars auf, das Seil schlängelte sich hinter ihnen nach unten und bedeckte die drei Soldaten.
Die anderen eilten herbei, aber ich sah an ihren Gesichtern, dass es sinnlos war: Auch ich hatte das Knacken der Knochen gehört.
Der Sergeant stieg auf die Reste des Altars. Ich folgte ihm, und wir schauten beide hoch. Ganz weit oben gab es ein kleines gelbes Rechteck. Es verschwand, und wir hörten alle das Geräusch, als die Platte zufiel.
»Schöne Scheiße«, meinte einer der Soldaten.
»Ich habe diesem feinen Pinkel nie getraut«, sagte ein anderer.
»Meinst du, es war Balthasar?«
»Ihr habt Mikail doch gehört. Der Mistkerl hat uns hier eingeschlossen.«
Der Sergeant lächelte grimmig. »Wenn es so ist, dann wird er es sich anders überlegen.« Er griff in seine Tasche. »Hier.« Er hielt eine kleine schwarze Statue hoch, die eines Wolfes. »Ich habe auch noch die Torsteine. Wenn er hier wegmöchte oder das Artefakt haben will, muss er herunterkommen und es sich holen.«
»Na, den Rest der Geschichte kennst du, Bruder«, sagte der Sergeant. »Was vorher war, kannst du im Soldbuch nachlesen.« Er klopfte auf
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