Das erste Mal und immer wieder
Besuch brauchte ich Abstand und flog mit meinem Sohn für ein Wochenende auf eine kleine Nachbarinsel. Wir hatten viel Spaß zusammen, Christopher war ausgeglichen und fröhlich. Ich beschloss, diesen Weg trotz mancher moralischer Bedenken unbeirrt weiterzugehen. Annäherungen von Männern aus meinem Umfeld ignorierte ich. Von der »Liebe« hatte ich die Schnauze voll, und je mehr Zeit ich mit meinen »Gästen« verbrachte, je mehr ich mich als Domina fühlte, desto weiter weg verbannte ich meine Gefühle. Nur meinem Sohn gegenüber zeigte ich mich offen und herzlich.
Ansonsten verschloss ich mich und verbrachte meine Freizeit allein oder im Internet. Alles, was ich nicht »finanziell berechnen« konnte, verlor seinen Reiz. Mein Inneres war vollkommen blockiert und immun gegen Gefühlswallungen jeder Art, aber ich redete mir ein, das sei besser so.
BABY-SPIELE
Ein Gast aus Deutschland hatte sich angemeldet. Diesmal brauchte ich medizinische Unterstützung und sprach einen befreundeten, toleranten Krankenpfleger an. Er sagte mir seine Hilfe gegen Taschengeld zu, und die Vorbereitung konnte beginnen. Der Aufenthalt würde fünf Tage dauern, so lange hatte ich noch niemandem erlaubt zu bleiben. Aber dieses war etwas Besonderes, und ich freute mich drauf. Neue Erfahrungen waren auch für mich stets wertvoll.
Sven war erst 27, arbeitete aber schon in sehr gehobener Stellung. Und genau das war sein Problem. Durch die Anforderungen in seinem Job sah er sich manchmal dem Alltag nicht mehr gewachsen. Kurzurlaube und homöopathische Therapien hatten nicht den gewünschten Erfolg. Er wollte entspannen, zur Ruhe kommen, gar nichts mehr denken. Auch Potenzprobleme schlugen sich nieder. Sven hatte Schwierigkeiten zu erigieren, wie er mir mitteilte. Medizinische Gründe waren ausgeschlossen worden, und er erhoffte sich, »durch was anderes«, endlich wieder ein Mann zu werden. Zusammen mit Samuel, dem Krankenpfleger, hatte ich einen Plan geschmiedet. Den ersten Teil würde ich alleine erledigen können, Samuel kam erst später dazu.
Wieder fuhr ich mit der Limousine vor. Diesmal jedoch im adretten Kostüm. Die Fahrt sollte dafür sorgen, dass Sven sich der veränderten Umgebung bewusst wurde. Aus diesem Grund ließ ich den Fahrer zwei Stunden langsam herumfahren, und Sven sah begeistert aus dem Fenster. Währenddessen schwatzte ich ihm sein Handy ab und verstaute es. Auch Sekt gab es keinen, ich hatte Fencheltee in der Thermoskanne und das nicht nur, weil er »treibt«. Sven sah älter aus als 27, gestresst, wirkte müde und brabbelte ununterbrochen auf mich ein. Ich ließ ihn erzählen und nahm zwischendurch den Umschlag mit dem vereinbarten Geld.
Die Unterkunft hatte er ausgewählt, dies war sein »Sicherheitspunkt«. Im Gegensatz zu vielen anderen kannte er niemanden, den er einweihen wollte, und so verschwieg er jedem seinen lüsternen Ausflug. Stattdessen setzte er auf Luxus und viele Menschen, und mir war es recht. Die Büfetts in diesem Hotel waren mir bekannt, und ich freute mich schon auf die Sauna, Massagen und andere Annehmlichkeiten, die hier geboten wurden. Sven war schlank und groß. Er hatte kurzes, gepflegtes Haar und sah trotz seines Alters eher gesittet und steif aus. Gekleidet war er, wie ich erwartet hatte, im Reiseanzug. Er hatte kaum Gepäck; ich hatte ihm vorher versichert, dass er rein gar nichts benötigen würde. Es sei denn, er wolle »das Spiel« abbrechen und als Tourist die restlichen Tage in meiner Begleitung verbringen.
Obwohl er sehr viel redete, sich gewandt und selbstbewusst gab, spürte ich seine Unsicherheit. Das ließ mich sicher werden, und ich nahm das Gespräch in die Hand. Ich ließ ihn jetzt gezielt auf Fragen nach seiner Zukunft antworten oder fragte ihn nach familiären Bindungen. Wir rauchten, und freundlich lächelte er mich an. »So hübsch hatte ich Sie mir gar nicht vorgestellt.«
Da ich mich nicht als »sadistische Domina nonstop« betrachtete, hatte ich mir hei jedem meiner Gäste die Anrede »Herrin, Mistress, Donna« usw. verbeten. Solange wir nicht im Spiel waren, redeten wir ganz normal. Dabei sprachen sie mich kaum an. Falls sie doch was zu sagen hatten, nannten sie mich beim Vornamen, den ich für diese Zwecke in »Mandy« geändert hatte.
Ich erklärte ihm nun »das Spiel«. Im Groben hatten wir es am Telefon erläutert, aber ich wollte sichergehen, dass er alles verstanden hatte. Wähnte er sich auch durch das große Hotel in Sicherheit, so wäre es doch sehr
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