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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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Bus. Oder ein Flugzeug? In Saarbrücken gibt es einen Flughafen.«
    Carmen zuckte mit der Schulter, als wüsste sie es nicht oder als sei es nicht von Belang. »Vielleicht fährt sie auch per Anhalter. Von Saarbrücken ist man schnell in Südfrankreich. Oder sie macht es noch cleverer und schließt sich unter falschem Namen einer Reisegesellschaft an. Nun, es gibt viele Möglichkeiten. Irgendwo in der Provence jedoch taucht sie für einige Tage unter. Sie braucht Ruhe und Zeit, um zu sich selbst zu finden, um Abstand zu gewinnen und um zu überlegen. Sie möchte weiter, nur weg von ihm, und trotzdem möchte sie sich rächen. Mit jeder Faser ihres Körpers möchte sie sich rächen, um die Schande ungeschehen zu machen, um es diesem Schwein heimzuzahlen. Münze für Münze, und sich anschließend befreit zu fühlen. Endlich frei!
    Aber beides zur gleichen Zeit, Flucht und Rache, geht nicht. Zuerst einmal muss sie deshalb eine Strategie entwickeln. Wenn eine große Liebe in Hass umschlägt, hat man viel Kraft, sich eine Strategie auszudenken. Denn der Hass ist gegen jemanden gerichtet, den man sehr, sehr gut kennt. Aber immer noch unentschlossen, wie sie weiter vorgehen soll, fährt meine Heldin vorerst weiter in Richtung Spanien. Und zwar per Anhalter. Über Nebenstrecken. Irgendwie genießt sie die Fahrt und fühlt sich zum ersten Mal seit langer Zeit frei und ungebunden. Sie fährt mit einem Pärchen. Vielleicht hat sie es an der Küste kennengelernt. In der Nähe von Sète oder so. Und sie wechseln sich beim Fahren ab. Als meine Heldin am Steuer sitzt, da geschieht es. Ein Unfall. Das Auto ist zuerst einen kleinen Abhang hinunter gerast, noch ist nichts passiert, und hat dann frontal einen Felsblock gerammt. Der Airbag geht auf. So steht es im Polizeibericht. Sie steigt unverletzt aus, oder fast unverletzt, die andere Frau ist aus dem Auto geschleudert worden und tot, der Mann auf dem Beifahrersitz eingeklemmt, nicht angegurtet, kein Airbag, ist auch schon tot. Genickbruch. Das steht gleichfalls im Bericht. Und Benzin läuft aus. Sie sieht das und sie riecht es. In ihrem Kopf, der nur darauf wartet, eine endgültige Lösung zu finden, was ihren Mann und ihre Ehe betrifft, macht es Klick. Sie schnappt sich das Gepäck der Toten, verstreut ihres mit den Ausweisen etwas vom Auto entfernt, zieht ihren Ehering ab, streift ihn der Toten über. Und sie schleift die Tote halb auf den Fahrersitz. Entweder entzündet sich das Benzin von selbst, oder sie legt Feuer. Die beiden anderen sind ja sowieso tot. Zwei Menschen verbrennen, sie überlebt. Sie überlebt deswegen, weil sie als Fahrerin einen Airbag hatte. Sie ist noch nicht einmal schwer verletzt. Zumindest ist sie in der Lage, logisch zu denken.
    Und dann verschwindet sie und hofft, man würde sie mit der fremden Frau verwechseln. Was anschließend ja auch geschehen ist. Na, wie klingt meine spannende Geschichte?«
    Sarah hatte interessiert zugehört. »Ja«, gab sie zu, »man könnte sie dir abnehmen. Vielleicht lief auch noch der Motor des Autos und das Benzin hat sich, während sie ihre Vorbereitungen traf, am Auspuff entzündet«, fügte Sarah hinzu. »Aber das ist ja nicht so wichtig. Wie geht es weiter?«
    »Nun, meine Heldin hat jetzt alle Zeit der Welt«, fuhr Carmen fort. »Es gibt sie offiziell nicht mehr, sie hat ihre Spur endgültig verwischt und könnte nun untertauchen, für immer untertauchen und ein neues Leben beginnen. Und vergessen, alles vergessen könnte sie. Das hätte sie vielleicht auch getan, wenn da nicht tief in ihr nur noch Hass gewesen wäre. Und eine Stimme, die förmlich nach Rache geschrien hat. Je länger sie überlegt, desto mehr entwickelt sich ihr Hass und ihre Rache. Wie groß muss das Leid gewesen sein, welches diesen Hass geboren hat«, wurde Carmen pathetisch. »Eigentlich schade, denn ich kann es nicht nachvollziehen, ich kann höchstens versuchen, sie zu verstehen. Und glaube mir, ich verstehe sie. Meine Heldin möchte also nicht nur untertauchen. Eine Frage, Sarah: Als wir dich gefunden haben, hattest du kurze Haare. Wer hat dir denn die Haare geschnitten? Henry etwa? Und wer hat sie so blond eingefärbt? Auch Henry?«
    Sarah war irritiert. »Ich natürlich«, antwortete sie knapp. »Ich habe sie geschnitten und gefärbt. Wer denn sonst.«
    »Durftest du denn aus dem Verließ?«
    »Nur mit Henrys Zustimmung. Weil meine langen Haare immer so dreckig waren, eine Dusche gab es ja nicht oft, habe ich sie mir geschnitten. Mit Henrys

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