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Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Titel: Das Erwachen des Dunkeltraeumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Felix
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zurasen.
    Dann verlor er das Bewusstsein.
     
    Der Aufprall auf dem verwurzelten Erdreich war hart. Aber er hätte noch härter sein können, wenn die vielen belaubten Äste der Waldbäume den Sturz der Gondel nicht abgefangen hätten. Die Beule, die auf Antilius’ linker Kopfseite zu wachsen begann, würde ihm noch viele Tage Schmerzen bereiten. Eine ganze Weile lang blieb er regungslos in dem Amedium-Schrotthaufen liegen, ehe sich das Schwarz vor seinen Augen wieder lichtete. Vorsichtig tastete er sich ab, ob er sich irgendetwas gebrochen hatte.
    »Mann, habe ich ein Glück!«, stellte er schließlich nach einigen Minuten verblüfft fest. Nichts gebrochen. Nur eine Beule am Kopf und ein paar blutige Schrammen an Gesicht und Hals. Und das linke Handgelenk schmerzte ein wenig bei Bewegung. Rasch kletterte er aus der zerstörten Gondel und kontrollierte noch einmal Arme und Beine. Alles in Ordnung.
    Wo war Pais?
    Wo war Gilbert?
    Pais musste aus dem Fahrzeug herausgeschleudert worden sein.
    Ein schmerzerfülltes Stöhnen führte ihn schließlich zu ihm.
    Er fand Pais auf dem Bauch liegend vor. Mit dem Gesicht im Dreck.
    »Pais, ist alles in Ordnung?«, fragte Antilius besorgt und kniete sich neben ihn.
    »Oh! Ich glaube, sämtliche Knochen in mir sind zersplittert«, wimmerte er.
    Antilius zuckte zusammen. »Was? Lass mich mal sehen.«
    »Nein. Geh! Du musst die Welt retten. Lass mich hier einfach zurück. Ich bin wohl doch zu alt für solche Abenteuer.«
    »Was redest du denn da?«
    »Nein. Nein. Für mich es ist vorbei.«
    »Hör gefälligst auf, dich so jämmerlich zu beklagen, du alter, fauler Sack!« Nur einer konnte solch böse Worte von sich geben: Gilberts Spiegel war nach dem Absturz der Gondel nicht unweit von Pais’ Liegeposition entfernt gelandet. Zufälligerweise lehnte der Spiegel aufrecht an einem schmächtigen vertrockneten Ast, so dass Gilbert das vermeintliche Elend, das Pais amateurhaft darbot, mit Abscheu begutachten konnte.
    »Na los, steh schon auf, du Faulpelz! Ich habe ganz genau gesehen, dass du im Gegensatz zu meinem Meister ganz weich gelandet bist. Deine alten Knochen haben sicherlich keinen Schaden davongetragen.«
    Daraufhin erhob - mit einem scheinbar letzten Funken von Würde - Pais seinen Kopf aus dem matschigen Untergrund. Seine Augenlider weiteten sich ganz langsam und seine Pupillen verkleinerten sich.
    Antilius konnte nur erahnen, welchen Grad der Wut der alte Mann gerade durchlebte, aber sie schien ihn auf wundersame Weise wiederbelebt zu haben.
    Als Gilbert schließlich, nachdem er das mit feuchter Erde beschmierte Gesicht des am Boden liegenden Pais gesehen hatte, in schallendes Gelächter ausbrach, explodierte Pais.
    Mit einem Kampfschrei schoss er in die Höhe und wollte auf den Spiegel zuhechten, um ihn endgültig zu zerstören. Doch sein Schuh, der sich beim Absturz von seinem rechten Fuß halb gelöst hatte, machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er stolperte und fiel strauchelnd erneut zu Boden. Wieder mit dem Gesicht in den Dreck.
    Obwohl es unfair war, konnte Antilius sich ein kleines gepresstes Grinsen nicht verkneifen. Er eilte jedoch sogleich zu ihm, um ihm wieder hoch zu helfen, doch Pais winkte energisch ab. Er kniff die Augen zusammen, bei der Vorstellung, welchen beschämenden Anblick er gerade darbot.
    Gilbert, wie schon gewohnt, kannte kein Mitleid: »Pais, Pais, Pais«, sagte er kopfschüttelnd. »Wenn du so weiter machst, wirst du dich noch wirklich ernsthaft verletzen.«
    Jetzt platzte Antilius der Kragen: »Schluss jetzt! Ihr benehmt euch ja wie zwei kleine Kinder. Ach, was rede ich, Kinder würden sich nicht so albern verhalten. Wegen euch beiden Tölpeln sind wir abgestürzt. Mitten im Wald, wo es fleischfressende Piktins gibt. Und die Karte haben wir auch verloren. Aber das interessiert euch ja nicht. Nein! Ihr müsst euch ja um euren Kleinkrieg kümmern! Ihr seid erbärmlich! Ohne euch wäre ich besser dran gewesen.«
    Beschämte Stille folgte.
    Doch dann beschloss Gilbert, sie wieder zu durchbrechen. Er sah Pais an: »Sieh nur was du angerichtet hast«, sagte er zu ihm.
    Antilius fasste sich nur noch an den Kopf. Gilbert wusste einfach nicht, wann es genug war.
    Pais hob erschöpft den Kopf und schaute mit leeren Augen in den kleinen unscheinbaren Spiegel. Dann begann er, langsam zu grinsen. Gilbert zog ebenfalls die Mundwinkel hoch, und es dauerte nicht lange, bis sie beide in ein ebenso schallendes wie befreiendes Gelächter

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