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Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
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geschimpft, aber eigentlich hat es ihr gar nicht so viel ausgemacht. In Wirklichkeit mag sie Pferde ebenso sehr wie er. Auf einem seiner Ausflüge zu den Wettrennen haben sie sich sogar kennengelernt, als er noch ein junger Mann war. Leider konnten sie keine eigenen Kinder bekommen, aber wie es das Schicksal wollte, hat mich mein Vater Jahre später auf einer anderen Fahrt in die Stadt gefunden. Wie er mir erzählte, war ich ein einsames Baby, das auf der Straße nicht weit vor der Stadt von jemandem abgelegt worden war. Wahrscheinlich hatte mich meine junge Mutter dort zurückgelassen, wo man mich leicht sehen und hören konnte, weil sie hoffte, irgendeine Bauersfrau werde sich meiner erbarmen. Ich werde wohl nie erfahren, warum sie sich dazu entschlossen hat, aber mein Leben ist gut, und deshalb bin ich ihr auch nicht böse.
    Royce und Meredith waren glücklich, von da an ein eigenes Kind zu haben, und als Einzelkind habe ich etwas mehr Zuwendung bekommen als die meisten anderen Kinder. Wären meine Eltern reich gewesen, so hätten sie mich wahrscheinlich völlig verdorben. Jedenfalls war ich schlicht und einfach glücklich. Die meisten Nachbarn wussten gar nicht, dass ich adoptiert worden war, aber mir gegenüber haben meine Eltern nie ein Geheimnis daraus gemacht. Ich war stolz, ein Eldridge zu sein, und habe hart gearbeitet, um meinem Vater eine Freude zu bereiten. Er sorgte dafür, dass ich ihn bei der Arbeit in der Schmiede beobachten konnte, und machte mich allmählich mit dem Werkzeug und den Methoden seines Handwerks vertraut. Ich fand das rote Glühen der heißen Eisenstücke, die unter seinen geduldigen Händen eine Form annahmen, faszinierend. Da ich der Sohn eines Schmieds war, musste man natürlich annehmen, dass ich eines Tages seine Nachfolge anzutreten hätte, und ich hatte auch keine Einwände dagegen. Wäre mein Leben anders verlaufen, so würde ich jetzt vielleicht am Amboss arbeiten und fröhlich das Metall formen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    Als ich von einem neugierigen Jungen zu einem linkischen Jugendlichen heranwuchs, wurde allerdings deutlich, dass ich bei dieser Arbeit wohl doch gewisse Schwierigkeiten bekäme. Einige Begabungen besaß ich durchaus. Ich war ungewöhnlich intelligent, wie die meisten Erwachsenen schon nach einem Gespräch von nur wenigen Minuten bemerkten. Ich besaß einen guten Blick für das Metall und war geschickt, wenn es darum ging, etwas herzustellen oder zu bauen. Meine Hände bewegten sich sicher und flink. Ich hatte Künstlerhände, wie meine Mutter sie nannte. Darin lag freilich auch der Kern des Problems, denn ich besaß zwar lange Arme und Beine, war aber nicht besonders kräftig. Ich bemühte mich sehr, meinem Vater am Blasebalg zu helfen, aber so gut meine Mutter mich auch fütterte, ich nahm einfach nicht zu. Offenbar war ich dazu verdammt, mein Leben lang die Gestalt eines schlaksigen Jugendlichen zu behalten. Immerhin war ich recht anstellig und wäre mit der Zeit wohl doch noch ein guter Schmied geworden, hätten sich nicht in jenem Frühling, als die Flüsse vom Regen angeschwollen waren, gewisse Dinge ereignet.
    Der Tag hatte hell und voller Verheißungen gedämmert, wie es im Frühling oft geschieht. In jenem Jahr waren die Regenfälle sogar besonders ergiebig gewesen, doch kurz vor meinem sechzehnten Geburtstag hatte der Regen aufgehört, und die ganze Welt erstrahlte in neuem Glanz. Die Sonne schien warm, obschon noch der letzte kalte Winterhauch in der Luft lag. Alles in allem wäre es eine Schande gewesen, bei meinem Vater in der Schmiede zu hocken. Wahrscheinlich schickte mich meine Mutter auch genau deshalb zum Kräutersammeln. Sie war immer freundlich, und ich glaube, sie wusste schon damals, dass mein jugendlicher Geist zu groß war, um an den Amboss einer kleinen Schmiede gekettet zu werden. So zog ich federnden Schritts und in der Gewissheit, dass meine Mutter mich so bald nicht zurück erwartete, mit einem Weidenkorb in der Hand hinaus, über die Felder und durch die Wälder der Umgebung. Natürlich kannte ich die Gegend gut, denn ich hatte bereits jede Gelegenheit wahrgenommen, draußen umherzustreifen.
    Den Morgen verbrachte ich auf den Feldern, wo ich verschiedene Grünpflanzen und Löwenzahn pflückte, die meine Mutter gern zum Kochen verwendete. Als ich mich dem Fluss näherte, beschloss ich, am Ufer nach dem Heilkraut Engelwurz zu suchen. Natürlich hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, was ich dort an diesem

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