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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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auch.«
    »Nein«, flüsterte sie, »nicht so wie du. Für mich hat jetzt anderes Vorrang, aber du ... Jack, wir haben seit Wochen, vielleicht seit Monaten nicht mehr ernsthaft miteinander gesprochen. Babys nehmen viel Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch, und seit Judiths Geburt sind wir ständig eingespannt.«
    »Nein, wir haben nicht geredet.«
    Arthur kam an die Terrassentür, da Margaret Judith zu Bett bringen wollte. Er sah, wie sich die beiden in den Armen hielten, trat zurück und schloss die Tür. Hinter ihnen prangte der Mond am Himmel.
    »Morgen ist er voll«, murmelte er, drehte sich um und ging in sein Arbeitszimmer, um darüber nachzudenken, was Storts Kommen zu bedeuten hatte.
    Später gesellte sich Margaret zu ihm.
    »Sie ist sofort eingeschlafen, aber ich rechne damit, dass sie irgendwann aufwachen und Schmerzen haben wird. Arthur, denkst du, was ich denke?«
    »Über Storts Kommen? Wahrscheinlich.«
    »Es kann doch nur eines bedeuten, oder?«
    »Dass Beornamunds verlorener Stein des Frühlings gefunden wurde?«
    »Ja, Liebling, die Legende ist wahr. Als ich angefangen habe, mich mit angelsächsischer Literatur zu beschäftigen, hätte ich nie gedacht, dass sich ein solcher Mythos eines Tages als wahr erweisen würde.«
    »Warten wir’s ab ... Sie sind draußen und reden. Lass ihnen ihre Ruhe, Margaret.«
    »Dasselbe wollte ich gerade zu Ihnen sagen, Professor Arthur Foale.«
    »Komm her!«
    Lachend gehorchte sie und umarmte ihn zwischen den Büchern.
    »Geh«, sagte Katherine, »geh zu ihm ins Henge. Wenn du in einer Stunde nicht zurück bist, lasse ich mich scheiden.«
    »Aber wir sind doch gar nicht verheiratet.«
    »Nicht? Wenn wir nicht von Kirche und Staat getraut sind, dann von Hyddenwelt. Grüß Stort von mir.«
    Er wirkte nervös, was ungewöhnlich für ihn war.
    »Fragst du dich, ob du das Henge noch so nutzen kannst wie bisher?«
    »Ja.«
    »Du hast mal gesagt, dass man das Reisen zwischen den Welten wie das Fahrradfahren nie verlernt, wenn man mal weiß, wie es geht. Man kann es, auch wenn man nicht genau versteht, wie.«
    »Ganz recht.«
    »Soll ich bis zu den Koniferen mitkommen?«
    »Ja.«
    Sie gingen Hand in Hand über den Rasen, während über den Koniferen Mond und Wolken um die Wette strahlten.
    »Weißt du noch, wie wir ...?«
    »Ich erinnere mich an alles«, sagte Jack. »Du bist mein Leben, Katherine.«
    »Geh weiter ... geh weiter ...«
    Er ging zwischen den Koniferen hindurch, ließ Katherines Hand los und trat über die Schwelle in das Henge.
    Er ließ Geist und Körper treiben, bog nach rechts ab, tief in denSchatten, dann nach links, spürte, wie sein Körper schmaler wurde, schrumpfte, wandte sich in die eine, dann in die andere Richtung, so dünn wie eine Scherbe, in der sich beide Welten spiegelten, drehte sich, wirbelte und tanzte durch die Schatten des Henges und blickte zurück zu den Koniferen, die jetzt größer waren, riesig wie Katherines Schatten, der dem Haus und den erleuchteten Fenstern zustrebte, ehe er vollends verschwand.
    Jack blieb keuchend stehen und lauschte, bis ihm der Duft eines Trunks in die Nase stieg. Er grinste verschmitzt. Er würde Stort lehren, sich hier so einzuschleichen.
    Er ging rückwärts aus dem Henge, fort von dem Geruch, fand heraus, wo sie steckten, und schlug dann einen Bogen, um aus einer unerwarteten Richtung zu kommen. Stort würde einen Eindringling nie bemerken, aber Barklice war schwer zu überlisten.
    Er kehrte in den Dunstkreis des Trunks zurück. Als er ihre Stimmen vernahm, schlich er von Baum zu Baum bis zu der Stelle, wo sie saßen. Dann blieb er stehen und belauschte ihr Gespräch.
    Natürlich sprachen sie über die Liebe, wie stets.
    Er schlich noch näher, bis er sie endlich sah, Stort lang und hager, Barklice drahtig. Sie saßen neben einem wahrlich winzigen Lagerfeuer, dessen Rauch sich, vom Mondlicht angestrahlt, wie ein grauer Faden in den Himmel wand.
    Was er hörte, überraschte ihn.
    »Das bin ich, Stort, und das ist die schlichte Wahrheit!«, rief Barklice, stand auf und schlug sich vor Selbstekel gegen die Brust.
    »Das sind Sie nicht, Barklice, jedenfalls nicht direkt. Dieses Wort würde ich niemals verwenden.«
    Doch es war vergebliche Mühe. Barklice wollte nicht hören, zu groß waren die Gewissensbisse wegen seines Sohns, zu groß seine Scham.
    »Ein Schwindler und ein Betrüger an seinen Freunden und ... und ... diesen anderen. Sie begreifen nicht, dass ich schreckliche Angst habe, Stort. Man kann die

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