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Das Evangelium nach Satan

Das Evangelium nach Satan

Titel: Das Evangelium nach Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Außerdem sind Hubschrauber laut und können abstürzen.«
    »Und Kutter können nicht untergehen?«
    »Meine nicht.«
    Giovanni wendet sich Kardinal Mendoza zu. »Mir scheint, Sie haben einen wichtigen Punkt vergessen.«
    »Welcher wäre das?«
    »Man erwartet mich im Konklave. Meine Abwesenheit würde mit Sicherheit Argwohn erwecken.«
    Der alte Kardinal gibt Giovanni einen Umschlag, der eine Reihe von Fotos enthält. Die Polizei hat diese Aufnahmen am Spätnachmittag an einer Unfallstelle außerhalb Roms gemacht, wo ein Jaguar mit hoher Geschwindigkeit zwischen einem Schwerlaster und einem Lieferwagen zerquetscht worden ist.
    »Gott im Himmel! Mein Wagen! Ich hatte ihn einem meiner Mitbrüder geliehen, der rasch etwas in Florenz erledigen musste. Er wollte ihn mir heute Abend zurückgeben.«
    »Ja. Aber Monsignore Gardano ist bei dem Unfall ums Leben gekommen. Als hätte die Vorsehung ihre Hand dabei im Spiel gehabt.«
    »Wie bitte?«
    »Offiziell sind Sie im Rettungswagen auf dem Weg in die Gemelli-Klinik Ihren Verletzungen erlegen. Der Leibarzt des Papstes wird das den Vertretern des Schwarzen Rauchs bestätigen, sodass es keine weiteren Fragen wegen Ihrer Abwesenheit beim Konklave geben wird. Gardanos Leiche war so zugerichtet, dass man die Täuschung eine Weile wird aufrechterhalten können. Das gibt Ihnen genug Zeit, die Unterlagen des Kardinals Valdez von Malta zu holen.«
    »Und wenn die Leute merken, dass nicht ich der Tote in der Gemelli-Klinik bin?«
    »Dann behalten Sie zumindest in einem Punkt recht.«
    »Welcher wäre das?«
    »Dann ist alles aus.«

11
    Während die letzten Orgelklänge im Weihrauchdunst verhallen, wird der Sarg Seiner Heiligkeit in die Tiefe hinabgelassen, dorthin, wo auch seine Vorgänger ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Die Kardinäle beugen sich über den Rand der Grube, um den Hauch der Ewigkeit einzuatmen, der aus den Katakomben des Vatikans aufsteigt, dann wird das Grab mit einer tonnenschweren Marmorplatte verschlossen. Kardinal Camano hört, wie sie sich mit dumpfem Geräusch auf die Umrandung des Grabes legt. Er hebt den Kopf und sieht zu den anderen Prälaten hin.
    Ohne die Grabplatte aus den Augen zu lassen, unterhält sich der Camerlengo leise mit dem Kardinal Groß-Pönitentiar, dem Generalvikar der römischen Diözese und dem Erzpriester der vatikanischen Basilika. Letzterer wirkt aufgebracht. Den Grund dafür kann sich Camano denken. Nach den Vorschriften der Kirche sind die Trauerfeierlichkeiten für einen Papst an neun aufeinanderfolgenden Tagen abzuhalten. Außerdem sollen bis zur Beisetzung sechs weitere Tage vergehen, an denen die Kongregationen Gelegenheit haben, das Konklave vorzubereiten. Das heißt, zwischen dem Ableben eines Papstes und dem Beginn der Wahl seines Nachfolgers müssen mindestens zwei Wochen und dürfen höchstens zwanzig volle Tage vergehen. Stattdessen hat man den bisherigen Amtsinhaber mit unziemlicher Hast beerdigt, wie man einen an Lepra Gestorbenen verscharrt, und noch am selben Abend das Konklave einberufen, als handele es sich um eine Zusammenkunft von Verschwörern.
    Das aufgebrachte Murren, das von allen Seiten zu hören ist, lässt Campini kalt wie Stein. In beschwörendem Flüsterton erinnert er daran, welch schwere Zeit die Kirche durchlebt, und gibt zu bedenken, er als Camerlengo habe angesichts dessen geradezu die Pflicht, so rasch wie möglich dafür zu sorgen, dass erneut jemand das Steuer übernimmt. Als der Erzpriester der Basilika dagegen aufbegehren will, wendet sich Campini einfach ab und faucht ins Halbdunkel, es sei weder der rechte Ort noch die rechte Stunde für diese Art von Getuschel.
    Gekränkt tritt der Erzpriester einige Schritte zurück.
    Während Camano heimlich die anderen Kurienkardinäle mustert, sieht er, dass sie alle unauffällig umherschauen, als ob sie herauszubekommen versuchten, wer von ihnen dem Schwarzen Rauch angehört. Das ist das Ärgerliche an dieser Bruderschaft: Es gibt keinerlei äußerliches Kennzeichen – weder eine Tätowierung noch ein Satanssymbol oder irgendein anderes sichtbares Merkmal. Genau deshalb hat sie unbehindert Jahrhunderte lang überdauern können: Nie standen mehr als acht Kardinäle an ihrer Spitze, und nie hat es den geringsten Hinweis auf ihr Treiben gegeben.
    Camano spannt sich an, als ihm sein Protonotar zuflüstert, man habe Armondo Valdez, Kardinalerzbischof von São Paulo, tot in der Lagune von Venedig gefunden.
    »Wann?«
    »Heute Abend. Wir müssen alle

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