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Das Evangelium nach Satan

Das Evangelium nach Satan

Titel: Das Evangelium nach Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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mächtige Klang der jetzt einsetzenden Orgel lässt Valentina zusammenfahren. Vollständig in Weiß gekleidet und auf seinen Hirtenstab gestützt, taucht der einstige Kardinal Camano aus den Tiefen der Basilika auf. Langsam ersteigt er die Stufen zum Altar. Dann wendet er sich um und lässt seinen kalten Blick über die Menge gleiten. Wut steigt in Valentina auf, als sie daran denkt, dass sie den alten Mistkerl auf Armeslänge vor sich hatte, während er sich beim Anblick von Ballestras Leiche überrascht gab. Der Mann ist völlig unbewegt. Ihm ist klar, dass er gewonnen hat. Er nimmt inmitten der neuen Kurienkardinäle auf seinem Thronsessel Platz. Das Hochamt beginnt.

24
    Vor wenigen Minuten ist Crossmans Maschine auf dem maltesischen Flughafen Qormi gestartet. Er ersucht den Tower in Rom um die Freigabe eines Anflugkorridors in niedriger Höhe. Dann gibt er seinem Piloten den Befehl, Vollgas zu fliegen. Die Wogen des Mittelmeers jagen unter der Maschine dahin.
    Aus seinem behaglichen Ledersessel sieht Kardinal Giovanni durch das Fenster den Küstenumriss Siziliens. Gerade überfliegen sie die öden Hügel der Provinz San Cataldo. Crossman und seine Männer arbeiten an einer Gesamtdarstellung der von Valdez angefertigten Organigramme. Diese möglichst detaillierte Darstellung will er in rund hundert Sprachen übersetzen lassen und dann ins Internet stellen, damit sie jeder Interessierte kostenlos herunterladen kann. Mit etwas Glück wird das mehrere Millionen Male geschehen sein, bis die Spitzen von Novus Ordo reagieren, und man kann hoffen, dass sich dann Nutzer des Internets diesen Überblick gegenseitig zuschicken. Das scheint Crossman ein geeignetes Mittel, um das Netz von Novus Ordo zumindest ansatzweise zu destabilisieren, einige Verhaftungen und Firmenzusammenbrüche auszulösen, vielleicht hier und da den Ausdruck von Bedauern. Möglicherweise kommt es auch zu dem einen oder anderen Selbstmord.
    Der Direktor des FBI hebt den Blick von seinen Notizen und sieht hinaus. Während die Maschine Palermo und die Nordspitze Siziliens überfliegt, sieht er in der Ferne das blaue Tyrrhenische Meer. Bald werden sie Rom erreicht haben. Das kanonische Recht sieht vor, dass die Zugänge zum Vatikan erneut verschlossen werden, sobald der neue Papst die Wahl angenommen hat. Damit hat kein weltlicher Richter die geringste Macht über diese Enklave auf italienischem Boden, nicht einmal dann, wenn es sich um einen Staatsstreich im Vatikan handeln sollte. Lösen lässt sich der Fall dann nur noch mithilfe von Diplomatie und internationalem Druck. Allerdings hat der Schwarze Rauch nicht die Absicht, über die Kirche zu herrschen. Die Bruderschaft will aus ihrem Inneren heraus deren Zusammenbruch betreiben und damit ein weltweites Chaos auslösen. Da es das um jeden Preis zu Vermeiden gilt, heißt das vorrangige Ziel, in den Besitz des Satansevangeliums zu gelangen.
    Crossman sieht auf die Uhr. Wieso meldet Woomak sich nicht? Der Mann, der Carzo am Hauptbahnhof von Rom gesehen hatte, hätte längst wieder anrufen müssen. Endlich klingelt Crossmans Telefon. Giovanni sieht, dass der Ausdruck von Enttäuschung auf dessen Züge tritt.
    »Was heißt, Sie haben Carzo aus den Augen verloren? Sie haben doch hoffentlich nicht die Absicht, sich über mich lustig zu machen, oder? Ich gebe Ihnen zehn Minuten, um den Mann wieder zu finden und das Evangelium an sich zu bringen. Haben Sie mich verstanden, Woomak?«
    »Verstanden, Sir. Ich befinde mich gerade in irgendwelchen unübersichtlichen Gässchen in der Nähe des Quirinal-Palasts und geh jetzt zum Trevi-Brunnen und zur Piazza Navona.«
    »Was haben Sie denn in der Gegend zu suchen?«
    »Mir ist nichts anderes übrig geblieben, Sir. Dieser Carzo hat den Weg durch den Palazzo Barberini genommen. Dabei habe ich ihn aus den Augen verloren. Er ist in einen großen Bau an der Via Viminal gegangen und nicht wieder herausgekommen. Als ich ihm gefolgt bin, war er nicht mehr da. Ich vermute, dass er sich durch irgendeinen Seitenausgang davongemacht hat und jetzt zum Vatikan unterwegs ist.«
    »Sind um Sie herum Leute?«
    »Nein, Sir. Man könnte glauben, dass sich alle Römer auf dem Petersplatz befinden.«
    »Drehen Sie sich um, Woomak, und sagen Sie mir, was Sie sehen.«
    Nach kurzem Schweigen kommt die Antwort: »Nichts.«
    »Nichts oder niemanden?«
    Woomak dreht sich erneut um. »Großer Gott …«
    »Was ist los? Was haben Sie gesehen?«
    Woomaks Atem beschleunigt sich. Er hat angefangen

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