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Das Evangelium nach Satan

Das Evangelium nach Satan

Titel: Das Evangelium nach Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Maria hatte gespürt, wie sich auf ihren Unterarmen eine Gänsehaut bildete. Für Bannerman war das unübersehbar ein harter Schlag. Seine Stimme hatte vor unterdrückter Wut gezittert, als sie ihn angerufen hatte, um ihm ihre Hilfe anzubieten.
    »Warum mischst du dich da ein, liebe Maria? Der Fall geht das FBI nichts an, sondern nur uns hier am Ort. Der Kerl ist bestimmt aus der Gegend. Ein schwanzgesteuerter Geisteskranker, der Stimmen hört. Wir stellen ihm eine Falle und warten, dass er da reingeht.«
    »Irrtum, Bannerman: Dein Mörder hat Hummeln in der Hose und zieht von Küste zu Küste, um seiner Lust zu frönen. Wo er Beute wittert und ein vielversprechendes Revier findet, jagt er und haut sich die Wampe voll. Sobald die Gegend nichts mehr hergibt, verschwindet er und sucht sich etwas Neues. Zurzeit ist er ausgehungert, also hat er es sich hier in deinem Bezirk gemütlich gemacht und wird ihn ohne triftigen Grund nicht verlassen. Genau das aber gehört zu meinem Auftrag: solchen kaltblütigen Mördern einen guten Grund zu liefern, dass sie verschwinden.«
    »Von mir aus. Aber da der Schweinehund den Fehler begangen hat, sein Gepäck in meinem Bezirk abzustellen, ist er für mich ein Mann von hier.«
    »Mach dir nichts vor, Bannerman. Dass er umherzieht, sollte dir zu denken geben. Es bedeutet, dass er schon klügeren Polizisten als dir durch die Lappen gegangen ist. Frag ruhig bei deinen Kollegen in anderen Bezirken nach. So einer hinterlässt im Leichenschauhaus genauso viele Spuren wie ein Massenunfall auf der Autobahn.«
    »Parks, das ist mein Fall.«
    »Dein Fall, dein Bezirk, dein Mörder. Du kommst mir vor wie ein von allen guten Geistern verlassener kleiner Junge, der einen laufenden Rasenmäher umdreht, um zu sehen, ob man sich mit dem Messer auch die Fingernägel schneiden kann.«
    Schweigen.
    »Und, immer noch keine Leichen?«
    »Wir sind auf der Suche.«
    »Ich geb dir drei Tage Zeit.«
    »Und dann?«
    »Dann bin ich verpflichtet, die Bundespolizei einzuschalten.«
    »Ach geh doch zum Teufel, Special Agent Maria Megan Parks.«
    So war die erste Unterhaltung mit Bannerman abgelaufen. Ein Schlag ins Wasser. Dann hatte Maria bei ihm zu Abend gegessen. Sie war eigens früher als vereinbart hingegangen, um Abigail unauffällig aushorchen zu können, bevor ihr Mann nach Hause kam. Viel erfahren hatte sie nicht, außer dass Patricia Gray, das zweite Opfer, im Twister bedient hatte, einem Nachtlokal in der näheren Umgebung. Als Maria das hörte, war bei ihr der Groschen gefallen. Mary-Jane Barko: Bedienung in der Bar Campana in Hattiesburg. Auch Dorothy Braxton und Sandy Clarks, Opfer Nummer drei und vier, hatten diese Tätigkeit ausgeübt, die eine im Big Luna Drive und die andere im Sergeant Halliwell. Vier junge Frauen, die in Nachtlokalen des Bezirks Hattiesburg arbeiteten. Was ließ sich daraus schließen? War der Mörder womöglich auf Bardamen spezialisiert? Warum nicht? Ach was! Wenn man überlegte, wie viele Restaurants, Bars und Nachtlokale es in der Gegend gab, müsste man für die Opfer einen Friedhof von der Größe eines Baseballfelds anlegen, sofern sich der Mann tatsächlich auf weibliche Bedienungen spezialisiert hatte.
    ∗ ∗ ∗
    Nach dem Abendessen bedankte sich Maria Parks bei den Bannermans und suchte die im Süden der Stadt gelegene Bar auf, in der Mary-Jane Barko gearbeitet hatte. In unmittelbarer Nähe standen Wellblechschuppen und ein altes Sägewerk, zwischen dessen Bretterstapeln Landstreicher übernachteten. Auf der Terrasse des Campana schaukelten blinkende Lichtgirlanden im eiskalten Wind. Der Parkplatz stand voller Lastwagen und zerbeulter Pick-ups. Die Beleuchtung im Lokal war ebenso gedämpft wie die Country-Musik. Fliegenfänger hingen von der Decke. Die Gäste schienen überwiegend Fernfahrer und Handelsvertreter zu sein.
    Maria trat an den Tresen und bestellte eine Flasche Tequila mit Salz und einer geviertelten Limone. Sie lud den Barmann zum Mittrinken ein. Er begann beim vierten Glas zu reden, wobei ihm Tropfen auf die Handfläche spritzten, als er rasch in ein Limonenviertel biss.
    Seinen Worten nach gab es über Mary-Jane Barko so gut wie nichts zu sagen. Auf keinen Fall sei sie hinter den Männern her gewesen, man müsse sie eher als scheu bezeichnen. Aus dem Mund eines Mannes, in dessen Augen Frauen nichts als übergroße Kondome waren, durfte man diese Aussage ernst nehmen. Barko habe seit einem Monat im Campana gearbeitet. Sie sei mit einem Koffer und

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